Meinung

Sarkozys Gier nach mehr Macht

Nicolas Sarkozy möchte im nächsten Jahr als französischer Präsident wiedergewählt werden. Entsprechend machtbewusst urteilt er über andere: Während er Palästinenserpräsident Mahmud Abbas einen »großen Staatsmann« nennt, hält er Israels Premier Benjamin Netanjahu für einen, der »keine Gelegenheit verpasst, uns zu enttäuschen«. Ganz allgemein urteilt der Möchtegern-Hegemon des Nahen Ostens so über die dortigen Realitäten: »Es ist lächerlich, über einen jüdischen Staat zu sprechen«, soll er – bislang undementiert – über Israel gesagt haben. »Das wäre genauso, als würde ich sagen, dieser Tisch sei katholisch.«

Sarkozys verbale Attacke gegen Israel ist jedoch nicht nur wahltaktisch begründet. Schließlich agiert er ja auf einem in der Tat aktuell umstrittenen Terrain: Er berührt die Frage, ob die Palästinensische Autonomiebehörde Israel nur irgendwie oder sehr konkret als jüdischen Staat anerkennt. Aus arabischer Sicht gibt es in der Tat Gründe, genau diesen Teil des zionistischen Selbstverständnisses bei Verhandlungen außen vor sehen zu wollen. Das habe, wird argumentiert, ja mehr mit der Binnenorganisation zu tun; und es reiche doch, wenn man die staatliche Existenz respektiere.

Eheschließungen Auch im Land selbst wird ja des Öfteren argumentiert, der Staat solle säkularer werden. Über beide Positionen lässt sich reden, doch was die Wortmeldung des Nicolas Sarkozy so ärgerlich macht, ist, dass er sich nur scheinbar in reale Diskussionen einmischt. In Wirklichkeit geht es den Präsidenten der französischen Republik nichts an, ob Eheschließungen und -scheidungen in Israel vom staatlichen oder vom rabbinischen Gericht entschieden werden; er äußert sich ja auch nicht seriös zum Verhältnis von Staat und Religion in Israel. Und noch weniger darf man es Sarkozy durchgehen lassen, wenn er vergisst, warum Israel 1948 von der Weltgemeinschaft gegründet wurde: damit es nämlich einen jüdischen Staat gibt; damit Juden aus aller Welt einen Zufluchtsort haben; und damit ein völkerrechtliches Subjekt existiert, das alle staatlichen Möglichkeiten anwendet, wenn Pogrome oder gar eine Neuauflage der Schoa drohen.

Einen diplomatischen Erfolg wird Sarkozy nicht haben, das weiß er selbst. Schließlich verlässt er mit seiner Initiative den bisherigen westlichen Konsens. Und – vor allem – haben seine Äußerungen nichts mit der realen Situation im Nahen Osten zu tun. Aber dass der Präsident Frankreichs glaubt, auf diese Weise Macht und Wählerstimmen anhäufen zu dürfen, das ist das eigentlich Beunruhigende.

Wien

EBU: Boykott hat keine Folgen für Finanzierung des ESC 2026

Der Gesangswettbewerb steht unter Druck. Die Boykott-Welle hat laut der Europäischen Rundfunkunion aber keine Auswirkungen auf dessen Finanzierung. Es werden aktuell rund 35 Staaten erwartet

 05.12.2025

Offenbach

Synagoge beschmiert, Kinder durch Graffiti eingeschüchtert

Rabbiner Mendel Gurewitz: »Ich war der Meinung, dass wir hier in Offenbach mehr Toleranz zwischen den unterschiedlichen Kulturen und Religionen haben als etwa in Frankfurt oder in anderen Städten.«

 05.12.2025

Gaza

Wie die Hamas Hilfsorganisationen gefügig machte

Einer Auswertung von »NGO Monitor« zufolge konnten ausländische Organisationen in Gaza nur Hilsprojekte durchführen, wenn sie sich der Kontrolle durch die Hamas unterwarfen

von Michael Thaidigsmann  05.12.2025

Washington D.C.

Trump plant Übergang in Phase II des Gaza-Abkommens

Der nächste große Schritt erfolgt dem Präsidenten zufolge schon bald. Ein »Friedensrat« soll noch vor Weihnachten präsentiert werden

 05.12.2025

Berlin

Linken-Chef empört über Merz-Reise zu Netanjahu

Jan van Aken regt sich darüber auf, dass er Bundeskanzler Ministerpräsident Netanjahu treffen wird

 05.12.2025

Köln

Trotz Kritik: Sophie von der Tann erhält Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis

»Keine Auszeichnung für Propaganda und Antisemitismus« steht während der Preisvergabe auf einem Transparent, das Demonstranten vor dem WDR-Funkhaus tragen

 05.12.2025

Genf

Entscheidung gefällt: Israel bleibt im Eurovision Song Contest

Eine Mehrheit der 56 Mitgliedsländer in der European Broadcasting Union stellte sich am Donnerstag gegen den Ausschluss Israels. Nun wollen Länder wie Irland, Spanien und die Niederlande den Musikwettbewerb boykottieren

von Michael Thaidigsmann  04.12.2025

Medien

»Die Kritik trifft mich, entbehrt aber jeder Grundlage«

Sophie von der Tann schwieg bislang zur scharfen Kritik. Doch jetzt reagiert die ARD-Journalistin auf die Vorwürfe

 04.12.2025

Karlsruhe/München

Mutmaßlicher Huthi-Terrorist angeklagt

Ein Mann soll für die Terrororganisation im Jemen gekämpft haben. Deutschlands oberste Anklagebehörde will ihn vor Gericht sehen

 04.12.2025