Köln

Trotz Kritik: Sophie von der Tann erhält Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis

Katharina Willinger, Sophie von der Tann, WDR-Intendantin Katrin Vernau, Sandra Maischberger und weitere Preisträger Foto: picture alliance / SvenSimon

Der Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis für kritischen Fernsehjournalismus ist in diesem Jahr an die beiden ARD-Auslandskorrespondentinnen Sophie von der Tann und Katharina Willinger vergeben worden. Die Auszeichnung wurde im WDR-Funkhaus in Köln überreicht. Von der Tann berichtet für das ARD-Studio Tel Aviv über Israel und die palästinensischen Gebiete, Willinger arbeitet für das Studio Istanbul/Teheran.

Von der Tann war in den vergangenen Monaten wegen ihrer Berichterstattung zum Gaza-Krieg heftig kritisiert worden. Vorwürfe kamen zuletzt unter anderem vom israelischen Botschafter Ron Prosor, der ihr eine einseitige Darstellung vorwarf und die Verleihung des Preises an sie kritisierte.

Während der Preisverleihung protestierten nach Angaben der Polizei zeitweise rund 100 Menschen vor dem Funkhaus des WDR in Köln. »Keine Auszeichnung für Propaganda und Antisemitismus«, stand etwa auf einem Plakat. Die Kundgebung unter dem Motto »Einseitige Berichterstattung ist kein Journalismus« sei bislang ohne Zwischenfälle verlaufen, sagte ein Polizeisprecher am Abend.

Lesen Sie auch

Von der Tann weist die Kritik an ihr zurück und betont, sie berichte sorgfältig und mehrdimensional. Rückhalt erhielt sie unter anderem von der Organisation Reporter ohne Grenzen.

Den Förderpreis des Hanns-Joachim-Friedrichs-Vereins erhielt der WDR-Journalist Borhan Akid, der der Jury zufolge »eine wichtige und bereichernde Perspektive« in das Programm bringt. Akid arbeitete vor dem Krieg in Syrien als Journalist und floh 2015 nach Deutschland. Er überzeugte die Jury mit zwei Arbeiten: dem Gesprächsformat »Danke, aber … 10 Jahre nach Merkels Versprechen« sowie der Reportage »Wieder in Syrien« über seine Rückkehr nach Damaskus. Der Sonderpreis ging an die Organisation Reporter ohne Grenzen für ihr »lebenswichtiges Engagement« für Pressefreiheit.

In einer Keynote mahnte der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle, die Bedeutung freier Medien an. Weltweit gerate kritischer Journalismus zunehmend unter Druck – durch Autoritarismus, Populismus und gezielte Desinformation, sagte er. Guter Journalismus sei heute mehr denn je unverzichtbar.

Der Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis wird seit 1995 an kritische und parteiunabhängige Journalistinnen und Journalisten verliehen. Namensgeber ist der im März 1995 verstorbene Reporter und frühere »Tagesthemen«-Moderator Hanns-Joachim Friedrichs. Die Hauptpreise und der Förderpreis sind mit jeweils 2500 Euro dotiert.

Zu den bisherigen Preisträgerinnen und Preisträgern gehören unter anderem Anne Will, Sandra Maischberger, Marietta Slomka, Oliver Welke und Claus Kleber.

Faktencheck

Berichte über israelischen Pass Selenskyjs sind Fälschung

Ukrainische Behörden ermitteln wegen hochrangiger Korruption. Doch unter diesen Fakten mischen sich Fälschungen: So ist erfunden, dass bei einer Razzia ein israelischer Pass Selenskyjs gefunden wurde

 17.12.2025

Berlin

Klöckner zu Attentat: »Sydney hätte auch in Deutschland liegen können«

Bei einem antisemitischen Anschlag in Australien starben 15 Menschen. Die Bundestagspräsidentin warnt, dass sich Judenhass auch in Deutschland immer weiter ausbreite

 17.12.2025

Faktencheck

Bei den Sydney-Attentätern führt die Spur zum IS

Nach dem Blutbad am Bondi Beach werden auch Verschwörungsmythen verbreitet. Dass der jüngere Attentäter ein israelischer Soldat sei, der im Gazastreifen eingesetzt wurde, entspricht nicht der Wahrheit

 17.12.2025

Analyse

Rückkehr des Dschihadismus?

Wer steckt hinter den Anschlägen von Sydney – und was bedeuten sie für Deutschland und Europa? Terrorexperten warnen

von Michael Thaidigsman  17.12.2025

Bulletin

Terrorangriff in Sydney: 20 Verletzte weiter im Krankenhaus

Fünf Patienten befinden sich nach Angaben der Gesundheitsbehörden in kritischem Zustand

 17.12.2025

Bondi Beach

Sydney-Attentäter wegen 15-fachen Mordes angeklagt

15-facher Mord, Terrorismus, Sprengstoffeinsatz - dem überlebenden Sydney-Attentäter werden 59 Tatbestände zur Last gelegt

 17.12.2025

Meinung

Die Empörung über Antisemitismus muss lauter werden

Der Anschlag von Sydney war in einem weltweiten Klima des Juden- und Israelhasses erwartbar. Nun ist es an der Zeit, endlich Haltung zu zeigen

von Claire Schaub-Moore  17.12.2025

Washington D.C.

Trump ruft zu Vorgehen gegen islamistischen Terror auf

Bei einer Chanukka-Feier im Weißen Haus spricht der Präsident den Hinterbliebenen der Opfer vom Anschlag in Sydney sei Beileid aus

 17.12.2025

Washington D.C.

USA verhängen Einreisestopp für Inhaber palästinensischer Dokumente

Zur Begründung heißt es, in den palästinensischen Gebieten seien mehrere von den USA als Terrororganisationen eingestufte Gruppen aktiv, die auch US-Bürger getötet hätten

 17.12.2025