Meinung

Wenn Grün sich bildet

Johannes Heil Foto: Philipp Rothe

Der 27. März hat Baden-Württemberg und den Rest der Republik bewegt: eine abgewählte Landesregierung, neue Mehrheiten, der erste grüne Ministerpräsident. Die Wechselstimmung hat ihre Ursache auch in den Berliner Kalamitäten: Abgang des Verteidigungsministers aus ganz unmilitärischen Gründen, die Unentschiedenheit gegenüber Libyen. Und dann war da noch eine Wahlhelferin namens Angst. Die Bilder explodierender Reaktorbauten haben selbst bei gestandenen Politikern die Halbwertszeit ihrer Gewissheiten dramatisch gesenkt.

Bahnhof Aber ist Angst allein ein guter Ratgeber? Dass die Grünen von jeher politische Selbstverständlichkeiten infrage gestellt haben, hat sie groß gemacht. Mit diesem Partner wird sogar Kurt Beck seine Moselbrücke tiefer legen müssen, und der Stuttgarter Bahnhof braucht einen neuen Gleisanschluss – Handlungsbedarf allenthalben, erst recht in der Gesellschafts- und Bildungspolitik. Beides zählen die Grünen zu ihrer Kernkompetenz.

Ob die Partei aber selbst bereit ist, überholte Überzeugungen hinter sich zu lassen? Zum Beispiel täte sie gut daran, sich vor Preisgabe der Studiengebühren in der dichten Hochschullandschaft des Südwestens zu informieren. Intelligent eingesetzt nämlich, verschafft dieses Instrument kleinen Hochschulen mit besonderem Auftrag, wie etwa der für Jüdische Studien in Heidelberg, wertvollen inhaltlichen Spielraum. Grün-Rot sollte ihn bewahren, am besten sogar ausbauen.

Der Autor ist Erster Prorektor der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg.

Kommentar

Wenn Ideologen mehr zu wissen scheinen als Expertinnen

Der Antisemitismusbekämpfer und bisherige Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln, Martin Hikel, ist abgestraft worden - weil er die Grundwerte der sozialdemokratischen Partei vertreten hat

von Renée Röske  21.11.2025

Nazivergangenheit

Keine Ehrenmedaille für Rühmann und Riefenstahl

»NS-belastet« oder »NS-konform« – das trifft laut einer Studie auf 14 Persönlichkeiten der Filmbranche zu. Ihnen wird rückwirkend eine Auszeichnung aberkannt, die die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) zukünftig nicht mehr vergeben will

von Niklas Hesselmann  21.11.2025

Deutschland

»Hitler ist niedergekämpft worden. Unsere Städte mussten in Schutt und Asche gelegt werden, leider«

Militanter Linker, Turnschuhminister, Vizekanzler und Außenminister: Das sind die Stationen im Leben des Grünenpolitikers Joschka Fischer. Warum er heute vom CDU-Kanzler Konrad Adenauer ein anderes Bild als früher hat

von Barbara Just  21.11.2025

Berlin

Bundesinnenministerium wechselt Islamismusberater aus

Beraterkreis statt Task Force: Die schwarz-rote Bundesregierung setzt einen anderen Akzent gegen islamistischen Extremismus als die Ampel. Ein neues Expertengremium, zu dem auch Ahmad Mansour gehören wird, soll zunächst einen Aktionsplan erarbeiten

von Alexander Riedel  21.11.2025

TV-Kritik

Allzu glatt

»Denken ist gefährlich«, so heißt eine neue Doku über Hannah Arendt auf Deutsch. Aber Fernsehen, könnte man ergänzen, macht es bequem - zu bequem. Der Film erklärt mehr als dass er zu begeistern vermag

von Ulrich Kriest  21.11.2025

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

von Michael Thaidigsmann  21.11.2025 Aktualisiert

Vor 80 Jahren

Zentralrat der Juden: Nürnberger Prozesse waren Wendepunkt

Es waren hochrangige NS-Kriegsverbrecher, die vor 80 Jahren in Nürnberg vor Gericht standen. Was diese Prozesse aus Sicht des Zentralrats der Juden bedeuten - auch heute

von Leticia Witte  21.11.2025

Paris

EJC warnt vor wachsender Radikalisierung junger Menschen im Netz

»Hass ist viral gegangen«, sagt Moshe Kantor, der Präsident der Organisation

 21.11.2025

Berlin

Israelisches Schutzsystem soll neue Leopard-2-Flotte sicherer machen

Das »Hard-Kill-Abwehrsystem« Trophy erkennt anfliegende Raketen und macht diese unschädlich

 21.11.2025