Thomas de Maizière

Nicht einmal ihre Wähler trauen der AfD Lösungen zu

Foto: Chris Hartung

Der frühere Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hat die demokratischen Parteien vor den anstehenden Landtagswahlen in drei ostdeutschen Bundesländern davor gewarnt, sich zu sehr an der AfD abzuarbeiten. »Immer dann, wenn nur über die AfD diskutiert wird, hilft es ihr«, sagte de Maizière in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Parteien müssten sich »natürlich klar und eindeutig abgrenzen«. »Im Übrigen sollte man aber darüber streiten, welches die besten Lösungen für die Zukunft von Sachsen, Brandenburg oder Thüringen sind«, sagte er.

Je mehr das passiere, desto schlechter sei das für die AfD. »Sie hat nämlich keine realistischen Lösungsansätze. Nicht einmal ihre Wählerinnen und Wähler trauen der AfD Lösungen zu«, sagte de Maizière, der am Sonntag 70 Jahre alt wird. Sie lebe von der Ablehnung der anderen Parteien, sauge Wut und Frust auf. Er blicke mit Sorge auf die Landtagswahlen, sagte die Maizière und warnte gleichzeitig vor einem »angstbesetzten Wahlkampf«, dessen Nutznießer die AfD sei.

De Maizière, der während der Regierungszeit von Angela Merkel (CDU) Kanzleramtschef, Verteidigungs- und Bundesinnenminister war, rät aus diesem Grund auch vom Versuch eines AfD-Verbots ab. Zudem dauere ein Verbotsverfahren lange und die Maßstäbe des Bundesverfassungsgerichts seien hoch. »Das Schlimmste wäre, wenn die AfD das Verfahren wie damals die NPD auch noch gewinnen würde«, sagte er.

Erhitzte Stimmungen nicht überbewerten

De Maizière warnte davor, erhitzte Stimmungen überzubewerten. Die aktuelle Auseinandersetzung um den Haushalt sei »schlecht gelaufen«, aber auch »nichts extrem Ungewöhnliches«. »Wir müssen aufpassen, dass wir nicht bei jeder harten politischen Auseinandersetzung gleich die Gesellschaft bedroht sehen. Nur Fortissimo bekommt der Musik auch nicht«, sagte er.

De Maizière, der Mitglied des Präsidiums des evangelischen Kirchentags ist und im vergangenen Jahr dem Christentreffen in Nürnberg als Präsident vorstand, rief zudem die Kirchen dazu auf, vor Ort mehr in den Dialog auch mit potenziellen Wählerinnen und Wählern der AfD zu treten. »Kirchen sind trotz aller Probleme noch immer eine der größten dezentral organisierten Vertriebsorganisationen in unserem Land, sichtbar bis in jede Ecke unseres Landes«, sagte er: »Das könnten und müssen sie mehr nutzen.« epd

Interview

»Die Genozid-Rhetorik hat eine unglaubliche Sprengkraft«

Der Terrorismusforscher Peter Neumann über die Bedrohungslage für Juden nach dem Massaker von Sydney und die potenziellen Auswirkungen extremer Israel-Kritik

von Michael Thaidigsmann  16.12.2025

Wirtschaft

Hightech-Land Israel: Reiche sieht Potenzial für Kooperation

Deutschland hat eine starke Industrie, Israel viele junge Start-ups. Wie lassen sich beide Seiten noch besser zusammenbringen? Darum geht es bei der Reise der Bundeswirtschaftsministerin

 16.12.2025

Meinung

Der Stolz der australischen Juden ist ungebrochen

Der Terroranschlag von Sydney hat die jüdische Gemeinschaft des Landes erschüttert, aber resigniert oder verbittert ist sie nicht. Es bleibt zu hoffen, dass die Regierung künftig mehr für ihren Schutz tut

von Daniel Botmann  16.12.2025

IS-Gruppen

Attentäter von Sydney sollen auf den Philippinen trainiert worden sein

Die Hintergründe

 16.12.2025

Hamburg

Mutmaßlicher Entführer: Mussten im Block-Hotel nichts zahlen

Der israelische Chef einer Sicherheitsfirma, der die Entführung der Block-Kinder organisiert haben soll, sagt im Gericht aus. Die Richterin will wissen: Wer zahlte für die Unterbringung im Luxushotel der Familie?

 16.12.2025

Interview

Holocaust-Überlebender Weintraub wird 100: »Ich habe etwas bewirkt«

Am 1. Januar wird Leon Weintraub 100 Jahre alt. Er ist einer der letzten Überlebenden des Holocaust. Nun warnt er vor Rechtsextremismus und der AfD sowie den Folgen KI-generierter Fotos aus Konzentrationslagern

von Norbert Demuth  16.12.2025

Magdeburg

Anschlag geplant? 21-Jähriger reiste legal ein

Mit einem Visum kam er nach Deutschland, dann informierte er sich über Waffen und glorifizierte Anschläge. Zu dem in Vorbereitungshaft genommenen Mann werden Details bekannt

 16.12.2025

Sydney

Jüdisches Ehepaar stirbt beim Versuch, einen der Angreifer zu stoppen

Boris und Sofia Gurman versuchten, das Massaker vom Bondi Beach zu verhindern, und bezahlten dafür mit ihrem Leben

 16.12.2025

Bundestag

Ramelow: Anschlag in Sydney war Mord »an uns allen«

Erstmals gab es in diesem Jahr eine Chanukka-Feier im Bundestag. Sie stand unter dem Eindruck des Anschlags auf eine Feier zum gleichen Anlass am Sonntag in Sydney

 16.12.2025