Einspruch

Solange wir noch da sind

Max Mannheimer Foto: Christian Rudnik

In wenigen Tagen feiere ich meinen 95. Geburtstag. Ich kann ihn feiern, weil ich die KZs Auschwitz, Warschau und Dachau überlebt habe. Wenn wir in diesen Tagen der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz am 27. Januar 1945 durch die Rote Armee gedenken, dann ist mir noch ein anderer 27. Januar wichtig.

An diesem Tag im Jahr 1943 wurden ich, meine Frau Eva, meine Eltern und meine Geschwister deportiert. Meine Eltern und meine Schwester wurden kurz nach ihrer Ankunft in Auschwitz ermordet, einer meiner Brüder kurz darauf. Ich konnte mit einem Bruder überleben. Befreit wurden wir am 30. April 1945 von der amerikanischen Armee in Tutzing.

Wir Überlebenden sind heutzutage gefragt. Ich selbst werde am 27. Januar im Bayerischen Landtag eine Rede halten. In der zentralen Gedenkstunde des Bundestages im Berliner Reichstag wird nur Bundespräsident Joachim Gauck sprechen – statt eines Überlebenden, was ich schade finde.

hoffnung Es waren nicht viele Menschen, die dem sicheren Tod, den die Nazis für sie vorgesehen hatten, entkommen konnten. Und von diesen wenigen Überlebenden sind es nur noch wenige, die bis heute leben. Dass sie, dass wir leben, ist ein Geschenk. Wir können Auskunft geben, was damals geschehen ist, wie schlimm das Leiden, wie klein und doch wie wertvoll die Hoffnung war.

Was wir erlebt und erlitten haben, was unseren Familien angetan wurde, ist die schlimmste Erfahrung, die ein Mensch überhaupt machen kann. Von diesem Leid müssen wir Zeugnis ablegen. Der Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel hat gesagt: »Ich habe Auschwitz verlassen, aber Auschwitz hat mich nie verlassen.«

Gerade weil wir nicht mehr viele Überlebende sind, ist es so wichtig, dass wir Gehör finden. Wie die Erinnerung an die Schoa aussehen wird, wenn von unserer Generation niemand mehr da ist, weiß ich nicht. Aber ich weiß, dass wir heute dafür einstehen müssen, damit auch in Zukunft ein würdiges Gedenken an unsere Toten stattfindet.

Der Autor ist Vorsitzender der Lagergemeinschaft Dachau.

Sydney

Jüdische Organisationen prangern »Geißel« Antisemitismus an

Im Fokus steht dieses Mal Australien. Es ist Gastgeber einer Konferenz der internationalen jüdischen Initiative »J7«. Sie stellt Zahlen zu Judenhass auf dem Kontinent vor - und spricht von historischen Höchstständen

von Leticia Witte  02.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  02.12.2025 Aktualisiert

Philosophie

Hannah Arendt und die Freiheit des Denkens

Die politischen Katastrophen des 20. Jahrhunderts waren ihr Lebensthema. Sie sah ihre Aufgabe als politische Denkerin darin, die Welt und die Menschen zu verstehen. Die politische Theoretikerin starb vor 50 Jahren

von Jürgen Prause  02.12.2025

Verteidigung

Deutschland stellt Arrow 3 in Dienst

Erstmals kommt das Raketenabwehrsystem außerhalb Israels zum Einsatz

 02.12.2025 Aktualisiert

Interview

»Die Altersarmut bleibt«

Aron Schuster über das Ende des Härtefallfonds, Einmalzahlungen und Gerechtigkeit für jüdische Rentner

von Mascha Malburg  02.12.2025

Meinung

Die neue AfD-Jugendpartei ist kein bisschen weniger extrem

Die »Junge Alternative« wurde durch die »Generation Deutschland« abgelöst. Doch die Neuordnung der AfD-Jugendorganisation diente keineswegs ihrer Entradikalisierung

von Ruben Gerczikow  02.12.2025

Berlin

Zentrum für Politische Schönheit errichtet »Walter Lübcke Memorial« vor CDU-Zentrale

Am Freitag soll außerdem eine Gedenkveranstaltung mit Michel Friedman durchgeführt werden

 02.12.2025

Berlin

Israel-Flagge vor Rotem Rathaus eingeholt

Nach mehr als zwei Jahren wurde die Fahne am Dienstag vom Mast geholt. Die Hintergründe

 02.12.2025

Berlin

Steinmeier erinnert an Stiftungsgründung für NS-Zwangsarbeiter

Im Jahr 2000 gründeten die deutsche Wirtschaft und der Bund nach langem Vorlauf die Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft. Millionen NS-Opfer erhielten zumindest einen symbolischen Betrag

 02.12.2025