Meinung

Wartebank statt Werkbank

Ausnahmsweise sollten wir Thilo Sarrazin wirklich dankbar sein. Ohne ihn wären die Verantwortlichen vielleicht immer noch nicht auf die Idee gekommen, dass in unseren »Parallelgesellschaften« menschliche Schätze schlummern. Zum Beispiel die russischsprachigen Juden aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion. Seit 1990 konnten sie als jüdische Kontingentflüchtlinge nach Deutschland einwandern. Sie kamen als Ärzte, Ingenieure, Krankenschwestern und Lehrer. Und wir haben sie auf die Wartebank abgeschoben. Sie sollten erst einmal Deutsch lernen und Prüfungen nach hiesigen Kriterien ablegen. Anstatt die Neuen in Kliniken, Bau- und Entwicklungsbüros zu setzen, degradierte man sie zu Sozialhilfeempfängern. Doch ganz plötzlich werden in Deutschland Fachkräfte gebraucht. Also soll flugs möglich werden, was bislang angeblich unmöglich war: die beschleunigte Anerkennung im Ausland abgelegter Prüfungen. Doch für viele Zuwanderer kommt dieser längst überfällige Schritt 15 Jahre zu spät. Denn heute helfen die einstigen Ärzte und Ingenieure im Kindergarten oder in der Gemeindebibliothek. Sie mussten ja von etwas leben. Und wurden dabei vergessen. Jetzt werden wir an dieses verschenkte Potenzial erinnert. Schade, dass es dazu eines Thilo Sarrazin bedarf.

Berlin

Steinmeier erinnert an Stiftungsgründung für NS-Zwangsarbeiter

Im Jahr 2000 gründeten die deutsche Wirtschaft und der Bund nach langem Vorlauf die Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft. Millionen NS-Opfer erhielten zumindest einen symbolischen Betrag

 02.12.2025

Rechtsextremismus

Fragezeichen nach skurriler Rede bei AfD-Jugendkongress 

Wer steckt hinter dem mysteriösen Auftritt des Mannes, der mit einer Rede im Hitler-Stil den Gründungskongress der AfD-Jugend aufmischte? Ihm droht der Parteiausschluss

von Jörg Ratzsch  01.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  01.12.2025 Aktualisiert

Kommentar

Schiedsgerichte sind nur ein erster Schritt

Am 1. Dezember startet die Schiedsgerichtsbarkeit NS-Raubkunst. Doch es braucht eine gesetzliche Regelung auch für Werke in Privatbesitz, meint unser Gastautor

von Rüdiger Mahlo  01.12.2025

Das Ausmalbuch "From the river to the sea" in einer Buchhandlung in Zürich.

München

Hugendubel streicht antisemitisches Kinderbuch aus Sortiment

»Sofort nach Kenntnisnahme über dessen Existenz« sei das Malbuch entfernt worden, heißt es aus dem Unternehmen

 01.12.2025

Berlin

Karoline Preisler bei Marsch gegen Antisemitismus

»Es ist ganz besonderer Marsch, weil Männer Frauen und Kinder, Menschen aus ganz Deutschland und darüber hinaus zusammengekommen sind«, sagt die Juristin und Politikerin

 01.12.2025

Potsdam

Anne Frank mit Kufiya: Jüdische Gemeinde fordert Ausstellungs-Stopp

Eine Ausstellung im Museum Fluxus+ will Ähnlichkeiten zwischen Palästinensern und Israelis aufzeigen. Doch die Darstellung zieht Kritik aus der Jüdischen Gemeinde und von Brandenburgs Antisemitismusbeauftragten auf sich

 01.12.2025

Interview

»Nach dem Waffenembargo gibt es einiges zu kitten«

CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter über den Antrittsbesuch des Bundeskanzlers in Israel, Siedlergewalt im Westjordanland und die Kooperation mit dem Mossad

von Joshua Schultheis  01.12.2025

Hamburg

So reagiert die Politik auf den Rücktritt Stefan Hensels

Wegen der vorzeitigen Amtsaufgabe des Antisemitismusbeauftragten macht die CDU dem rot-grünen Senat schwere Vorwürfe. Der Erste Bürgermeister lobt dagegen die konstruktive Zusammenarbeit mit dem Beauftragten

von Joshua Schultheis  01.12.2025