Debatte

Spitzenpolitiker kritisieren Islam-Verbände

Foto: imago images/ZUMA Wire

Der stellvertretende FDP-Vorsitzende Wolfgang Kubicki hat muslimische Verbände zum Einsatz gegen Antisemitismus aufgefordert. Es brauche »konkrete Basisarbeit in den Gemeinschaften vor Ort«, schreibt Kubicki in einem Gastbeitrag für die »Welt« (Dienstag).

Wenn Gruppierungen antisemitische Propaganda verbreiteten, müssten diejenigen muslimischen Verbände gegensteuern, »die sich unserer Rechts- und Werteordnung verschrieben haben«.

Vonseiten der Politik brauche es ein »klares Zuwanderungsmanagement«, so der Vizepräsident des Bundestages. »Auch wenn wir aus humanitären Gründen Menschen aufnehmen, haben wir eine gewisse Mindesterwartung, die wir frühzeitig kommunizieren und fördern müssen.«

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Dazu gehöre: »Wer sich für Deutschland entscheidet, entscheidet sich für das unumstößliche Existenzrecht Israels.« Da viele »der Menschen, die ihren Hass vor den Synagogen nach draußen schreien«, bereits in dritter oder vierter Generation in Deutschland lebten, gingen Forderungen nach Ausweisungen an der Sache vorbei, so Kubicki.

Generell sei der Antisemitismus in Deutschland »erschreckend lebendig«, mahnte der Politiker. Es gebe ihn »im rechten wie im linken Lager, und Christen und Atheisten und verstärkt auch in migrantischen und muslimischen Milieus«. Das Problem spiele sich »nur in einem kleinen Teil in dieser Gemeinschaft ab, dort aber in einem Ausmaß, das es notwendig macht, ihn mit aller Entschiedenheit zu bekämpfen«.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Auch die Entscheidung des NRW-Schulministeriums, die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib) in die Kommission für die Gestaltung des islamischen Religionsunterrichts einzubinden, sorgt weiter für Kritik.

Der FDP-Fraktionsvize im Bundestag, Stephan Thomae, mahnte am Wochenende, islamischer Religionsunterricht müsse »frei von jeglichen Einflüssen ausländischer Akteure angeboten werden.« Bei Ditib lägen »erhebliche Entscheidungsbefugnisse bei Funktionären des türkischen Religionsamts Diyanet«.

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Christoph de Vries bezeichnete den direkten Einfluss der türkischen Regierung auf die rund 900 Ditib-Gemeinden als »hochproblematisch«. Dieser zeige sich konkret »in der Bespitzelung von Oppositionellen, in Kriegsverherrlichung und immer wiederkehrenden Hasspredigten auf Christen, Juden und Menschen ohne Glaubensbekenntnis«.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Grünen-Politiker Cem Özdemir forderte in der Welt, die Entscheidung müsse rückgängig gemacht werden. »Die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen und die CDU dort haben dafür gesorgt, dass Erdogan Zugang zu deutschen Schulen bekommt. Das ist unfassbar«, so Özdemir.

Die Muslime in Deutschland hätten »jedes Recht, ihre religiösen Bedürfnisse zu äußern«; auch gebe es inzwischen eine bessere Ausbildung für islamische Religionslehrer. Es sei jedoch »ungeheuerlich«, jene islamischen Gruppen zu verraten, die sich zum Grundgesetz und der offenen Gesellschaft bekennen.

Das FDP-geführte Schulministerium in NRW hatte die Wiederaufnahme der Kooperation mit der Ditib unter anderem mit einer Satzungsänderung des Landesverbandes begründet, durch die nun eine größere Unabhängigkeit vom türkischen Staat gewährleistet werden soll. Kritik daran hatten zuletzt auch Landtagsabgeordnete von CDU und Grünen geäußert.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Derweil werden Rufe nach mehr Konsequenz und einer härteren Gangart im Umgang mit Antisemiten laut. Der CSU-Vorsitzende Markus Söder bezeichnete Antisemitismus als ein schweres Vergehen. »Da sollten wir auch mit höheren Strafen operieren«, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt fügte in der »Bild am Sonntag« hinzu, wenn Asylbewerber an anti-israelischen Demonstrationen teilnähmen, müssten Abschiebungen möglich sein. Und FPD-Innenpolitiker fordern in einem Positionspapier, dass nicht eingebürgert werden dürfe, wer zu Hass aufrufe.

https://twitter.com/JFDA_eV/status/1396198377881210880

Zudem rückt das Thema Integration in den Blickpunkt. Wenn junge Menschen »aus Marokko oder aus der Türkei« nach Deutschland kämen, müsse man ihnen erklären, dass die Deutschen für das Existenzrecht Israels eine besondere Verantwortung hätten, sagte Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble der »Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung«.

Beispielsweise solle man Jugendliche zu Besuchen in KZ-Gedenkstätten ermuntern. Zuvor hatte die Erziehungsgewerkschaft GEW darauf hingewiesen, dass der Antisemitismus auch an Schulen wachse. Neben rechtsstaatlicher Härte, so Schäuble, brauche es den »Konsens der Politik, dass es keinen Platz für Antisemiten gibt«. kna/ja

Ehrung

»Wir Nichtjuden sind in der Pflicht«

Am Mittwochabend wurde Karoline Preisler mit dem Paul-Spiegel-Preis des Zentralrats der Juden in Deutschland ausgezeichnet. Wir dokumentieren ihre Dankesrede

 05.11.2025

Laudatio

»Wie hält man so etwas aus?«

Bundestagspräsidentin Julia Klöckner hielt die Laudatio auf Karoline Preisler anlässlich der Verleihung des Paul-Spiegel-Preises in Berlin. Eine Dokumentation

von Julia Klöckner  05.11.2025

Thüringen

Universität Jena berät über Umgang mit israelischen Partnern

Jenaer Professoren wollen die Kooperationen ihrer Hochschule mit israelischen Partnern prüfen lassen, die Verbindungen zur israelischen Armee haben könnten. Das Netzwerk Jüdischer Hochschullehrender mahnt, Wissenschaft dürfe kein Ort für Ausgrenzung werden

von Matthias Thüsing  05.11.2025

Prozesse

Berliner Verwaltungsgericht verhandelt Waffenlieferungen an Israel

Zwei unterschiedliche Klagen im Zusammenhang mit Waffenlieferungen an Israel beschäftigen am 12. November das Berliner Verwaltungsgericht. Unter anderem geht es um mehrere Tausend Panzerabwehrwaffen

 05.11.2025

Berlin

Davidstern-Gemälde an East Side Gallery beschmiert

Ein Gemälde an der bekannten East Side Gallery ist Ziel einer antisemitischen Schmiererei geworden. Der Tatverdächtige konnte gefasst werden. Bei der Begehung seines Wohnhauses fand die Polizei mehrere Hakenkreuze

 05.11.2025

Islamismus

Dobrindt: Muslim Interaktiv spaltet die Gesellschaft

Der Innenminister hat die Organisation, die sich gezielt an junge Menschen richtet, verboten. Jetzt erklärt er warum

 05.11.2025

Ostdeutschland

Zentralrat warnt vor AfD-Regierung: »Echte Gefahr für jüdisches Leben«

Der Präsident des Dachverbands der jüdischen Gemeinden sieht in den hohen Umfragewerten der AfD zehn Monate vor den Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt einen »Weckruf«

von Joshua Schultheis  05.11.2025

Berlin

Dobrindt verbietet islamistische Vereinigung Muslim Interaktiv

Zudem laufen gegen die Vereine Generation Islam und Realität Islam vereinsrechtliche Ermittlungen

von Martina Herzog  06.11.2025 Aktualisiert

Medien

So erzeugt man einen gefährlichen Spin

Wie das Medienunternehmen »Correctiv« den Versuch unternimmt, die Arbeit des israelischen Psychologen Ahmad Mansour fragwürdig erscheinen zu lassen

von Susanne Schröter  05.11.2025