Einspruch

Vertrauen in den Weltmeister

Ich erinnere mich gut an das Gesicht und die Stimme meines Vaters, als wir im westrumänischen Timisoara am 4. Juli 1954 den ungarischen Radioreporter schluchzen hörten. Helmut Rahn hatte gerade das Tor zum »Wunder von Bern« geschossen, und mein Vater sagte mit nüchterner Stimme: »Die Mannschaften kommen aus Ländern, die Mama und Papa schreckliche Dinge angetan haben. Wichtig ist nur, dass die Vereinigten Staaten von Amerika heute Geburtstag feiern. Dorthin gehen wir, so Gott will, und werden ein glückliches Leben führen.«

Das habe ich nie vergessen. Auch nicht unsere Trauer, als wir 1974 im Münchner Olympiastadion die Niederlage von Johan Cruyffs Niederländern und 1982 das Ausscheiden von Michel Platinis Franzosen erleben mussten – jeweils gegen Deutschland.

Klinsmann Aber am Sonntag habe ich gehofft, dass Deutschland Weltmeister wird. Das liegt an der sympathischen Mannschaft. Die Wurzeln jedoch hat Jürgen Klinsmann gelegt, als er 1997 mit dem DFB Yad Vashem besuchte. Was er wörtlich sagte, weiß ich nicht mehr, aber er hatte verstanden, worum es in dieser Gedenkstätte geht. Jetzt ist Klinsmann Trainer der USA, lebt in Kalifornien, und es ist kein Zufall, dass er als Begründer des derzeitigen deutschen Erfolgsfußballs gilt.

Das WM-Finale in Brasilien habe ich in meiner Universitätsstadt Ann Arbor zusammen mit anderen jüdischen Akademikern geschaut: Alle unterstützten die DFB-Elf. Das Team steht für die gute, die offizielle Bundesrepublik von Angela Merkel. So übrigens wirken auch die Bilder von den Fanmeilen. Allerdings bin ich nicht mehr zuversichtlich über die Einstellung anderer Teile Deutschlands: Was aus manchen Fanblöcken zu hören ist, darf man nicht vergessen, wenn man verstehen will, warum Neonazis im Europaparlament sitzen.

Diese Mannschaft und auch das offizielle Deutschland will und kann ich getrost unterstützen. Misstrauen gegenüber dem Deutschland des Stammtischs ist aber weiterhin angesagt.

Der Autor ist Politologe an der University of Michigan/USA.

Sicherheit

»Keine jüdische Veranstaltung soll je abgesagt werden müssen«

Nach dem Massaker von Sydney wendet sich Zentralratspräsident Josef Schuster in einer persönlichen Botschaft an alle Juden in Deutschland: Lasst euch die Freude an Chanukka nicht nehmen!

von Josef Schuster  17.12.2025

Faktencheck

Berichte über israelischen Pass Selenskyjs sind Fälschung

Ukrainische Behörden ermitteln wegen hochrangiger Korruption. Doch unter diesen Fakten mischen sich Fälschungen: So ist erfunden, dass bei einer Razzia ein israelischer Pass Selenskyjs gefunden wurde

 17.12.2025

Berlin

Klöckner zu Attentat: »Sydney hätte auch in Deutschland liegen können«

Bei einem antisemitischen Anschlag in Australien starben 15 Menschen. Die Bundestagspräsidentin warnt, dass sich Judenhass auch in Deutschland immer weiter ausbreite

 17.12.2025

Faktencheck

Bei den Sydney-Attentätern führt die Spur zum IS

Nach dem Blutbad am Bondi Beach werden auch Verschwörungsmythen verbreitet. Dass der jüngere Attentäter ein israelischer Soldat sei, der im Gazastreifen eingesetzt wurde, entspricht nicht der Wahrheit

 17.12.2025

Analyse

Rückkehr des Dschihadismus?

Wer steckt hinter den Anschlägen von Sydney – und was bedeuten sie für Deutschland und Europa? Terrorexperten warnen

von Michael Thaidigsman  17.12.2025

Bulletin

Terrorangriff in Sydney: 20 Verletzte weiter im Krankenhaus

Fünf Patienten befinden sich nach Angaben der Gesundheitsbehörden in kritischem Zustand

 17.12.2025

Bondi Beach

Sydney-Attentäter wegen 15-fachen Mordes angeklagt

15-facher Mord, Terrorismus, Sprengstoffeinsatz - dem überlebenden Sydney-Attentäter werden 59 Tatbestände zur Last gelegt

 17.12.2025

Meinung

Die Empörung über Antisemitismus muss lauter werden

Der Anschlag von Sydney war in einem weltweiten Klima des Juden- und Israelhasses erwartbar. Nun ist es an der Zeit, endlich Haltung zu zeigen

von Claire Schaub-Moore  17.12.2025

Washington D.C.

Trump ruft zu Vorgehen gegen islamistischen Terror auf

Bei einer Chanukka-Feier im Weißen Haus spricht der Präsident den Hinterbliebenen der Opfer vom Anschlag in Sydney sei Beileid aus

 17.12.2025