Buchenwald-Gedenken

Omri Boehm weist Kritik an sich und Jens-Christian Wagner zurück

Omri Boehm Foto: picture alliance / dts-Agentur

In der Debatte über eine Gedenkveranstaltung zur Buchenwald-Befreiung vor 80 Jahren hat der deutsch-israelische Philosoph Omri Boehm Kritik zurückgewiesen. »Jeder, der sich mit meiner Arbeit auseinandergesetzt hat, weiß: Ich schreibe als Enkel von Holocaust-Überlebenden, um die Erinnerung zu verteidigen«, sagte Boehm der »Zeit«. 

Er habe die Einladung der Gedenkstätte Buchenwald angenommen, weil Erinnerung geschützt werden müsse. »Und ich habe meinen zehnjährigen Sohn aus New York mitgebracht, um ihm von der Vernichtung seiner Familie im Holocaust zu erzählen. Und meinen Vater aus Israel, der seine Großeltern in Theresienstadt und Auschwitz verloren hat - und mit einer Mutter aufwuchs, die 1939 in letzter Sekunde entkommen konnte«, sagte Boehm der »Zeit«.

Verständnis für Entscheidung des Gedenkstättenleiters

Vor der Gedenkveranstaltung war ein Konflikt zwischen der Botschaft Israels und der Stiftung, die hinter der Gedenkstätte steht, publik geworden. Die Stiftung hatte die geplante Rede Boehms aus dem Gedenk-Programm genommen und angekündigt, den Philosophen zu einem anderen Termin einzuladen. Der Enkel einer Holocaust-Überlebenden hatte sich in der Vergangenheit kritisch zur israelischen Gedenkstätte Yad Vashem und zur israelischen Politik geäußert. 

Lesen Sie auch

Der israelische Botschafter Ron Prosor hatte seine Kritik an Boehm zuvor so begründet: «Wo Omri Boehm auftritt, hinterlässt er zerbrochenes Porzellan. Die Ideen von Stiftungsdirektor Jens-Christian Wagner, ausgerechnet ihm eine Bühne zu 80. Gedenken des Konzentrationslagers Buchenwald zu bieten, war aberwitzig.»

Boehm bezeichne die Erinnerungskultur als «goldenes Kalb», fordere die «Kunst des Vergessens» und nenne Yad Vashem eine «Waschmaschine» für rassistische Politik, so Prosor weiter.

Kritik an der geplanten Rede Boehms kam auch aus der jüdischen Gemeinschaft Deutschlands. Reinhard Schramm, Vorsitzender der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen, schrieb in einem Kommentar: »Die Absage von Omri Boehm als Redner bringt mir Erleichterung.« Die Reaktion der israelischen Botschaft auf Boehms Einladung könne Schramm gut nachvollziehen, »denn die Gedenkrede in die Hand von Omri Boehm zu legen, widerspricht den Ansichten von sehr vielen Juden im In- und Ausland – und schmerzt«.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Boehm zeigte in dem Gespräch mit der »Zeit« Verständnis für den Schritt des Gedenkstättenleiters Jens-Christian Wagner, die Rede zu verschieben. »Es gibt Druck, und es gibt Druck«, sagte Boehm. Wagner habe getan, was in seiner Macht stehe. »Ich respektiere ihn für seine Arbeit und seine Integrität und freue mich auf die weitere Zusammenarbeit.« dpa/ja

Erinnerung

Gedenken an erste Deportationen aus Berlin am »Gleis 17«

Deborah Hartmann, Direktorin der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz, warnte mit Blick auf das Erstarken der AfD und wachsenden Antisemitismus vor einer brüchigen Erinnerungskultur

 16.10.2025

Jakarta

Zwischen Schalom und Boykott

Staatschef Subianto hatte zuletzt Friedensbotschaften an Israel ausgesendet. Bei den Turnweltmeisterschaften in Jakarta sind israelische Sportler hingegen nicht willkommen

von Michael Thaidigsmann  16.10.2025

Hamburg

Zeuge vermittelte Kontakt vor Entführung der Block-Kinder

Wie kamen die mutmaßlichen Entführer in Kontakt mit der Familie Block? Diese Frage beschäftigt das Landgericht Hamburg derzeit im Prozess. Eine israelische Sicherheitsfirma spielt weiterhin eine Rolle

von Stephanie Lettgen  16.10.2025

Meinung

Amichai Chikli: Ein Minister gegen die Diaspora

Statt die Beziehungen zu den Juden außerhalb Israels zu pflegen, gefährdet der Diasporaminister diese. Jüngstes Beispiel: Auf Einladung des Likud-Politikers besucht derzeit der britische Rechtsextremist Tommy Robinson den jüdischen Staat

von Ruben Gerczikow  16.10.2025

Nachruf

Freund der Freiheit, Freund Israels

Richard Herzinger war ein lebenslanger Streiter gegen Autoritarismus und Antisemitismus. Nun ist der Publizist und Ausnahme-Intellektuelle im Alter von 69 Jahren gestorben

von Marko Martin  16.10.2025

Nahost

Trump zeigt Verständnis für mutmaßliche Hamas-Hinrichtungen

Videos sollen zeigen, wie Hamas-Mitglieder brutal mit Rivalen abrechnen. In Ramallah spricht man von »abscheulichen Verbrechen«. Israel sieht aus anderen Gründen einen Verstoß gegen die Waffenruhe

 16.10.2025

Hochschulen

Jüdische Studenten fordern mehr Schutz vor Antisemitismus

Seit dem 7. Oktober hat der Antisemitismus an Hochschulen deutlich zugenommen. Was können Universitäten tun? Die JSUD hat einen Katalog veröffentlicht

von Nikolas Ender  16.10.2025

Berlin

Israel erwartet Aufhebung der Rüstungsexport-Beschränkungen

Die stellvertretende israelische Außenministerin Sharren Haskel verlangt auch die Aufhebung einer Reisewarnung durch das Auswärtige Amt

 16.10.2025

Magdeburg

Rechtsextremistische AfD in Sachsen-Anhalt bei 40 Prozent

In einem Jahr wird in Sachsen-Anhalt gewählt. Die selbsternannte »Alternative« liegt in den Umfragen vorn und baut ihren Vorsprung noch aus. Wie sieht es im direkten Vergleich der Spitzenkandidaten aus?

 16.10.2025