Neubrandenburg

Vierter Anlauf zu Prozess

Das Verfahren war im ersten Anlauf bereits Ende Februar eröffnet worden. Foto: dpa

In Mecklenburg-Vorpommern ist am Montag der Prozess gegen einen früheren SS-Sanitäter aus dem KZ Auschwitz wiederaufgenommen worden. Der 95-jährige Angeklagte erschien im Rollstuhl vor dem Landgericht in Neubrandenburg. Ihm wird Beihilfe zum Mord in mindestens 3681 Fällen vorgeworfen. Drei Prozesstermine waren bislang geplatzt – einer aus formalen Gründen, zwei wegen bescheinigter Verhandlungsunfähigkeit des Angeklagten.

Nach Verlesung der Anklageschrift wurde der Prozess nach etwa drei Stunden erneut unterbrochen und auf den 19. September vertagt, wie ein Gerichtssprecher dem Evangelischen Pressedienst mitteilte. Ein neues Gutachten bescheinige dem 95-jährigen Angeklagten eine »eingeschränkte Verhandlungsfähigkeit« wegen »leichtgradiger Demenz«, hieß es. Darauf müsse bei der Sitzungsdauer Rücksicht genommen werden.

häftlinge Der Angeklagte soll als SS-Sanitäter im Sommer 1944 mehrere Wochen im KZ Auschwitz-Birkenau gearbeitet haben. Ihm wird zur Last gelegt, von Mitte August bis Mitte September 1944 durch seine Tätigkeit dazu beigetragen zu haben, dass die SS-Leute im KZ handlungsfähig waren und die Massenvernichtung von Deportierten ausführen konnten. In dem fraglichen Zeitraum kamen laut Anklage 14 Züge mit Häftlingen an, die in den Gaskammern umgebracht wurden. Die Verteidigung bestreitet die Schuld ihres Mandanten. Im Fall einer Verurteilung drohen dem 95-Jährigen drei bis 15 Jahre Haft.

Staatsanwaltschaft und Nebenkläger stellten am Montag zwei Befangenheitsanträge gegen den Vorsitzenden Richter. Sie kritisierten vor allem die schleppende Prozessführung. Einer dieser Anträge wurde verlesen und kann daher am kommenden Montag verhandelt werden.

In einem offenen Brief hatten auch Auschwitz-Überlebende und das Internationale Auschwitz Komitee (IAK) in der vergangenen Woche massive Kritik am bisherigen Verfahren und an der Haltung des zuständigen Landgerichts in Neubrandenburg geübt. Das Verfahren, das im ersten Anlauf bereits Ende Februar eröffnet worden war, verlaufe für die Überlebenden »quälend langsam«, so der Vorwurf. epd

Diplomatie

Bosnien: Diplomatischer Eklat um Nazi-Helm an deutschen UN-Vertreter

Vor 30 Jahren endete der Krieg in Bosnien und Herzegowina. Jetzt flammt die Debatte um die politischen Nachwehen von Neuem auf. Im Fokus eines skandalösen Angriffs steht ein deutscher UN-Politiker

 20.11.2025

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

von Michael Thaidigsmann  20.11.2025 Aktualisiert

Berlin

Messerangriff am Holocaust-Mahnmal: Prozess beginnt

Ein 19-jährigen Syrer soll dort im Februar einem spanischen Touristen lebensgefährlich verletzt haben. Aufgrund einer sofortigen Notoperation überlebte das Opfer

 20.11.2025

Washington D.C.

Trump unterschreibt Gesetz zur Freigabe von Epstein-Akten

Der Druck auf den US-Präsidenten wurde zu groß - nun hat er die Veröffentlichung von Akten zu einem Fall genehmigt, den er nicht loswurde. Was das bedeutet

von Anna Ringle, Franziska Spiecker, Khang Mischke, Luzia Geier  20.11.2025

Russischer Eroberungskrieg

Neuer US-Friedensplan: Ukraine unter Druck

Die USA haben Sanktionen gegen Russland verhängt, doch hinter den Kulissen scheint weiter verhandelt worden zu sein. Kiew trifft dies zu einem doppelt ungünstigen Zeitpunkt

 20.11.2025

Gespräch

»Der Überlebenskampf dauert an«

Arye Sharuz Shalicar über sein neues Buch, Israels Krieg gegen den palästinensischen Terror und die verzerrte Nahost-Berichterstattung in den deutschen Medien

von Detlef David Kauschke  20.11.2025

Nazivergangenheit

Keine Ehrenmedaille für Rühmann und Riefenstahl

»NS-belastet« oder »NS-konform« – das trifft laut einer Studie auf 14 Persönlichkeiten der Filmbranche zu. Ihnen wird rückwirkend eine Auszeichnung aberkannt, die die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) zukünftig nicht mehr vergeben will

von Niklas Hesselmann  20.11.2025

Essay

All die potenziellen Schüsse

In diesem Herbst liest man fast täglich von vereitelten Anschlägen auf Juden. Was die ständige Bedrohung mit uns macht

von Mascha Malburg  20.11.2025

Stuttgart

Polizei plant Großeinsatz bei Maccabi-Spiel

Vor den Europa-League-Auftritten gegen Maccabi Tel Aviv sind der VfB Stuttgart und der SC Freiburg alarmiert. Ein Fan-Ausschluss wie zuletzt in Birmingham ist momentan nicht geplant

 19.11.2025