Meinung

No-Go-Area für Israel-Unterstützer?

Alles kann eine Meinung sein, die gehört werden muss. Das scheint offensichtlich die Haltung der Betreiber des Moviemento-Kinos in Kreuzberg gewesen zu sein, als sie sich vergangenen Freitag Vertreter von BDS Berlin und F.O.R. Palestine, was »For One State and Return in Palestine« bedeutet, ins Haus holten.

Der Anlass: die sogenannte »Israeli Apartheid Week« sowie die damit verbundene Aufführung des antiisraelischen Propagandastreifens Even Though My Land is Burning des Regisseurs Dror Dayan. Man wird ja Israel noch kritisieren dürfen, dachten sie sich wohl. Und wenn der Filmemacher selbst israelischer Jude ist, dann ist doch alles koscher und im Lack. Schließlich will man ja gerade als Deutscher keinem Israeli den Mund verbieten.

linksextrem Dafür aber lieber denen, die dagegen demonstrierten, weil sie die Meinung vertreten, dass die Boykottbewegung eine einseitige und antisemitische Angelegenheit ist. Denn in der Logik der Kinobetreiber waren die Israelfreunde linksextrem, was sie in mehreren Postings im Netz mitteilten – angesichts der Teilnahme von Repräsentanten und Mitgliedern der Jüdischen Gemeinde oder der Grünen Jugend eine bemerkenswerte Einschätzung.

»Den Mund verbieten« übernahmen dann palästinensische Aktivisten und ihre deutschen Freunde, die sich zur Unterstützung der Veranstaltung einfanden. Die Tatsache, dass Regisseur Dror Dayan sich selbst mit rotem Pali-Tuch um den Hals in die Pose des »Street Fighting Man« warf, die rechte Hand zur Faust ballte und mit in den Chor einstimmte, der »Apartheidschweine« und »Zionisten sind Faschisten« brüllte, machte die Sache interessanter, aber nicht besser.

beschimpfungen Und wie so oft gerieten die Geister, die man gerufen hatte, außer Kontrolle. Sie beschimpften lauthals die pro-israelische Gegendemonstranten und versuchten, sie zu attackieren. Unter anderem brüllten sie: »Drecksjuden, verpisst euch aus unserem Kiez!« Offensichtlich meinen sie, dass ihr Bezirk eine No-Go-Area für Israel-Unterstützer sei. Damit nicht genug. Es folgten Beschimpfungen wie »Drecksjuden« und »Ihr sollt alle vergast werden!«.

Am Ende musste die Polizei für Geleitschutz der Israel-Unterstützer sorgen, während an der U-Bahnstation Schönleinstraße mehrere arabische Demonstranten den Hitler-Gruß zeigten. »From the river to the sea, Palestine will be free«, hatten sie alle zuvor gerufen. Kreuzberg und Neukölln scheinen neuerdings zwischen Mittelmeer und Jordan zu liegen.

Der Autor ist Journalist und Buchautor in Berlin.

Essay

Vorsichtig nach vorn blicken?

Zwei Jahre lang fühlte sich unsere Autorin, als lebte sie in einem Vakuum. Nun fragt sie sich, wie eine Annäherung an Menschen gelingen kann, die ihr fremd geworden sind

von Shelly Meyer  26.10.2025

Meinung

Die Kälte der »Sozialreform«

Für die Haushaltslücken lässt die Bundesregierung wieder einmal die Schwächsten der Gesellschaft büßen. Jüdische Rentnerinnen und Rentner werden besonders hart getroffen

von Günter Jek  26.10.2025

Zeitdokument

Erstmals Fotos von NS-Deportation aus Hamburg entdeckt

Bislang galten sie als Aufnahmen einer Bomben-Evakuierung. Nun ist klar: Drei historische Fotos zeigen eine NS-Deportation von mehr als 1.000 Juden aus Hamburg. Forscher haben sie erstmals eindeutig identifiziert

 26.10.2025

Wien

Österreichs Kanzler klar für Teilnahme Israels am ESC

Im Mai 2026 soll der 70. Eurovision Song Contest in Wien stattfinden. Doch einige Staaten wie Spanien, die Niederlande und Irland haben im Fall eines israelischen Auftritts mit Boykott gedroht. Was sagt Österreichs Kanzler?

 26.10.2025

Frankfurt am Main

Israelfeindliche Aktivisten bedrohen Uni-Präsidenten

Der Präsident der Goethe-Universität hatte eine Kooperationsvereinbarung mit der Universität Tel Aviv unterzeichnet und geriet deshalb ins Visier der Aktivisten. Es ist nicht der erste Skandal auf dem Campus

 24.10.2025

Berlin

Gratis-Falafel: Restaurant »Kanaan« reagiert auf Vorfall im »K-Fetisch«

Die Aktion dauert bis 16.00 Uhr an. Es sei ein »Friedenszeichen in Zeiten des Hasses«, sagen die Betreiber

 24.10.2025

Meinung

Warum die UNRWA seit 77 Jahren den Frieden in Nahost blockiert

Das UN-Flüchtlingshilfswerk für die Palästinenser verursacht erhebliche Probleme. Daher gibt es nur einen Weg

von Jusek Adlersztejn  24.10.2025

Internationaler Gerichtshof

Persilschein für die UNRWA

Der IGH sieht Israel in der Pflicht, mit dem umstrittenen Palästinenser-Hilfswerk zu kooperieren. Maßgeblich für die Richter sind die Zusicherungen von UN-Offiziellen

von Michael Thaidigsmann  23.10.2025

Berlin

Jüdische Studenten fordern Geraldine Rauchs Abgang

Die Präsidentin der Technischen Universität Berlin warnte vor »Muslimfeindlichkeit« bei einer jüdisch-kurdischen Veranstaltung. Die JSUD wirft ihr vor, autoritär zu reagieren. Kritik kommt auch von CDU und SPD

 23.10.2025