Hagen

»Termin und Tatort standen fest«

NRW-Innenminister Herbert Reul Foto: picture alliance / Flashpic

Herr Minister, am Vorabend von Jom Kippur wurden Anschlagspläne auf die Synagoge in Hagen bekannt. Wie ist der Stand der Ermittlungen?
Der Beschuldigte sitzt in Untersuchungshaft. Es handelt sich um einen 16-jährigen Syrer, der im Rahmen des Familiennachzugs 2015 nach Deutschland kam und seitdem in Hagen wohnt. Er soll längere Zeit Kontakt mit einer Person im Ausland gehabt und von dieser in einem Chat unter anderem Informationen zum Bombenbau erhalten haben. Bei dem tatverdächtigen Jugendlichen haben wir keine Bombe und keinen Sprengstoff gefunden. Dennoch stand nach unseren Hinweisen ein hoher jüdischer Feiertag als Termin fest, die Synagoge als Tatort ebenfalls. Wir müssen davon ausgehen, dass es ein sehr ernst zu nehmender Verdacht war. Die Ermittlungen laufen weiter.

Der Hinweis auf die mutmaßlichen Anschlagspläne kam von einem ausländischen Geheimdienst. Ohne den hätten deutsche Behörden keine Chance gehabt, haben Sie vor dem Innenausschuss des NRW-Landtags gesagt. Was wird denn im Verdachtsfall überhaupt getan?
Wir tun viel im Bereich der Terror- und Islamismusbekämpfung. Und wo es rechtlich möglich ist, gehen wir gegen Gefährder vor. Wir ergreifen zum Beispiel aufenthaltsbeendende Maßnahmen. Bei Abschiebungen von Gefährdern haben wir in Nordrhein-Westfalen im Vergleich zu anderen Bundesländern sehr positive Zahlen. Doch in der nachrichtendienstlichen Früherkennung sind wir häufig auf Erkenntnisse anderer Dienste angewiesen.

Braucht es andere rechtliche Möglichkeiten?
Ich möchte nicht, dass wir die rechtlichen Gegebenheiten in Deutschland an die USA angleichen. Aber es kann uns nicht zufriedenstellen, dass wir zu wenig Möglichkeiten haben, an entscheidende Informationen zu gelangen. Ich denke schon, dass es sich lohnt, darüber nachzudenken.

Auch Ministerpräsident Armin Laschet betont, er wolle islamistische Gefährder in ihre Heimatländer abschieben. Was könnte im konkreten Fall geschehen?
Wir müssen die Ermittlungen und den Ausgang eines möglichen Strafverfahrens abwarten. Entweder bekommt der Beschuldigte eine gerichtliche Strafe, oder wir behalten ihn im Auge. Abschieben wird hier derzeit nicht möglich sein. Auf jeden Fall bleibt dieser junge Mann auf unserem Radar.

Wie sicher sind Juden in NRW?
Die jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger sind in Nordrhein-Westfalen sicher. Absolute Sicherheit gibt es nie und für niemanden. Trotzdem müssen wir immer wachsam sein und immer wieder überlegen, ob wir noch etwas verbessern können, auch in Bezug auf die rechtlichen Maßnahmen. Die seit Jahren bestehenden Schutzmaßnahmen für jüdische Einrichtungen sind schon sehr vorzeigbar, und ich denke, dass wir immer besser und genauer werden.

Mit dem Innenminister von Nordrhein-Westfalen sprach Detlef David Kauschke.

Australien

Polizei: Angreifer in Sydney waren Vater und Sohn 

Weitere Details des judenfeindlichen Terroranschlags werden bekannt

von Denise Sternberg  14.12.2025

Hintergrund

Der Held von Sydney

Laut australischen Medien handelt es sich um einen 43-jährigen muslimischen Vater von zwei Kindern, der einen Laden für lokale Produkte betreibt

 14.12.2025

Jerusalem

Israels Regierungschef wirft Australien Tatenlosigkeit gegen Judenhass vor

Nach einem Anschlag in Sydney fordert Netanjahu von Australien entschlosseneres Handeln gegen Judenhass. Er macht der Regierung einen schweren Vorwurf

 14.12.2025

Kommentar

Müssen immer erst Juden sterben?

Der Anschlag von Sydney sollte auch für Deutschland ein Weckruf sein. Wer weiter zulässt, dass auf Straßen und Plätzen zur globalen Intifada aufgerufen wird, sollte sich nicht wundern, wenn der Terror auch zu uns kommt

von Michael Thaidigsmann  14.12.2025

Meinung

Blut statt Licht

Das Abwarten, Abwiegeln, das Aber, mit dem die westlichen Gesellschaften auf den rasenden Antisemitismus reagieren, machen das nächste Massaker nur zu einer Frage der Zeit. Nun war es also wieder so weit

von Sophie Albers Ben Chamo  14.12.2025 Aktualisiert

Anschlag in Sydney

Felix Klein: »Von Terror und Hass nicht einschüchtern lassen«

Zwei Männer töten und verletzen in Sydney zahlreiche Teilnehmer einer Chanukka-Feier. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung äußert sich zu der Tat

 14.12.2025

Terror in Sydney

Zivilist entwaffnet Angreifer und wird als »Held« gefeiert

Zwei Männer schießen auf Teilnehmer einer Chanukka-Feier in Sydney: Es gibt Tote und Verletzte. Ein Video soll nun den mutigen Einsatz eines Passanten zeigen

 14.12.2025

Australien

Merz: »Angriff auf unsere gemeinsamen Werte«

Bei einem Anschlag auf eine Chanukka-Feier in der australischen Metropole gab es viele Tote und Verletzte. Der Bundeskanzler und die Minister Wadephul und Prien äußern sich zu der Tat

 14.12.2025 Aktualisiert

Terror in Sydney

Zentralrat der Juden: »In Gedanken bei den Betroffenen«

Der Zentralrat der Juden und weitere jüdische Organisationen aus Deutschland äußern sich zu dem Anschlag auf eine Chanukka-Feier im australischen Sydney

 14.12.2025 Aktualisiert