Beirut

Umstrittener Wissenschaftler übernimmt Orient-Institut

Foto: picture alliance / Zoonar

Seit Samstag ist Jens Hanssen der neue Leiter des Beiruter Orient-Instituts der Max Weber Stiftung (MWS). Zuvor wurde dem Historiker, der bisher an der Universität Toronto lehrte, die Unterstützung der gegen Israel gerichteten Boykott-Kampagne BDS vorgeworfen.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

In einer Stellungnahme vom Freitag erklärte die MWS nun, Hanssen weiterhin als Institutsleiter einsetzen zu wollen. Der Text ist von MWS-Leiterin Ute Frevert sowie Hanssen selbst unterschrieben. Es sei der Stiftung bekannt gewesen, dass sich der Historiker »kritisch über Israel geäußert«.

BOYKOTT In angelsächsischen Ländern sei »der akademische Boykott eine gängige (wenngleich nicht von allen akzeptierte) Taktik in der öffentlichen Streitkultur«, erklärte die Stiftung. »Für einen Boykott gegenüber israelischen wissenschaftlichen Institutionen hat sich auch Jens Hanssen mehrfach ausgesprochen.« Die MWS distanziere sich dagegen von Boykott-Aufrufen gegen Israel.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Die Stiftung erklärte: »Jens Hanssen wird als Direktor eines MWS-Auslandsinstituts Repräsentant der Bundesrepublik Deutschland sein und für deren Grundwerte – zu denen die Wissenschaftsfreiheit samt Ablehnung politisch motivierter Zensur und Exklusion zählt – eintreten, ebenso wie er die Grenze zwischen wissenschaftlicher Arbeit und politischen Meinungsäußerungen wahren wird.« Das Orient-Institut werde unter Hanssen »unter ausdrücklichem Einschluss jüdischer und israelischer Wissenschaftler*innen« betrieben.

Gespräch Die Bundestagsabgeordnete Marlene Schönberger (Grüne) hatte vergangene mit der MWS-Leiterin Ute Frevert über die Personalie gesprochen. Dieser Zeitung sagte Schönberger, Frevert darauf hingewiesen zu haben, »dass ich die Verantwortung in einer Leitungsfunktion im Orient-Institut für nicht vereinbar mit Sympathie für die BDS-Kampagne halte«. Sie wolle nun beobachten, wie Hanssen in seinem neuen Amt agieren wird.

Zudem fordert Schönberger den Historiker auf, seinen Vorstandsposten in der »Middle East Studies Association« niederzulegen. Schönberger: »Da die Sympathiebekundungen für die BDS-Kampagne von der Organisation getragen wurde, halte ich einen Rückzug aus diesem Gremium für einen angemessenen weiteren Schritt.«

Aufruf Hanssen, der auf die moderne Geschichte des Nahen Ostens spezialisiert ist, unterzeichnete 2014 einen Boykott-Aufruf gegen israelische Wissenschaftseinrichtungen. Zudem sprach sich Hanssen 2015 in Zitaten, die vom Online-Medium »Inside Higher Ed« wiedergegeben wurden, klar für eine Unterstützung der laut Deutschem Bundestag antisemitischen BDS-Bewegung aus.

Der »Welt am Sonntag« sagte Hanssen, der BDS-Bewegung nicht anzugehören. Gegenüber der Jüdischen Allgemeinen ging der Historiker bisher nicht näher auf sein Verhältnis zu BDS ein.

Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, hatte der »Welt am Sonntag« gesagt: »Wer sich intellektuell mit BDS verbündet und der Bewegung Vorschub leistet, etwa zum Aufruf des akademischen Boykotts Israels, steht wohl kaum für den Wert von Wissenschaftsfreiheit, den die Max Weber Stiftung für sich als zentral betrachtet.«

Die MWS sitzt in Bonn und unterhält im Ausland mehrere geisteswissenschaftliche Institute, unter anderem in London, Tokio und Istanbul. Finanziert wird die Stiftung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. js

Berlin

Mehr Demonstrationen mit Nahost-Bezug im vergangenen Jahr

Auf den Straßen der Hauptstadt ist 2025 weniger demonstriert worden, die Kundgebungen mit Bezug zum Nahen Osten haben jedoch zugenommen

 28.12.2025

Berlin

»Jeder sollte sich überlegen, ob er mit dem Teufel ins Bett geht«

Der frühere Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle, hält Koalitionen mit der AfD auf Länderebene für gefährlich

 27.12.2025

Genua

Italien geht gegen mutmaßliches Hamas-Netzwerk vor

Die Ermittler decken ein Netzwerk zur Unterstützung der islamistischen Terrororganisation auf

 27.12.2025

Berlin

Wadephul: Keine deutsche Beteiligung an Gaza-Stabilisierungstruppe

Er sei dafür, »dass Deutschland eine vermittelnde Rolle einnimmt, um der Sicherheit Israels Rechnung zu tragen«, so der Außenminister

 26.12.2025

Istanbul

Türkei nimmt 115 mutmaßliche IS-Mitglieder fest

Die Verdächtigen sollen Anschläge während der Weihnachts- und Neujahrszeit geplant haben

 25.12.2025

Australien

Mann solidarisiert sich mit Sydney-Attentätern – Festnahme

Bei dem Verdächtigen wurden Einkaufslisten für den Bau einer Bombe und Munition gefunden. Es erging bereits Anklage

 24.12.2025

Washington

US-Regierung nimmt deutsche Organisation HateAid ins Visier

Die beiden Leiterinnen wurden wegen angeblicher Zensur amerikanischer Online-Plattformen mit Einreiseverboten belegt. Die Bundesregierung protestiert

 24.12.2025

Großbritannien

Israelfeindlicher Protest: Greta Thunberg festgenommen

In London treffen sich Mitglieder der verbotenen Gruppe Palestine Action zu einer Protestaktion. Auch die schwedische Aktivistin ist dabei. Die Polizei schreitet ein

 23.12.2025

Stockholm

Was bleibt von den Mahnungen der Überlebenden?

Der Schoa-Überlebende Leon Weintraub warnt vor der AfD und Fanatismus weltweit. Was für eine Zukunft hat die deutsche Erinnerungskultur?

von Michael Brandt  23.12.2025