Iran

Teheran beseitigt Spuren möglicher Nuklearforschung nach Luftangriffen

Eine iranische Atomanlage nach ihrer Beschädigung durch die israelische Luftwaffe Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS

Teheran soll nach israelischen Luftschlägen auf ein geheimes Nukleargelände in großem Stil damit begonnen haben, Trümmer zu beseitigen und Gebäude abzureißen. Nach Einschätzung des Washingtoner Institute for Science and International Security handelt es sich dabei um den Versuch, Beweise für militärische Nuklearaktivitäten verschwinden zu lassen. Dies geht aus einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht hervor, auf den sich mehrere amerikanische Medien berufen.

Das Institut unter Leitung des früheren UN-Inspektors David Albright stützt sich auf Satellitenaufnahmen, die seit Juni ausgewertet wurden. Diese zeigten, dass auf dem sogenannten Mojdeh-Komplex – auch Lavisan II genannt – innerhalb weniger Wochen zerstörte Gebäude dem Erdboden gleichgemacht und sämtliche Trümmer beseitigt wurden. Die Einrichtung steht seit Jahren im Verdacht, Teil des früheren iranischen Atomwaffenprogramms gewesen zu sein.

Während die iranische Regierung erneut betont, ihr Atomprogramm diene ausschließlich zivilen Zwecken, mehren sich die Zweifel westlicher Experten. IAEA-Chef Rafael Grossi erklärte nach Gesprächen in Washington, Teheran sei völkerrechtlich verpflichtet, internationalen Inspektoren wieder Zutritt zu allen relevanten Anlagen zu gewähren. Dies müsse »so schnell wie möglich« geschehen. Besonders im Fokus stehen neben Fordow, Natanz und Isfahan sowie weitere Standorte, die Israel und die USA im Juni gezielt bombardiert hatten.

Europäische Staaten drängen auf Sanktionen

Parallel bereiten Großbritannien, Frankreich und Deutschland laut Diplomatenkreisen die Wiedereinführung von UN-Sanktionen gegen den Iran vor. Hintergrund ist die anhaltende Verletzung des 2015 geschlossenen Atomabkommens, das die Entwicklung von Nuklearwaffen verhindern sollte.

Lesen Sie auch

Bei den Luftschlägen am 18. Juni zerstörte die israelische Luftwaffe mehrere Gebäude des Mojdeh-Komplexes, darunter das Institut für Angewandte Physik sowie eine Werkstatt, die nach Einschätzung der USA mit Raketen- und Sprengstoffprojekten in Verbindung steht. Bereits kurz darauf begannen die iranischen Behörden laut Satellitenbildern mit Aufräumarbeiten. Dies wird von Experten als Hinweis darauf gewertet, dass möglicherweise brisante Spuren beseitigt werden sollten.

Es wäre nicht das erste Mal, dass der Iran Beweise verschwinden lässt. Bereits Anfang der 2000er-Jahre wurde das frühere Nukleargelände Lavizan-Shian vollständig abgetragen und das Areal anschließend in einen Park umgewandelt – nachdem die IAEA dort militärische Forschungen vermutet hatte. Auch am Militärgelände Parchin wurden jahrelang Zugänge verweigert und Gebäude nachträglich umgebaut oder abgerissen. Beobachter sehen darin ein klares Muster, mit dem Teheran seit Jahrzehnten versucht, seine tatsächlichen Absichten zu verschleiern.

Der neue Bericht des Instituts kommt zu dem Schluss, dass die schnelle Demontage in Mojdeh kein Zufall ist, sondern Teil dieser bekannten Strategie. Für Israel gilt dies als weiterer Beleg dafür, dass Teheran trotz aller Dementis auf dem Weg zur Atombombe ist – und dafür, dass die eigenen Luftschläge notwendig waren, um diese Gefahr einzudämmen. im

Medien

Merz: Habe mich mit Begriff Staatsräson immer schwergetan

Den Begriff in Bezug auf das deutsche Verhältnis zu Israel hat die damalige Kanzlerin Angela Merkel geprägt. Ihr Nachfolger erklärt nun, wie er dazu steht

 18.10.2025

Israel

Warum ich meine gelbe Schleife nicht ablege

Noch immer konnten nicht alle Angehörigen von Geiseln Abschied von ihren Liebsten nehmen

von Sophie Albers Ben Chamo  17.10.2025

Tel Aviv/Birmingham

Ex-Geisel zu Ausschluss von Maccabi-Fans: »Schämt euch!«

Emily Damari kritisiert den Ausschluss von Fans des Fußballvereins Maccabi Tel Aviv vom Europacupspiel bei Aston Villa. Sie spricht von einer »unerhörten Entscheidung«

 17.10.2025

Berlin/Ankara

Wadephul setzt auf Wiederannäherung von Türkei und Israel

Der deutsche Außenminister ist zum Antrittsbesuch in Ankara eingetroffen. Er sieht sich in einer Rolle der klassischen Diplomatie. Das gilt auch für das schwierige Verhältnis des Gastgebers zum jüdischen Staat

 17.10.2025

Meinung

Das moralische Versagen der Linken

Wenn Antisemitismus offen auf der Straße marschiert, dann hört man aus den linken Reihen: nichts.

von Nicole Dreyfus  17.10.2025

München

Wegen »Hitlergruß«-Collage: AfD-Mann Bystron verurteilt

Der Politiker teilt eine Fotomontage in sozialen Medien. Zu sehen: unter anderem Angela Merkel mit erhobenem Arm und ausgestreckter Hand

 17.10.2025

New York

Bürgermeisterkandidat bezichtigt Israel eines Völkermords

Der Demokrat Zohran Mamdani will das Land außerdem »nicht als jüdischen Staat« anerkennen

 17.10.2025

Interview

»Völkermörder!«: Nach dem Linken-Eklat in Neukölln - Jetzt spricht Bat Yams Bürgermeister

Bat Yams Bürgermeister Tzvika Brot wurde bei einem Besuch in Berlin-Neukölln von Fraktionschef der Linkspartei als Völkermörder beschimpft. Im Interview spricht er über den Vorfall und die Zusammenarbeit zwischen deutschen und israelischen Kommunen

von Detlef David Kauschke  17.10.2025

Reisen

Israelischer Reisepass verliert an Wert

Visafrei können Israelis in nur noch 165 Staaten der Welt reisen. Wie sieht es mit den Inhabern deutscher Pässe aus?

 17.10.2025