Documenta

Ranjit Hoskoté tritt nach BDS-Skandal zurück

Auf der Documenta wurden im vergangenen Jahr zahlreiche antisemitische Werke gezeigt Foto: picture alliance/dpa

Nach der israelischen Malerin, Philosophin und Psychoanalytikerin Bracha Lichtenberg Ettinger ist ein weiteres bisheriges Mitglied der Documenta-Findungskommission zurückgetreten. Es handelt sich um den Schriftsteller, Kulturtheoretiker, Kunstkritiker und Kurator Ranjit Hoskoté.

Ihm war am Wochenende vorgeworfen worden, im Jahr 2019 eine Petition des indischen Ablegers der antisemitischen BDS-Bewegung unterzeichnet zu haben. Die Organisation setzt sich für Boykotte gegen Firmen und Künstler aus dem einzigen jüdischen Staat auf der Welt ein, sowie gegen Künstler, die in Israel aufzutreten gedenken. Ihre Mitglieder organisieren auch Veranstaltungen, auf denen Verschwörungstheorien über Israel verbreitet werden und beteiligen sich an Pro-Terror-Demonstrationen.

Aufgabe der Findungskommission ist es, die künstlerische Leitung der 16. Ausgabe der Documenta auszuwählen. Diese findet 2027 statt. Vor allem nach den Antisemitismus-Skandalen der 15. Ausgabe und der schleppenden Aufarbeitung ist dies eine wichtige Aufgabe.

Respektabel und richtig

»Ranjit Hoskoté war in den vergangenen Tagen aufgrund seiner Unterschrift unter dem Statement against consulate general of Israel, Mumbai’s event on Hindutva and Zionism (vom 26. August 2019) und dessen BDS-Bezug und antisemitischem Gehalt in die Kritik geraten«, heißt es in einer Erklärung der Documenta.

Hoskoté habe in intensiven Gesprächen deutlich gemacht, dass er die Ziele der BDS-Bewegung ablehne und nicht unterstütze. Daraufhin sei er um eine »unmissverständliche Distanzierung von seiner Unterschrift bzw. den antisemitischen Inhalten des Statements« gebeten worden. »Hierauf folgte das Schreiben Ranjit Hoskotés, mit dem er seinen Rücktritt erklärte«, so die Documenta-Erklärung.

Andreas Hoffmann, der Geschäftsführer der Kasseler Kunstschau, dankte Hoskoté »für seine bisherige Bereitschaft, uns in diesen schwierigen Zeiten zur Seite zu stehen«. Die Rücktrittsentscheidung sei respektabel und richtig. »Die aktuellen Entwicklungen rund um die Findungskommission der Documenta 16 zeigen einmal mehr, wie lang der Weg zu einer konsequenten Aufarbeitung der Documenta 15 noch ist« erklärte Hoffmann.

Echter Neuanfang

Es bedürfe einer »konsequenten Distanzierung von jeglicher Form von Antisemitismus«, so der Geschäftsführer. Die Ereignisse des Sommers 2022 dürften sich nicht wiederholen. »Nur so kann nach den Geschehnissen der Documenta 15 ein echter Neuanfang gelingen.«

Die Findungskommission für die für das Jahr 2027 geplante nächste Documenta besteht für den Moment nicht mehr aus sechs, sondern aus vier Mitgliedern. Das weitere Vorgehen wird nun intern diskutiert. im

Interview

»Die Genozid-Rhetorik hat eine unglaubliche Sprengkraft«

Der Terrorismusforscher Peter Neumann über die Bedrohungslage für Juden nach dem Massaker von Sydney und die potenziellen Auswirkungen extremer Israel-Kritik

von Michael Thaidigsmann  16.12.2025

Wirtschaft

Hightech-Land Israel: Reiche sieht Potenzial für Kooperation

Deutschland hat eine starke Industrie, Israel viele junge Start-ups. Wie lassen sich beide Seiten noch besser zusammenbringen? Darum geht es bei der Reise der Bundeswirtschaftsministerin

 16.12.2025

Meinung

Der Stolz der australischen Juden ist ungebrochen

Der Terroranschlag von Sydney hat die jüdische Gemeinschaft des Landes erschüttert, aber resigniert oder verbittert ist sie nicht. Es bleibt zu hoffen, dass die Regierung künftig mehr für ihren Schutz tut

von Daniel Botmann  16.12.2025

IS-Gruppen

Attentäter von Sydney sollen auf den Philippinen trainiert worden sein

Die Hintergründe

 16.12.2025

Hamburg

Mutmaßlicher Entführer: Mussten im Block-Hotel nichts zahlen

Der israelische Chef einer Sicherheitsfirma, der die Entführung der Block-Kinder organisiert haben soll, sagt im Gericht aus. Die Richterin will wissen: Wer zahlte für die Unterbringung im Luxushotel der Familie?

 16.12.2025

Interview

Holocaust-Überlebender Weintraub wird 100: »Ich habe etwas bewirkt«

Am 1. Januar wird Leon Weintraub 100 Jahre alt. Er ist einer der letzten Überlebenden des Holocaust. Nun warnt er vor Rechtsextremismus und der AfD sowie den Folgen KI-generierter Fotos aus Konzentrationslagern

von Norbert Demuth  16.12.2025

Magdeburg

Anschlag geplant? 21-Jähriger reiste legal ein

Mit einem Visum kam er nach Deutschland, dann informierte er sich über Waffen und glorifizierte Anschläge. Zu dem in Vorbereitungshaft genommenen Mann werden Details bekannt

 16.12.2025

Sydney

Jüdisches Ehepaar stirbt beim Versuch, einen der Angreifer zu stoppen

Boris und Sofia Gurman versuchten, das Massaker vom Bondi Beach zu verhindern, und bezahlten dafür mit ihrem Leben

 16.12.2025

Bundestag

Ramelow: Anschlag in Sydney war Mord »an uns allen«

Erstmals gab es in diesem Jahr eine Chanukka-Feier im Bundestag. Sie stand unter dem Eindruck des Anschlags auf eine Feier zum gleichen Anlass am Sonntag in Sydney

 16.12.2025