Berlin

Polizei vereitelt mutmaßlichen Anschlagsplan auf israelische Botschaft

Die Straße vor der Israelischen Botschaft ist abgesperrt und wird von der Polizei bewacht. Foto: picture alliance/dpa/-

Im Zusammenhang mit der mutmaßlichen Planung eines islamistisch motivierten Anschlags in Berlin hat die Polizei in einer Potsdamer Wohnung möglicherweise Sprengstoff gefunden. Wegen des Einsatzes mussten Anwohner am Morgen ihre Häuser in der brandenburgischen Landeshauptstadt verlassen. 

Die Polizei spricht bislang von einem »sprengstoffverdächtigen Gegenstand«, der aus der Wohnung abtransportiert wurde. Es kam auch zu weiteren Durchsuchungen und laut Polizei zu fünf Ingewahrsamnahmen. Aber auch einen Tag nach Bekanntwerden eines mutmaßlichen Terrorplans bleiben viele Fragen offen. 

Die israelische Botschaft in Berlin soll nach dpa-Informationen Ziel eines Anschlagsplans gewesen sein. Ein 18 Jahre alter Tschetschene, der in Potsdam wohnt, wurde am BER festgenommen und an der Ausreise gehindert. Nach Informationen der dpa besteht der Verdacht, dass er sich der Terrormiliz Islamischer Staat anschließen wollte. Der 18-Jährige mit russischer Staatsangehörigkeit kam in Untersuchungshaft. Verdächtigen Gegenstand gefunden und Gebäude evakuiert

Am Samstagmorgen durchsuchte die Polizei im Zusammenhang damit eine Wohnung in einem Neubauquartier in Potsdam wegen Sprengstoffverdachts. Um was es sich bei dem dort gefundenen Gegenstand handelt, ließ die Sprecherin offen - ebenso die Frage, ob der verdächtige 18-Jährige dort wohnte.

Die Polizei evakuierte das Haus und angrenzende Gebäude, es gab Absperrungen. Am späten Vormittag konnten die Anwohner zurück in ihre Wohnungen. Bisher sei es dort immer recht ruhig geblieben, hieß es von Bewohnern. In dem Gebiet leben verhältnismäßig viele russischsprachige Menschen.

Durchsuchungen auch von Fahrzeugen

Es kam zudem zu weiteren Durchsuchungen, auch von Fahrzeugen, wie eine Sprecherin des Polizeipräsidiums in Potsdam sagte. »Im Zuge der Maßnahmen wurden fünf Personen in Gewahrsam genommen.« Nähere Angaben dazu und wie die Personen mit dem verdächtigen 18-Jährigen möglicherweise in Verbindung standen, machte sie mit Verweis auf die Ermittlungen jedoch nicht. Diese führt die Generalstaatsanwaltschaft, die zunächst nicht erreichbar war. Nach ARD-Informationen soll es sich um fünf Syrer handeln. Sorge wegen anhaltender Bedrohung israelischer Einrichtungen

Die anhaltende Terrorgefahr und das Bekanntwerden einer mutmaßlich politisch motivierten Anschlagsplanung lösen Besorgnis aus - auch kurz vor der Bundestagswahl am Sonntag. Bereits in der Vergangenheit gab es immer wieder Anschlagspläne gegen israelische Einrichtungen. »Diese Ereignisse verdeutlichen die anhaltende Bedrohung durch extremistische Gewalt gegen jüdische und israelische Einrichtungen in Deutschland«, sagte der Beauftragte zur Bekämpfung des Antisemitismus in Brandenburg, Andreas Büttner.

Auch die Deutsch-Israelische Gesellschaft mahnt, antiisraelischen Antisemitismus ernst zu nehmen. »Die Politik muss antiisraelischen Antisemitismus als Quelle islamistischer Radikalisierung ernst nehmen«, sagte der Präsident der Gesellschaft, Volker Beck. Mit der »Hinnahme von Indifferenz und antiisraelischer Mobilisierung« ermutige man zu antiisraelischem Terror. dpa

TV-Tipp

Ein äußerst untypischer Oligarch: Arte-Doku zeigt Lebensweg des Telegram-Gründers Pawel Durow

Der Dokumentarfilm »Telegram - Das dunkle Imperium von Pawel Durow« erzählt auf Arte und in der ARD-Mediathek die Geschichte der schwer fassbaren Messengerdienst-Plattform-Mischung und ihres Gründers Pawel Durow

von Christian Bartels  25.11.2025

Israel

Antisemitismus-Beauftragter wirft Sophie von der Tann Verharmlosung der Hamas-Massaker vor

Die ARD-Journalistin soll in einem Hintergrundgespräch gesagt haben, dass die Massaker vom 7. Oktober eine »Vorgeschichte« habe, die bis zum Zerfall des Osmanischen Reiches zurückreiche

 25.11.2025

Interview

»Weder die Verwaltung noch die Politik stehen an meiner Seite«

Stefan Hensel hat seinen Rücktritt als Antisemitismusbeauftragter Hamburgs angekündigt. Ein Gespräch über die Folgen des 7. Oktober, den Kampf gegen Windmühlen und kleine Gesten der Solidarität

von Joshua Schultheis  25.11.2025

Ramallah

Nach Hammer-Angriff auf Israeli - mutmaßlicher Täter getötet

Vor mehr als einem Jahr kam ein israelischer Wachmann im Westjordanland bei einem Angriff ums Leben. Seitdem haben israelische Sicherheitskräfte nach dem flüchtigen Täter gesucht

 25.11.2025

Orange Day

Palina Rojinski spricht über Gewalt in früherer Beziehung

Wie viele Frauen hat auch die Moderatorin einst in einer Beziehung Gewalt durch ihren Partner erfahren. Darüber spricht sie nun auf Instagram. Sie will anderen Mut machen, sich Hilfe zu holen

 25.11.2025

Entscheidung

Berlin benennt Platz nach Margot Friedländer

Jahrzehntelang engagierte sich die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer für Aussöhnung. Nun erfährt die Berlinerin nach ihrem Tod eine besondere Ehrung

 25.11.2025

Hanau

Rabbiner antisemitisch beleidigt

Für die Gemeinde ist die Pöbel-Attacke kein Einzelfall

 25.11.2025

Berlin

RIAS: Polizei erfasst antisemitische Taten lückenhaft

Der Bundesverband sagt, es gebe strukturelle Probleme, Unsicherheiten im Umgang mit Betroffenen und ein insgesamt unzureichendes Bild antisemitischer Hasskriminalität in den offiziellen Statistiken

 25.11.2025

Doppel-Interview

»Wir teilen einen gemeinsamen Wertekanon«

Vor 60 Jahren brachte das Konzilsdokument »Nostra aetate« eine positive Wende im christlich-jüdischen Dialog. Bischof Neymeyr und Rabbiner Soussan blicken auf erreichte Meilensteine, Symbolpolitik und Unüberwindbares

von Karin Wollschläger  25.11.2025