Berlin

Rabbiner fordert mehr Sicherheit für Gemeinde

Rabbiner Ariel Kirzon Foto: Jüdische Gemeinde Potsdam/Michael Schall

Nach einem aggressiv antisemitischen Vorfall mit einer Beleidigung in Berlin hat der betroffene Potsdamer Rabbiner Ariel Kirzon bessere Sicherheitsvorkehrungen für das Gemeindehaus gefordert. Die Polizei schütze die Gemeinde zu besonderen Feiertagen, sagte Kirzon. »Aber was ist mit dem ganzen Jahr?« Mit Blick auf den Anschlag auf die Synagoge von Halle im Jahr 2019 sagte er: »Das kann passieren irgendwo und jederzeit.« Terroristen suchten Plätze und Orte auf, die wenig geschützt seien.

An jedem Schabbat, wenn er in Potsdam Gottesdienst feiere, mache sich seine Frau Sorgen, erzählte Kirzon. »Wir wollen Gebete machen können ohne Sorge.« Kirzon sagte, er überlege inzwischen, auf der Straße nicht mehr Hebräisch zu sprechen und spezielle Teile seiner Kleidung nicht mehr zu zeigen. Vor drei Jahren sei er schon einmal angegriffen worden.

polizei Die Polizei sucht unterdessen nach dem Täter. Neue Erkenntnisse gebe es noch nicht, sagte ein Sprecher am Mittwoch. Die Videofilme aus einem nahe gelegenen U-Bahnhof sollen ausgewertet werden. Kirzon war am Dienstagvormittag in Berlin-Mariendorf von einem Mann antisemitisch beleidigt und an der Schulter angerempelt worden, als er mit seinem Sohn unterwegs war und auf Hebräisch telefonierte. Auch seine Kleidung zeigte nach seiner Aussage, dass er Jude war.

Bei der Jüdischen Gemeinde in Potsdam löste der Vorfall neue Unsicherheit aus. »Wir fühlten uns in Potsdam relativ sicher – jetzt nicht mehr«, sagte der Vorsitzende Evgueni Kutikow. Obwohl die Tat in Berlin geschehen sei, wachse die Verunsicherung auch in Brandenburg. Die Jüdische Gemeinde in Potsdam hat demnach etwa 500 Mitglieder. In Potsdam sitzt auch das Abraham Geiger Kolleg, das Rabbiner ausbildet.

Am Dienstag hatte Rabbiner Kirzon Strafanzeige wegen Beleidigung und des Verdachts der Körperverletzung gestellt. Der 43-jährige Potsdamer Rabbiner sagte der Jüdischen Allgemeinen, dass er am Vormittag in der Nähe des U-Bahnhofs Westphalweg im Berliner Ortsteil Mariendorf antisemitisch beleidigt worden sei.

unbekannter Kirzon sei mit seinem Sohn auf dem Weg zu einem Arzt gewesen und habe telefoniert, dabei Hebräisch gesprochen. Von hinten soll jemand auf ihn zugekommen sein. Der Unbekannte habe »Du scheiß dreckiger Jude« gerufen und ihn angerempelt, dann sei er weitergegangen. »Der Täter war allein und sah jünger als 30 Jahre aus«, sagte Kirzon unserer Zeitung. Er habe mit dem verängstigten Kind die nächste Polizeistation aufgesucht.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Der polizeiliche Staatsschutz beim Landeskriminalamt wird die Ermittlungen übernehmen, sagte Polizeisprecher Martin Halweg auf Nachfrage. Da der mutmaßliche Täter in Richtung Bahnhof gegangen sei, habe die Polizei die Videoaufnahmen gesichert. dpa/cs

9. November

Erinnerung ohne Empathie ist leer

Wenn Deutschland am Sonntag der Pogromnacht gedenkt, darf Erinnerung nicht nur rückwärtsgewandt sein. Sie muss auch die Angst der Juden von heute im Blick haben

von Tobias Kühn  09.11.2025

Deutschland

Auschwitz-Komitee: Demokratie vor Attacken schützen

Das Internationale Auschwitz Komitee sieht mit Sorge einen Rechtsruck. Zum Jahrestag der Reichspogromnacht fordert es Solidarität mit den Schoa-Überlebenden

 09.11.2025

Berlin

Israels Botschafter: Linker Antisemitismus am gefährlichsten

Ron Prosor, israelischer Botschafter in Deutschland, differenziert zwischen linkem, rechtem und islamistischem Antisemitismus. Und erläutert, welchen er für den gefährlichsten hält

 09.11.2025

Urteil

Betätigungsverbot für israelfeindlichen Aktivisten war rechtswidrig

Ghassan Abu-Sittah, der der israelischen Armee vorwirft, vorsätzlich Kinder zu töten, hätte auf dem »Palästina-Kongress« sprechen dürfen

 08.11.2025

Meinung

Wieder ein Milliarden-Blankoscheck für Palästina?

Europa will den Wiederaufbau Gazas mit 1,6 Milliarden Euro fördern. Glaubt man in Brüssel wirklich, durch Scheckbuchdiplomatie etwas zum Besseren verändern zu können?

von Jacques Abramowicz  08.11.2025

Jerusalem

Bischof Azar bedauert Irritation durch »Völkermord«-Äußerung

Weil er in einem Gottesdienst in Jerusalem von »Völkermord« an den Palästinensern sprach, hat der palästinensische Bischof Azar für Empörung gesorgt. Nun bedauert er, dass seine Worte Irritation ausgelöst haben

von Christine Süß-Demuth  07.11.2025

Berlin

Israelfeindliche Aktivisten besetzen ZDF-Hauptstadtstudio

Die Polizei musste die Besetzung beenden

 07.11.2025

Medienbericht

Katar soll mutmaßliches Missbrauchsopfer von Karim Khan ausspioniert haben

Das Emirat scheint sich in den Skandal um den Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs eingemischt zu haben, wie Recherchen nun zeigen

 07.11.2025

Berlin

Sarah Wedl-Wilson räumt Defizite bei Fördermittel-Vergabe ein

Wurden Gelder für Projekte gegen Antisemitismus rechtswidrig verteilt? Das werfen Grüne und Linke der Kultursenatorin vor. Nun äußert sie sich

 07.11.2025