Meinung

Nicht nur Beauftragte werden gebraucht

Martin Meir Widerker Foto: Rolf Walter/Xpress

Meinung

Nicht nur Beauftragte werden gebraucht

Die Bekämpfung des Antisemitismus darf nicht an Behörden delegiert werden. Das Thema gehört auch an Schulen

von Martin Meir Widerker  18.05.2018 11:15 Uhr

Die antisemitische Hydra erhebt wieder ihr Haupt: Immer häufiger werden wir Zeugen antisemitischer Überfälle und verbaler Angriffe auf Straßen, in Stadien und Kneipen. Ein Antisemitismusbeauftragter des Bundes wurde ernannt, auch etliche Bundesländer haben solche Ämter geschaffen. Die jüdische Gemeinschaft in Deutschland begrüßt natürlich solche Schritte.

Aber wir wollen uns nichts vormachen: Selbst der beste Antisemitismusbeauftragte wird den Antisemitismus nicht abschaffen. Die heute in Deutschland lebenden Generationen werden teils immer noch von den Nebenwirkungen der Nazizeit infiziert. Von selbst und alleine werden Kinder und Jugendliche nicht zu Antisemiten. Es sind Eltern und Großeltern, die – oft ohne es zu wollen – noch heute der Nazizeit huldigen, etwa wenn sie sich unkritisch an Familienalben, die SS-Angehörige zeigen, erfreuen.

zukunft Um sich wirklich vom Antisemitismus zu verabschieden, muss in Deutschland etwas Tiefgreifendes geschehen. Eine neue Generation muss diese Aufgabe auf sich nehmen, und die regierenden demokratischen Kräfte in diesem Land müssen die Weichen für diese Aufgabe stellen.

Die heranwachsende Generation muss durch Bildung vor den grassierenden Vorurteilen geschützt werden. Daher muss schon ab der Grundschule ein neues versetzungsrelevantes Pflichtschulfach her, das »Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit« heißt. So wichtig wie Chemie, Englisch oder Physik.

Der Lehrstoff hierfür ist gigantisch, aber die Defizite sind es doch auch. Junge Menschen haben heute keine Ahnung vom Ku-Klux-Klan oder von Martin Luther King, ganz zu schweigen vom Holocaust und der Ermordung von sechs Millionen Juden.
Deutschland würde mit der Einrichtung eines solchen Schulfachs ein Beispiel dafür geben, wie man mit konkreten Maßnahmen Großes erreicht. Genug der Alibiveranstaltungen – erst dann können die Antisemitismusbeauftragten wirklich effektiv wirken.

Der Autor war Vorstandsvorsitzender der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs (IRGW).

Jom Hasikaron

Israel gedenkt der Terroropfer und Kriegstoten

Seit dem 7. Oktober 2023 sind 850 israelische Soldaten und 82 Sicherheitskräfte getötet worden

 30.04.2025

Josef Schuster

»Was bedeutet die Schoa heute noch für Deutschland?«

In seiner Rede zum 80. Jahrestag der Befreiung des KZ Bergen-Belsen reflektiert der Zentralratspräsident die Herausforderungen und Gefahren, vor denen die Erinnerung an die Schoa heute steht. Eine Dokumentation

von Josef Schuster  29.04.2025

Mauthausen

Überlebenswunderkind Eva Clarke: Geburt im KZ vor 80 Jahren

Es war eines der größten und gefürchtetsten Konzentrationslager der Nazizeit. Im Mai 1945 wurde es von US-Soldaten befreit. Unter den Überlebenden waren eine Mutter und ihr Neugeborenes

von Albert Otti  29.04.2025

Umfrage

Mehrheit hält AfD wegen deutscher Geschichte für unwählbar

Zum 80. Jahrestag des Kriegsendes fragt die »Memo«-Studie Menschen in Deutschland nach dem Blick zurück

 29.04.2025

Potsdam

Brandenburgs CDU-Chef Redmann fordert besseren Schutz für Synagoge

Vermutlich wurde in Halle ein zweiter Anschlag auf die Synagoge verhindert. Brandenburgs CDU-Chef Redmann fordert deshalb dazu auf, auch die Potsdamer Synagoge besser zu schützen

 29.04.2025

Menschenrechte

Immer schriller: Amnesty zeigt erneut mit dem Finger auf Israel

Im neuesten Jahresbericht der Menschenrechtsorganisation wirft sie Israel vor, einen »live übertragenen Völkermord« zu begehen

von Michael Thaidigsmann  29.04.2025

Berlin

Streit um geforderte Yad-Vashem-Straße

Zwischen dem Freundeskreis Yad Vashem und dem Roten Rathaus herrscht Unmut

von Imanuel Marcus  29.04.2025

Den Haag

Strafgerichtshof verpflichtet Chefankläger zur Vertraulichkeit

Karim Khan, der unter anderem gegen Benjamin Netanjahu einen Haftbefehl erwirkt hat, darf einem Bericht des »Guardian« zufolge künftig nicht mehr öffentlich dazu Stellung nehmen

 29.04.2025

Urteil

»Impfen macht frei«-Bild ist Volksverhetzung

Ein 65-Jähriger hatte während der Corona-Pandemie die Schutzmaßnahmen der Regierung mit dem Holocaust verglichen

 29.04.2025