USA

Staatsanwaltschaft rollt den Fall Etan Patz neu auf

Etan Patz wurde 1979 im Alter von sechs Jahren entführt und ermordet. Foto: picture alliance / dpa

USA

Staatsanwaltschaft rollt den Fall Etan Patz neu auf

Der jüdische Junge Etan Patz verschwindet am 25. Mai 1979 auf dem Weg zur Schule. Jahre später wird er für tot erklärt

 27.11.2025 18:33 Uhr

Im Fall des 1979 verschwundenen New Yorker Jungen Etan Patz wird es zu einem neuen Prozess kommen. Die Staatsanwaltschaft in Manhattan kündigte an, den bereits verurteilten Pedro Hernandez erneut anzuklagen. Vorausgegangen war ein Urteil eines Berufungsgerichts, das die ursprüngliche Verurteilung wegen fehlerhafter Richteranweisungen an die Geschworenen aufgehoben hatte.

Die Behörde erklärte laut amerikanischen Medien: »Nach gründlicher Prüfung hat die Staatsanwaltschaft festgestellt, dass die verfügbaren, zulässigen Beweismittel eine erneute Anklage wegen Mordes zweiten Grades und Entführung ersten Grades rechtfertigen, und wir sind bereit fortzufahren.«

Hernandez, heute 64 Jahre alt, war 2017 schuldig gesprochen worden. Er hatte den Ermittlern gestanden, den damals sechsjährigen Etan in den Keller eines Bodegas im SoHo-Viertel gelockt und getötet zu haben. Jahrzehntelang hatte der Fall die Öffentlichkeit erschüttert und die Ermittler vor große Rätsel gestellt.

Fotos auf Milchkartons

Im Juli jedoch hob ein Bundesberufungsgericht die Verurteilung auf. Da der Prozessrichter die Geschworenen falsch instruiert habe, müsse Hernandez entweder erneut vor Gericht gestellt oder freigelassen werden. Er blieb dennoch in Haft. Nun soll der neue Prozess bis spätestens 1. Juni beginnen.

Lesen Sie auch

Die Anwälte des Angeklagten reagierten empört auf die Entscheidung zur Neuauflage: »Wir sind zutiefst enttäuscht über diese Entscheidung, da wir weiterhin überzeugt sind, dass Mr. Hernandez ein unschuldiger Mann ist«, erklärten Harvey Fishbein und Alice Fontier. »Aber wir werden für den Prozess bereit sein und eine noch stärkere Verteidigung präsentieren.«

Der jüdische Junge Etan Patz verschwand am 25. Mai 1979 auf dem Weg zur Schule. Er wollte an diesem Tag erstmals allein dorthin gehen. Der Fall führte damals dazu, dass Fotos vermisster Kinder erstmals auf Milchkartons gedruckt wurden, um Zeugen zu finden. 2001 wurde Etan offiziell für tot erklärt. Seine Leiche wurde nie gefunden.

Leiche im Müllsack

Erst 2012 kam Bewegung in den Fall, nachdem sich ein Angehöriger von Hernandez bei der Polizei gemeldet hatte. Hernandez wurde in New Jersey verhaftet und gestand später, den Jungen erwürgt und die Leiche in einem Müllsack entsorgt zu haben.

Der erste Prozess 2015 endete ohne Urteil, die zweite Verhandlung 2016 drehte sich fast vollständig um das Geständnis des Beschuldigten. Die Verteidigung argumentiert bis heute, Hernandez sei psychisch krank und geistig eingeschränkt und habe erst nach stundenlangen Verhören ausgesagt.

Die Berufungsrichter beanstandeten, dass die Geschworenen während der Beratungen nicht ausreichend darüber informiert worden seien, wie sie zwischen einem möglicherweise erzwungenen Geständnis und späteren Aussagen unterscheiden dürften. Mit der Entscheidung der Staatsanwaltschaft geht einer der bekanntesten Vermisstenfälle der amerikanischen Rechtsgeschichte nun in eine weitere Runde. im

Sicherheit

»Keine jüdische Veranstaltung soll je abgesagt werden müssen«

Nach dem Massaker von Sydney wendet sich Zentralratspräsident Josef Schuster in einer persönlichen Botschaft an alle Juden in Deutschland: Lasst euch die Freude an Chanukka nicht nehmen!

von Josef Schuster  17.12.2025

Faktencheck

Berichte über israelischen Pass Selenskyjs sind Fälschung

Ukrainische Behörden ermitteln wegen hochrangiger Korruption. Doch unter diesen Fakten mischen sich Fälschungen: So ist erfunden, dass bei einer Razzia ein israelischer Pass Selenskyjs gefunden wurde

 17.12.2025

Berlin

Klöckner zu Attentat: »Sydney hätte auch in Deutschland liegen können«

Bei einem antisemitischen Anschlag in Australien starben 15 Menschen. Die Bundestagspräsidentin warnt, dass sich Judenhass auch in Deutschland immer weiter ausbreite

 17.12.2025

Faktencheck

Bei den Sydney-Attentätern führt die Spur zum IS

Nach dem Blutbad am Bondi Beach werden auch Verschwörungsmythen verbreitet. Dass der jüngere Attentäter ein israelischer Soldat sei, der im Gazastreifen eingesetzt wurde, entspricht nicht der Wahrheit

 17.12.2025

Analyse

Rückkehr des Dschihadismus?

Wer steckt hinter den Anschlägen von Sydney – und was bedeuten sie für Deutschland und Europa? Terrorexperten warnen

von Michael Thaidigsmann  17.12.2025

Bulletin

Terrorangriff in Sydney: 20 Verletzte weiter im Krankenhaus

Fünf Patienten befinden sich nach Angaben der Gesundheitsbehörden in kritischem Zustand

 17.12.2025

Bondi Beach

Sydney-Attentäter wegen 15-fachen Mordes angeklagt

15-facher Mord, Terrorismus, Sprengstoffeinsatz - dem überlebenden Sydney-Attentäter werden 59 Tatbestände zur Last gelegt

 17.12.2025

Meinung

Die Empörung über Antisemitismus muss lauter werden

Der Anschlag von Sydney war in einem weltweiten Klima des Juden- und Israelhasses erwartbar. Nun ist es an der Zeit, endlich Haltung zu zeigen

von Claire Schaub-Moore  17.12.2025

Washington D.C.

Trump ruft zu Vorgehen gegen islamistischen Terror auf

Bei einer Chanukka-Feier im Weißen Haus spricht der Präsident den Hinterbliebenen der Opfer vom Anschlag in Sydney sei Beileid aus

 17.12.2025