Kontroverse

»Nicht nachvollziehbar«

In der Kritik: Erzbischof Gerhard Ludwig Müller Foto: dpa

Erzbischof Gerhard Ludwig Müller steht wegen seines Vergleichs antikatholischer Kampagnen mit einer »Pogromstimmung« weiterhin massiv in der Kritik. Josef Schuster, Vizepräsident des Zentralrats der Juden, empfahl dem Präfekten der vatikanischen Glaubenskongregation, die Bemerkung schnellstmöglich zurückzunehmen.

Ein solcher Vergleich sei »bei allen ehrbaren Motiven in der neuen Funktion des Erzbischofs, nicht zu akzeptieren«. Müller habe »offensichtlich nicht verinnerlicht, was ein Pogrom bedeutet«, sagte Schuster. Der katholische Kirchenfürst »wäre gut beraten, seine Aussage umgehend öffentlich zu korrigieren«.

»ahistorisch« Als »völlig unangemessen« und »stark irreführend« bezeichnet der Historiker Julius Schoeps, Müllers Pogrom-Vergleich. Er könne nirgendwo in der Gesellschaft auch nur ansatzweise eine Pogromstimmung gegen die katholische Kirche erkennen, sagte der Direktor des Moses-Mendelssohn-Zentrum in Potsdam der Jüdischen Allgemeinen. Pogrome hätten sich in der Geschichte zudem fast nie gegen die katholische Kirche gerichtet, sondern zumeist gegen Juden. Insofern sei die Äußerung des Erzbischofs »nicht nachvollziehbar.«

Überraschend in Schutz nahm Müller dagegen Rabbiner David Rose, internationaler Direktor des amerikanisch-jüdischen Komitees für interreligiöse Angelegenheiten. Er sagte der Zeitung Die Welt, Müllers Pogrom-Äußerung sei »böswillig« interpretiert worden. »Kein Vergleich mit den Grausamkeiten der Schoa ist je angemessen«, erklärte Rose. »Ebenso klar ist für jeden vernünftigen Menschen, der die Worte Erzbischof Müllers nachliest, aber auch, dass ein solcher Vergleich keineswegs in dessen Absicht war.«

Auslöser der Debatte war ein Interview von Erzbischof Müller in der Welt. Darin hatte er gezielte Diskreditierungs-Kampagnen gegen die katholische Kirche beklagt. Diese seien dafür verantwortlich, »dass Geistliche in manchen Bereichen schon jetzt ganz öffentlich angepöbelt werden«. Es wachse eine »künstlich erzeugte Wut, die gelegentlich schon heute an eine Pogromstimmung erinnert«.

»geschmacklos« Müllers Äußerungen stießen auch bei Politikern auf entschiedenen Widerspruch. »Vergleiche mit dem Holocaust sind geschmacklos, wenn es um unterschiedliche Auffassungen in unserer Gesellschaft zu aktuellen Fragen wie auch der Rolle der Ehe, Familie und eingetragenen Lebenspartnerschaften geht«, erklärte Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP). Als »einfach daneben« bezeichnete der Grünen-Politiker Volker Beck den Vergleich. »Die Verwendung des Wortes ›Pogromstimmung‹ sollte er mit dem Ausdruck des Bedauerns schleunigst zurücknehmen.«

Auch Alois Glück, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), kritisierte die Äußerungen des Erzbischofs. Sie seien »nicht hilfreich« und führten »insbesondere in Deutschland sofort zu einer Debatte, die bestimmt nicht weiterführt«. Zwar gebe es durchaus »aggressivere Töne gegenüber der Kirche und dem Religiösen«. Die allgemeine Stimmung gegenüber dem Christentum spiegelten diese aber nicht wider, so der ZdK-Präsident.

Erzbischof Müller selbst hat sich zu der durch seinen Vergleich hervorgerufenen Kontroverse bisher öffentlich nicht geäußert.

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