Israel

Silbergegenstände an Nachfahren enteigneter Juden übergeben

Matthias Weniger, Leiter der Provenienzforschung des Bayerischen Nationalmuseums, zeigt mehrere in der Nazi-Zeit geraubte Silberobjekte. Foto: picture alliance/dpa

Israel

Silbergegenstände an Nachfahren enteigneter Juden übergeben

Es handelt sich auch um Kiddusch-Becher, Leuchter und Gewürzgefäße

 06.06.2023 08:11 Uhr

Das Bayerische Nationalmuseum in München hat erstmals mehrere in der NS-Zeit geraubte Silberobjekte an jüdische Nachfahren der Besitzer in Israel zurückgegeben. Unter den 19 Objekten seien vor allem Gegenstände aus dem privaten religiösen Gebrauch der Familien, sagte der Leiter der Provenienzforschung des Museums, Matthias Weniger, in Tel Aviv. Dies seien etwa Kiddusch-Becher, Leuchter oder Gewürzgefäße.

Vergangenen Freitag habe er in der israelischen Stadt Givat Chaim zwei Leuchter einer jüdischen Familie übergeben, sagte Weniger. »Zum ersten Mal seit 84 Jahren haben diese Leuchter wieder den Schabbat eingeläutet, das war schon sehr anrührend«, berichtet Weniger. Weitere Übergaben finden demnach im Laufe der Woche statt.

Edelmetalle Im Jahr 1939 wurden Juden in Deutschland gezwungen, alle Edelmetalle sowie Juwelen bei kommunalen Leihhäusern abzugeben. Das Bayerische Nationalmuseum hatte damals mehr als 300 Silberobjekte aus den Beständen der sogenannten NS-Silberabgabe erworben. Ein Großteil davon sei nach dem Krieg zurückgegeben worden, sagte Weniger. Seit 2019 forschte er jedoch systematisch nach den rechtmäßigen Eigentümern der verbliebenen 111 Gegenstände.

Mittlerweile stehe er mit rund 70 Familien weltweit in Kontakt und hoffe, dass bis Ende des Jahres alle Gegenstände an die Erben des NS-Raubguts zurückgegeben werden können. Dabei sei es ihm wichtig, dass dies persönlich geschehe, sagte Weniger. »Ich finde es unwürdig, diese Gegenstände per Paket zu schicken.« Dies geschehe nur in den seltensten Fällen und bei ausdrücklichem Wunsch der Familien.

Die Suche nach den Nachfahren sei nicht einfach gewesen, berichtet Weniger. Rund zwei Drittel der Besitzer hätten den Holocaust nicht überlebt. Umso mehr freue es ihn, dass er in Israel nun ein Objekt an die Söhne einer Besitzerin übergeben darf. »Oftmals sind es die einzigen materiellen Zeugnisse, die überdauert haben«, sagt Weniger.

Die geraubten Silberobjekte waren 2019 im Bayerischen Nationalmuseum ausgestellt worden. In den vergangenen Jahren hatte Weniger bereits Teile davon in den USA und in Frankreich an jüdische Familien zurückgebracht. dpa

Tel Aviv-Jaffa

Shimon-Peres-Preis wird erstmals in Israel verliehen

60 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Deutschland und Israel sind der Anlass: Zum ersten Mal wird der Shimon-Peres-Preis für gemeinsame demokratische Vorhaben in Israel feierlich übergeben

von Alexander Riedel  01.12.2025

Das Ausmalbuch "From the river to the sea" in einer Buchhandlung in Zürich.

München

Hugendubel streicht antisemitisches Kinderbuch aus Sortiment

»Sofort nach Kenntnisnahme über dessen Existenz« sei das Malbuch entfernt worden, heißt es aus dem Unternehmen

 01.12.2025

Berlin

Karoline Preisler bei Marsch gegen Antisemitismus

»Es ist ganz besonderer Marsch, weil Männer Frauen und Kinder, Menschen aus ganz Deutschland und darüber hinaus zusammengekommen sind«, sagt die Juristin und Politikerin

 01.12.2025

Potsdam

Anne Frank mit Kufiya: Jüdische Gemeinde fordert Ausstellungs-Stopp

Eine Ausstellung im Museum Fluxus+ will Ähnlichkeiten zwischen Palästinensern und Israelis aufzeigen. Doch die Darstellung zieht Kritik aus der Jüdischen Gemeinde und von Brandenburgs Antisemitismusbeauftragten auf sich

 01.12.2025

Interview

»Nach dem Waffenembargo gibt es einiges zu kitten«

CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter über den Antrittsbesuch des Bundeskanzlers in Israel, Siedlergewalt im Westjordanland und die Kooperation mit dem Mossad

von Joshua Schultheis  01.12.2025

Hamburg

So reagiert die Politik auf den Rücktritt Stefan Hensels

Wegen der vorzeitigen Amtsaufgabe des Antisemitismusbeauftragten macht die CDU dem rot-grünen Senat schwere Vorwürfe. Der Erste Bürgermeister lobt dagegen die konstruktive Zusammenarbeit mit dem Beauftragten

von Joshua Schultheis  01.12.2025

Verteidigung

Deutschland stellt Arrow 3 in Dienst

Erstmals kommt das Raketenabwehrsystem außerhalb Israels zum Einsatz

 01.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  01.12.2025 Aktualisiert

Deutschland

Massive Proteste gegen neuen AfD-Nachwuchs 

Die AfD organisiert ihren Nachwuchs - Gießen erlebt den Ausnahmezustand. Zehntausende haben sich nach Mittelhessen aufgemacht, um die Gründung der Generation Deutschland zu verhindern

von Christian Schultz  30.11.2025