Berlin

Pressefreiheit-Rangliste: Deutschland nicht mehr in Top Ten

Rechtsextremer Aufmarsch am 1. Mai in Gelsenkirchen. Berichterstattung über solche Demonstrationen ist ein Risiko für Journalisten. Foto: picture alliance/dpa

Deutschland ist in der weltweiten Rangliste der Pressefreiheit aus den Top Ten abgestiegen. Das teilte die Menschenrechtsorganisation Reporter ohne Grenzen (RSF) mit.

Demnach verschlechterte sich die Bundesrepublik leicht von Platz 10 auf Platz 11. Grund für diese Einschätzung ist laut RSF unter anderem das »zunehmend feindliche Arbeitsumfeld« für Medienschaffende hierzulande, insbesondere durch Angriffe aus dem rechtsextremen Umfeld.

Am 3. Mai ist Tag der Pressefreiheit

Spitzenreiter und Vorbild beim globalen Ranking bleibt Norwegen, gefolgt von Estland und den Niederlanden. Schlusslichter am Ende der Skala sind auf den Plätzen 178 bis 180 China, Nordkorea und das afrikanische Land Eritrea, wie mitgeteilt wurde. RSF veröffentlicht die Liste an diesem Freitag und damit unmittelbar vor dem Internationalen Tag der Pressefreiheit am 3. Mai.

»Die weltweite Lage der Pressefreiheit ist 2025 auf historischem Tiefstand«, lautet die Bilanz der Organisation. »Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in Staaten mit »sehr ernster« Lage.« Europa sei dabei weiterhin jene Weltregion, in der Journalistinnen und Journalisten am freiesten berichten könnten.

Nur in sieben Ländern sei die Lage »gut« zu bewerten, sie liegen alle in Europa. »Neben einer fragilen Sicherheitslage und zunehmendem Autoritarismus macht vor allem der ökonomische Druck den Medien weltweit zu schaffen.«

Bedrohungen, Beleidigungen, Angst

Auch wenn Deutschland im globalen Vergleich gut dastehe, gebe es sichtbare Herausforderungen. »Auch 2024 waren erneut diejenigen Journalistinnen und Journalisten gefährdet, die sich mit rechtsextremen Milieus und Parteien wie der AfD beschäftigten: Sie berichten von Feindmarkierungen, Bedrohungen, Beleidigungen und Angst vor körperlicher Gewalt.«

Lesen Sie auch

Auch auf redaktioneller Ebene verschärfte sich demnach das Klima, kritisierte Reporter ohne Grenzen. Dokumentiert seien »zahlreiche Fälle, in denen Medienschaffende über unverhältnismäßig hohe Hürden bei der Berichterstattung zum Nahostkonflikt berichteten«. Die wirtschaftliche Situation für Medienhäuser habe sich auch in Deutschland spürbar verschlechtert.

In 160 von 180 Ländern haben Medien große Geldprobleme
»Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt nun in Staaten, in denen wir die Lage der Pressefreiheit als sehr ernst einstufen«, sagt RSF-Geschäftsführerin Anja Osterhaus. »Autokraten ist unabhängiger Journalismus ein Dorn im Auge.«

Wirtschaftliche Überlebensfähigkeit

Das wirke sich auch auf dessen wirtschaftliche Überlebensfähigkeit aus. »Wenn Medien finanziell ausgetrocknet werden, wer deckt dann Falschinformationen, Desinformation und Propaganda auf? Neben unserem täglichen Kampf für die Sicherheit von Journalistinnen und Journalisten setzen wir uns deshalb auch für eine Stärkung der wirtschaftlichen Grundlagen des Journalismus ein.«
In 160 Ländern der Welt könnten Medien kaum nachhaltig wirtschaften.

Die Rangliste der Pressefreiheit bewertet die Situation in einem Land oder Territorium in den fünf Kategorien Politik, Recht, Wirtschaft, Soziokultur und Sicherheit. In der Kategorie Wirtschaft erzielen die Länder in ihrer Gesamtheit seit einigen Jahren die geringsten Werte. dpa

Florida

»Die Zeit der ungestraften Israel-Boykotte ist vorbei«

Der US-Bundesstaat geht gegen Israel-Boykotteure weltweit vor: Florida verbietet seinen öffentlichen Einrichtungen die Zusammenarbeit mit Regierungen, Universitäten und Unternehmen, die BDS propagieren

von Michael Thaidigsmann  19.10.2025

»Brandmauer«

Internationales Auschwitz Komitee empört über neue Diskussion

Früherer einflussreiche Unionspolitiker hatten sich für eine neue Strategie im Umgang mit der AfD ausgesprochen

 19.10.2025

Schwerpunkt-Thema

Wie stark bleibt der Antisemitismus?

Die Zahlen von judenfeindlichen Vorfällen sind hoch. Fachleute zeigen sich abwartend bis skeptisch, wie die weitere Entwicklung sein wird

von Leticia Witte  19.10.2025

Berlin

Bündnis gegen Antisemitismus übergibt Aktionsplan an Bundestag

Mehr als 250 Organisationen und Prominente aus Deutschland, Österreich und der Schweiz wenden sich gegen Judenhass – und an die Politik

 19.10.2025

Washington

US-Außenministerium warnt vor Angriffsplänen der Hamas

Die USA hätten die Garantiemächte des Gaza-Friedensplans über »glaubwürdige Berichte« informiert, die auf eine Verletzung der bestehenden Waffenruhe hindeuteten

 19.10.2025

Medien

Merz: Habe mich mit Begriff Staatsräson immer schwergetan

Den Begriff in Bezug auf das deutsche Verhältnis zu Israel hat die damalige Kanzlerin Angela Merkel geprägt. Ihr Nachfolger erklärt nun, wie er dazu steht

 19.10.2025 Aktualisiert

Israel

Warum ich meine gelbe Schleife nicht ablege

Noch immer konnten nicht alle Angehörigen von Geiseln Abschied von ihren Liebsten nehmen

von Sophie Albers Ben Chamo  17.10.2025

Tel Aviv/Birmingham

Ex-Geisel zu Ausschluss von Maccabi-Fans: »Schämt euch!«

Emily Damari kritisiert den Ausschluss von Fans des Fußballvereins Maccabi Tel Aviv vom Europacupspiel bei Aston Villa. Sie spricht von einer »unerhörten Entscheidung«

 17.10.2025

Berlin/Ankara

Wadephul setzt auf Wiederannäherung von Türkei und Israel

Der deutsche Außenminister ist zum Antrittsbesuch in Ankara eingetroffen. Er sieht sich in einer Rolle der klassischen Diplomatie. Das gilt auch für das schwierige Verhältnis des Gastgebers zum jüdischen Staat

 17.10.2025