Der Publizist Michel Friedman (69) zeichnet ein düsteres Bild für jüdische Familien in Deutschland. »Das Leben jüdischer Kinder in Deutschland ist so schlecht wie noch nie seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs«, sagte Friedman am Donnerstag bei der Bildungsministerkonferenz in Berlin. Jüdische Kinder würden in Bildungseinrichtungen beleidigt, herabgesetzt, erlebten teils Gewalt. »Dieser Befund ist eine Katastrophe«, so Friedman.
Juden und Jüdinnen müssten sich entscheiden, ob sie ihre Kinder in reguläre Schulen schickten oder zum Schutz in jüdische Schulen. Letztere seien sicher bewacht von Polizisten, was den Kindern von Anfang an das Gefühl gebe, dass sie nicht dazugehörten. Friedman sprach von einer Wiederkehr einer Form der Ghettoisierung. Umso entscheidender sei es, Demokratie, aber auch Streitkultur an Schulen zu lernen und zu leben. Hier gebe es massive Defizite.
Friedman sowie der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, hatten bei der Bildungsministerkonferenz zur Frage der Erinnerungskultur in Deutschland Impulsvorträge gehalten. Die Bildungsminister bekräftigten, dass demokratische Werte an Schulen gelernt und gelebt werden müssten. Dazu gehörten die kritische Auseinandersetzung mit Geschichte, die Zusammenarbeit mit Gedenkstätten und die Förderung von Projekten gegen Antisemitismus und Menschenfeindlichkeit. kna