Teheran

Irans Präsident empört mit Äußerungen über die Schoa

Ebrahim Raisi ist seit August 2021 Präsident des Iran und gilt als möglicher Nachfolger des obersten Führers Ajatollah Ali Chamenei. Foto: IMAGO/ZUMA Wire

Irans Staatspräsident Ebrahim Raisi hat erneut mit scharfen verbalen Angriffen gegen Israel aufgewartet und Zweifel am Mord an sechs Millionen Juden durch die Nationalsozialisten geäußert.

In einem Interview mit dem US-Sender CBS News, das am Sonntag ausgestrahlt wurde, kritisierte der 61-Jährige zudem scharf jene arabischen Nachbarländer des Iran, die mit Israel Frieden geschlossen haben.

»Wenn ein Staat dem zionistischen Regime die Hand reicht, dann wird er zum Komplizen seiner Verbrechen.« Länder wie Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emirate fielen mit den Abraham-Abkommen der »Idee Palästinas« in den Rücken, sagte er.

HOLOCAUST Es sei, so Raisi, »das Recht der Menschen in Palästina, die gezwungen wurden, ihre Häuser und ihre Heimat zu verlassen. Die Amerikaner unterstützen dieses falsche Regime [Israel] dabei, dort Wurzeln zu schlagen und sich zu etablieren.«

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Auf die Frage der Interviewerin Lesley Stahl, ob er glaube, dass der Holocaust stattgefunden habe und sechs Millionen Juden ermordet worden seien, antwortete Raisi laut Dolmetscher: »Schauen Sie, historische Ereignisse sollten von Forschern und Historikern untersucht werden. Es gibt einige Anzeichen dafür, dass dies geschehen ist. Wenn dem so ist, sollte man es zulassen, dass das untersucht und erforscht wird.« Auf die Anmerkung Stahls, sie habe den Eindruck, dass er sich nicht sicher sei, ging der iranische Präsident nicht ein.

In Israel lösten die Äußerungen scharfe Kritik aus. »Einige Anzeichen«, schrieb Regierungschef Yair Lapid bei Twitter und stellte historische Aufnahmen von Holocaust-Opfern dazu.

Der israelische Generalstabschef Aviv Kochavi, der am Montag das Vernichtungslager Auschwitz besucht hatte, sagte nach Armeeangaben: »Man muss kein Historiker oder Wissenschaftler sein, um die Gräuel des Holocausts zu verstehen. Man muss ein Mensch sein.«

Der Leiter der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem, Dani Dayan, warf Raisi Judenfeindschaft vor. »Zweifel am Ereignis des Holocaust zu wecken, ist eine der abscheulichsten Formen des Antisemitismus«, sagte Dayan.

Die US-Antisemitismus-Beauftragte und Holocaust-Forscherin Deborah Lipstadt bezeichnete Raisis Aussage als »eine Form der Holocaust-Leugnung und eine Form des Antisemitismus«.

Auch mit Kritik an den USA sparte Raisi, der seit einem Jahr im Amt ist, nicht. Die Tötung des Generals der Revolutionsgarden Qassem Soleimani durch einen Drohnenangriff in Bagdad im Januar 2020 bezeichnete er als »ein abscheuliches Verbrechen«.

Gefragt, ob der Iran auf Rache sinne, entgegnete Raisi: »Wir wollen, dass der Gerechtigkeit Genüge getan wird. Wir werden das nicht vergessen.« Der Iran werde aber »nicht die gleichen Aktionen durchführen« wie die Amerikaner »und das zionistische Regime.«

MASSENHINRICHTUNGEN Als Ankläger galt Raisi in den 80er-Jahren als einer der Hauptverantwortlichen für die sogenannten »Chomeini-Massaker«. Nach dem Ende des Irak-Kriegs wurden im Sommer 1988 Tausende politischer Gefangener im Iran auf Anweisung des Revolutionsführers Ajatollah Ruholla Chomenei hingerichtet. Von Stahl auf seine Rolle damals angesprochen, antwortete Raisi zunächst ausweichend. »Welche Art von Beweisen können Sie dafür vorlegen? Das sind doch nur Behauptungen und Behauptungen von Mitgliedern einer terroristischen Vereinigung.«

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Dann gab er indirekt aber doch seine Teilnahme an den Schauprozessen gegen die Regimekritiker zu. »Jeder, der im Iran ein Verbrechen begeht, wird vor offiziellen Gerichten angeklagt und erhält die Strafe für seine Taten. Sie haben Menschen ermordet. Und was mit ihnen geschah, war genau angemessen für das, was sie getan haben«, sagte er.

FÜHRUNG Raisi gilt als einer der Favoriten für die Nachfolge des amtierenden obersten Führers des Iran, Ajatollah Ali Chamenei (83), der Ende der 80er Jahre selbst Staatspräsident war und nach Chomeinis Tod den wichtigsten Posten im islamischen Regime übernahm. Nicht bestätigten Medienberichten zufolge ist Chamenei schwer krank.

Ebrahim Raisis Aussagen im CBS-Interview unterscheiden sich kaum von denen des obersten Führers sowie des früheren iranischen Präsidenten Mahmoud Ahmadinedschad. Beide hatten mehrfach Zweifel an der Schoa gesät und angekündigt, den jüdischen Staat Israel zu vernichten. Ahmadinedschad hatte den Holocaust 2009 als »die Meinung einiger weniger« und als »Lüge« bezeichnet. mth

Thüringen

Jüdische Landesgemeinde und Erfurt feiern Chanukka

Die Zeremonie markiert den Auftakt der inzwischen 17. öffentlichen Chanukka-Begehung in der Thüringer Landeshauptstadt

 08.12.2025

Frankfurt am Main

Lufthansa Cargo stoppt Militärtransporte nach Israel

Während die politischen Beziehungen zwischen Berlin und Jerusalem eine Annäherung erleben, ist dies im Luftfahrt-Bereich nicht der Fall. Warum?

 08.12.2025

Berlin

Presseschau zum Israel-Besuch von Kanzler Friedrich Merz

Wie bewerten deutsche Leit- und Regionalmedien Merz‘ Antrittsbesuch bei Ministerpräsident Benjamin Netanjahu?

 08.12.2025

Toronto

Miriam Mattova aus Uber geworfen, weil sie Jüdin ist

»Was passiert ist, ist nicht nur ein unangenehmer Moment. Es ist eine Erinnerung daran, warum es wichtig ist, sich zu äußern«, sagt das Model

 08.12.2025

Gaza

Wie die Hamas Hilfsorganisationen gefügig machte

Einer Auswertung von »NGO Monitor« zufolge konnten ausländische Organisationen in Gaza nur Hilsprojekte durchführen, wenn sie sich der Kontrolle durch die Hamas unterwarfen

von Michael Thaidigsmann  08.12.2025

Jerusalem

Ein neuer Sound?

Unterwegs mit Bundeskanzler Friedrich Merz bei seinem Amtsantritt in Israel

von Philipp Peyman Engel  07.12.2025

Jerusalem

Netanjahu: »Stellen Sie sich vor, jemand würde Deutschland vernichten wollen«

Bei der gemeinsamen Pressekonferenz lobte der Premierminister Bundeskanzler Merz als verständigen Gesprächspartner und rechtfertigte Israels hartes Vorgehen gegen die Hamas

 08.12.2025 Aktualisiert

Israel

Berichte: Netanjahu traf Blair heimlich zu Gaza-Zukunft

Bei einem Treffen zwischen Netanjahu und Blair soll es um Pläne für die Zukunft des Gazastreifens gegangen sein. Für Blair ist eine Rolle in Trumps »Friedensrat« vorgesehen

 07.12.2025

Justiz

Gericht bestätigt Verbot der Parole »From the river to the sea«

Ein von der Stadt Bremen erlassenes Verbot sei rechtmäßig, entschied nun das Verwaltungsgericht Bremen

 07.12.2025