Covid-19

»Ruhe bewahren, sachlich bleiben«

Shimon Lang Foto: privat

Herr Lang, was empfehlen Sie als Psychologe Menschen, die vor dem Coronavirus Angst haben?
Vielleicht klingt das etwas floskelhaft: Wir sollten einfach Ruhe bewahren und den Anweisungen des Gesundheitsamtes folgen. Man sollte sachlich und reflektiert versuchen, in dem Chaos die richtigen Maßnahmen zu treffen, und sich keinesfalls von der Mainstream-Hysterie mitreißen lassen.

Einige Menschen interessiert das Coronavirus gar nicht, manche kaufen Desinfektionsmittel und Mehl auf Vorrat. Weshalb reagieren Menschen so unterschiedlich?
Wir neigen dazu, uns vor dem Unbekannten zu fürchten und unsere Ängste dann unverhältnismäßig darauf zu fokussieren. Und bei Covid-19 handelt es sich um etwas Unbekanntes. Studien zeigen, dass der Mensch zudem besondere Ängste entwickelt, wenn es um Risiken bezüglich des eigenen Körpers geht, wie eben bei einem Virus.

Wie beobachten Sie die Debatte um das Virus?
Es ist wirklich schwierig, weil wir zwischen Stimmen, die bagatellisieren, und Stimmen, die Angst machen, glauben, den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr zu sehen. Es ist ein typisches Phänomen: Der Mensch fokussiert sich unverhältnismäßig stark auf das Negative, und in der Vergangenheit war es bislang immer so, dass der Laie ohnehin mehr Ängste entwickelt, als es der Experte tut. Da sich die Experten teilweise auch uneins sind, sind Laien umso anfälliger, auf Panik einzusteigen.

Die ITB, Leipziger Buchmesse: Wie bewerten Sie die Absagen von Großveranstaltungen?
Ich bin ja Schweizer, und in der Schweiz wurden alle Veranstaltungen mit mehr als 1000 Leuten abgesagt. Einen Schritt zurückzutreten und zu sehen, was wirklich notwendig ist, ist ganz natürlich, aber: Das normale Leben muss weitergehen.

Zum normalen Leben gehört auch, dass Menschen in die Synagoge gehen. Wie sieht es dort mit eventuellen Vorsichtsmaßnahmen aus?
Es gibt zurzeit Stimmen, die sagen: Jetzt erst recht zum Gottesdienst, weil dort ein besonderer spiritueller Schutz herrscht. Das finde ich äußerst fragwürdig. Man muss eine gewisse Vorsicht walten lassen, und einige Menschen möchten vielleicht auf das Händeschütteln verzichten. Aber: Das sollte man dann klar kommunizieren, sodass es nicht persönlich genommen wird.

Also sagen Sie: Hingehen!
Ich denke, wer in einen Supermarkt einkaufen geht – dort halten sich ja bekanntlich auch viele Menschen auf –, der kann auch in die Synagoge kommen. Man muss ehrlich zu sich selbst sein und herausfinden, welche Linie man fahren will. Einen Gottesdienst würde ich aus dem normalen Verhaltensmuster nicht herausnehmen. Und das Händewäschen gehört für mich dazu.

Mit dem Psychologen und Beter der Jüdischen Gemeinde Osnabrück sprach Katrin Richter.

Verteidigung

Bundeswehr nimmt Raketenwehrsystem Arrow 3 in Betrieb

Deutschland baut als Reaktion auf die Bedrohung durch Russland die Luftverteidigung aus und hat ein System in Israel beschafft. Es soll feindliche Flugkörper schon in größter Höhe zerstören können

von Carsten Hoffmann  03.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  03.12.2025 Aktualisiert

Medien

»Antisemitische Narrative«: Vereine üben scharfe Kritik an Preis für Sophie von der Tann

Die Tel-Aviv-Korrespondentin der ARD soll mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis geehrt werden

 03.12.2025

Prozess

Opfer des Attentats am Holocaust-Mahnmal hörte »Allahu akbar«-Ruf

Dem spanischen Touristen Iker M. wurde im Februar von einem 19-jährigen Syrer beim Besuch des Berliner Holocaust-Mahnmals mit einem Messer in die Kehle geschnitten. Vor Gericht berichtete er von Angstzuständen, die er seitdem hat

 03.12.2025

Nach Eklats

Präsidentin der TU Berlin abgewählt

Sie war einst im Beraterkreis des damaligen Kanzlers Olaf Scholz und sorgte immer wieder für Kontroversen. Nun ist Geraldine Rauch als TU-Präsidentin abgewählt. Ihre Nachfolgerin ist keine Unbekannte

 03.12.2025

Ehrung

»Ahmad Mansour kämpft nicht gegen Symptome, sondern gegen Ursachen«

Der Islamismusexperte Ahmad Mansour wurde mit dem Hanns-Martin-Schleyer-Preis ausgezeichnet. Die Laudatio hielt Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Wir dokumentieren die Rede

von Josef Schuster  03.12.2025

Analyse

Der Kanzler in Israel: Antritt mit Spannung

Friedrich Merz besucht am Samstag Israel. Die Beziehungen beider Länder sind so strapaziert wie selten zuvor. Entsprechend hoch sind die Erwartungen an die Reise des Bundeskanzlers

von Joshua Schultheis  03.12.2025

Berlin

Prozess um Attentat am Holocaust-Mahnmal fortgesetzt

Das überlebende Opfer, der 31-jährige spanische Tourist Iker M., wollte am Mittwoch persönlich vor dem Kammergericht aussagen

 03.12.2025

Verteidigung

Merz und Pistorius nicht bei Einführung von »Arrow 3«

Die Bundesregierung hatte immer wieder betont, wie wichtig das israelische Raketenabwehrsystem für Deutschlands Sicherheit sei

 03.12.2025