Sport

»Nicht ganz zu Ende gedacht«

Alon Meyer Foto: dpa

Sport

»Nicht ganz zu Ende gedacht«

Alon Meyer über den Vorschlag, dass sich Berlin und Tel Aviv gemeinsam für Olympia 2036 bewerben

von Katrin Richter  08.04.2021 09:23 Uhr

Herr Meyer, zwei Berliner Sportfunktionäre wollen »Olympia neu denken« und haben eine gemeinsame Bewerbung von Berlin und Tel Aviv für die Spiele im Jahr 2036 ins Gespräch gebracht. Das Olympic Committee of Israel hat den Vorschlag begrüßt, Berlins Innensenator Geisel nannte ihn ein »starkes Zeichen für Frieden und Völkerverständigung«. Was sagen Sie?
In der Tat ist es ein Zeichen, und die grundsätzliche Idee gemeinsamer Spiele von Berlin und Tel Aviv kann ich nur positiv bewerten. Es ist ein Bekenntnis unseres starken Zusammenwirkens und unserer guten Beziehungen, aber ich glaube, die engen gesellschaftlichen und politischen Beziehungen zwischen Deutschland und Israel bedürfen nicht einer krampfhaften Geste.

Also gut gemeint, aber schlecht gemacht?
Ohne die Initiative mindern zu wollen, würde ich die deutsch-israelischen Beziehungen nicht auf diese Dezimalklassifikation, also nur auf diese 100 Jahre seit den Spielen unter dem NS-Regime in Berlin, herunterbrechen wollen. Es ist mittlerweile so viel mehr als das gemeinsame Gedenken, was die Freundschaft unserer beiden Länder ausmacht. Sicherlich muss das Gedenken an die Nazi-Spiele von 1936 bei den Olympischen Spielen 2036 einen zentralen Punkt einnehmen, doch egal, wie groß die Geste sein wird – es wird das historische Versagen, das Wegschauen der weltweiten Sportgemeinschaft vor den antisemitischen und rassistischen Zuständen im damaligen Deutschland, nicht vergessen machen. Dennoch glaube ich, dass diese Idee positiv gemeint ist, aber nicht ganz zu Ende gedacht wurde.

Hätten Sie sich vorher eine Art Konsultation gewünscht?
Makkabi Deutschland begrüßt ein solches Zeichen und die Intention. Aber bevor man so einen Gedanken äußert, sollte er im Vorfeld reifen. Dazu stehen wir immer als Gesprächspartner zur Verfügung. Sonst werden möglicherweise Hoffnungen geweckt, die dann nicht zu realisieren sind. Als deutsch-jüdischer Sportverband können wir jedoch die Idee der Austragung Olympischer Spiele in Deutschland und Israel nur begrüßen.

2015 fanden im Berliner Olympiapark die European Maccabi Games statt, von denen eine ganz konkrete Botschaft ausging.
Nämlich die der Schoa-Überlebenden Margot Friedländer, die sagte: »Dass ich das noch erleben darf« – also Spiele in Deutschland. Mit diesem Satz beantwortete Friedländer die Frage, ob man mit den Spielen nicht noch hätte warten sollen. Der Erfolg und die internationale Resonanz haben uns darin bestätigt, dass die Spiele zur rechten Zeit am rechten Ort stattgefunden haben.

Wie könnte an 1936 erinnert werden?
Es muss eine besondere Erinnerung geben, das ist klar. Es waren die Nazi-Spiele in Berlin. Wie diese Erinnerung aussehen soll, kann ich aktuell noch nicht sagen. Doch natürlich würden wir uns freuen, in die Gestaltung einbezogen zu werden.

Mit dem Präsidenten von Makkabi Deutschland sprach Katrin Richter.

Düsseldorf

Breite Mehrheit im Landtag wirbt für Holocaust-Zentrum in NRW

Große Mehrheit im NRW-Landtag: Fast alle Fraktionen werben für NRW als Standort eines vom Bund geplanten Holocaust-Bildungszentrums. Bayern und Sachsen sind ebenfalls im Rennen

von Andreas Otto  27.11.2025

Terrorismus

Berlin: Waffenkurier der Hamas wohnte in unmittelbarer Nähe zu mehreren jüdischen Einrichtungen

Im Auftrag der Terrororganisation Hamas sollen mehrere Männer jüdische und proisraelische Ziele unter anderem in der Hauptstadt ausgespäht und Waffen eingeschmuggelt haben. Nun berichten »Zeit« und »Welt« über die Hintergründe

 27.11.2025

Bildung

Im Land der Täter

Bis März soll die Entscheidung fallen, wo die Dependance der Schoa-Gedenkstätte Yad Vashem in Deutschland angesiedelt wird

von Michael Thaidigsmann  27.11.2025

München

Uschi Glas: Christen müssen jüdische Mitbürger schützen

Uschi Glas mahnt Christen zum Schutz von Juden. Sie warnt vor neuer Ausgrenzung und erinnert an eigene Erfahrungen nach dem Krieg. Was sie besonders bewegt und warum sie sich Charlotte Knobloch verbunden fühlt

von Hannah Krewer  27.11.2025

Entscheidung

Uni Jena lehnt Prüfung von Kontakten mit israelischen Hochschulen ab

Die Friedrich-Schiller-Universität Jena wird Kooperationen mit israelischen Hochschulen nicht auf mögliche Verbindungen zum Militär überprüfen. Der Senat lehnte einen entsprechenden Antrag von Teilen der Professorenschaft ab

 27.11.2025

Berlin

Der falsche Konsens

Der israelische Militärhistoriker Danny Orbach stellt im Bundestag eine Studie und aktuelle Erkenntnisse zum angeblichen Genozid im Gazastreifen vor – und beklagt eine einseitige Positionierung von UN-Organisationen, Wissenschaft und Medien

 27.11.2025

Berlin

Prozess um Angriff am Holocaust-Mahnmal: »Tat zugegeben«

Polizisten berichten von der Begegnung mit dem Angeklagten wenige Stunden nach der Tat

 27.11.2025

Debatte um Hamas-Nähe

Mitglieder des ZDF-Kontrollgremiums fordern Konsequenzen

Nachdem ein mutmaßlicher Terrorist über eine Partnerfirma an Produktionen des öffentlich-rechtlichen Senders mitgewirkt hat, soll der Fall nun parlamentarisch aufgearbeitet werden

 27.11.2025

Berlin

Späte Gerechtigkeit? Neue Schiedsgerichte zur NS-Raubkunst

Jahrzehnte nach Ende der Nazi-Zeit kämpfen Erben jüdischer Opfer immer noch um die Rückgabe geraubter Kunstwerke. Ab dem 1. Dezember soll es leichter werden, die Streitfälle zu klären. Funktioniert das?

von Cordula Dieckmann, Dorothea Hülsmeier, Verena Schmitt-Roschmann  27.11.2025