Berlin

Neues Antisemitismus-Konzept

Sawsan Chebli (SPD) Foto: dpa

Mit einem neuen Handlungskonzept will der Berliner Senat Juden in der Hauptstadt besser schützen. Als bundesweit erste Landesregierung beschloss der Senat dafür am Dienstag ein Landeskonzept zur Weiterentwicklung der Antisemitismus-Prävention. »Es gibt zu viel Antisemitismus in Berlin«, sagte Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) bei der Vorstellung des Konzepts.

Der Schutz der Juden sei eine »historische Verantwortung«, der das Land künftig unter anderem mit einem zentralen Ansprechpartner zum Thema Antisemitismus nachkommen wolle. An diesen Beauftragten sollen sich sowohl die Justiz und öffentliche Stellen als auch die Jüdische Gemeinde wenden können.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

erfahrungen »Berlin lernt aus der Geschichte und zieht hinsichtlich der Bekämpfung des Antisemitismus aus den bitteren aktuellen Erfahrungen konkrete Schlussfolgerungen«, sagte der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller (SPD). Die Bekenntnisse der Politik, die den Antisemitismus verurteilen, seien wichtig, forderten aber auch Maßnahmen und Angebote, wie sie mit dem Landeskonzept beschlossen wurden.

Zu diesen Maßnahmen gehören neben dem neuen Ansprechpartner laut Justizsenator Behrendt unter anderem neue Beratungsangebote für Opfer antisemitischer Überfälle und eine stärkere Kooperation von Schulen mit außerschulischen Lernorten wie Gedenkstätten. Schüler müssten »mit der Geschichte im Unterricht konfrontiert werden«, unterstrich er. Das Antisemitismus-Konzept umfasst außerdem Fortbildungsangebote für Lehrer und Erzieher. Menschenfeindliche und antisemitische Einstellungen der Bevölkerung sollen künftig in einem sogenannten »Berlin Monitor« erfasst werden.

Die Bekenntnisse der Politik, die den Antisemitismus verurteilen, seien wichtig, forderten aber auch Maßnahmen und Angebote.

Swasan Chebli (SPD), Staatssekretärin für bürgerschaftliches Engagement, twitterte: »Landeskonzept zum Kampf gegen Antisemitismus steht. Berlin wird künftig einen hauptamtlichen Ansprechpartner für Antisemitismus haben. Wichtig auch bessere Erfassung von Antisemitismus u. konsequente Ahndung. Botschaft: Kein Raum für Antisemiten in Berlin.«

Die innenpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, Cornelia Seibeld, begrüßte den Beschluss des Senats, hätte sich aber eine schnellere Entscheidung gewünscht. Der Antrag der CDU-Fraktion, einen zentralen Ansprechpartner für antisemitische Vorfälle zu schaffen, habe bereits knapp ein Jahr vorgelegen. »Offenbar haben die leider zunehmenden Übergriffe und Beleidigungen gegen jüdische Mitbürger zu einem Umdenken geführt«, sagte sie.

In 2018 verzeichnete die Polizei deutlich mehr antisemitische Straftaten als in den Vorjahren.

massnahmen Sigmount Königsberg, Antisemitismusbeauftragter der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, bewertete das Konzept ebenfalls positiv. Durch seinen umfassenden Ansatz zeige es deutlich, »dass Antisemitismus nicht nur von Randgruppen ausgeht, sondern ein gesamtgesellschaftliches Phänomen ist«, sagte er. In der Praxis werde sich zeigen, welche Maßnahmen erfolgreich sein werden und welche angepasst werden müssen. Ein Wunder erwarte er von dem Konzept aber nicht: »Antisemitismus wird mit Sicherheit nicht von heute auf morgen verschwinden«, unterstrich er.

Sigmount Königsberg, Antisemitismusbeauftragter der Jüdischen Gemeinde, begrüßt das Konzept.

Antisemitische Denkweisen seien weit verbreitet, beklagte Senator Behrendt. Übergriffe auf Juden hätten in den vergangenen Jahren zugenommen, antisemitische Hetze sei in den sozialen Medien weit verbreitet. Behrendt verwies auf einen Angriff auf einen jungen Mann mit Kippa, der im vergangenen Jahr in Prenzlauer Berg mit einem Gürtel geschlagen wurde. Bei den erfassten Taten handele es sich allerdings nur um »die Spitze des Eisberges«, betonte er.

In 2018 verzeichnete die Polizei deutlich mehr antisemitische Straftaten als in den Vorjahren. Die Zahl der Gewalttaten gegen Juden stieg um 60 Prozent. Bundesweit registrierte die Polizei 1646 Straftaten. Das sind knapp zehn Prozent mehr, als die Bundesregierung für 2017 gemeldet hatte, damals waren es 1504. Insgesamt stellte die Polizei im vergangenen Jahr 62 Gewaltdelikte fest, im Jahr zuvor waren es 37.  epd/ja

9. November

Erinnerung ohne Empathie ist leer

Wenn Deutschland am Sonntag der Pogromnacht gedenkt, darf Erinnerung nicht nur rückwärtsgewandt sein. Sie muss auch die Angst der Juden von heute im Blick haben

von Tobias Kühn  09.11.2025

Berlin

Israels Botschafter: Linker Antisemitismus am gefährlichsten

Ron Prosor, israelischer Botschafter in Deutschland, differenziert zwischen linkem, rechtem und islamistischem Antisemitismus. Und erläutert, welchen er für den gefährlichsten hält

 09.11.2025

Urteil

Betätigungsverbot für israelfeindlichen Aktivisten war rechtswidrig

Ghassan Abu-Sittah, der der israelischen Armee vorwirft, vorsätzlich Kinder zu töten, hätte auf dem »Palästina-Kongress« sprechen dürfen

 08.11.2025

Meinung

Wieder ein Milliarden-Blankoscheck für Palästina?

Europa will den Wiederaufbau Gazas mit 1,6 Milliarden Euro fördern. Glaubt man in Brüssel wirklich, durch Scheckbuchdiplomatie etwas zum Besseren verändern zu können?

von Jacques Abramowicz  08.11.2025

Jerusalem

Bischof Azar bedauert Irritation durch »Völkermord«-Äußerung

Weil er in einem Gottesdienst in Jerusalem von »Völkermord« an den Palästinensern sprach, hat der palästinensische Bischof Azar für Empörung gesorgt. Nun bedauert er, dass seine Worte Irritation ausgelöst haben

von Christine Süß-Demuth  07.11.2025

Berlin

Israelfeindliche Aktivisten besetzen ZDF-Hauptstadtstudio

Die Polizei musste die Besetzung beenden

 07.11.2025

Medienbericht

Katar soll mutmaßliches Missbrauchsopfer von Karim Khan ausspioniert haben

Das Emirat scheint sich in den Skandal um den Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs eingemischt zu haben, wie Recherchen nun zeigen

 07.11.2025

Berlin

Sarah Wedl-Wilson räumt Defizite bei Fördermittel-Vergabe ein

Wurden Gelder für Projekte gegen Antisemitismus rechtswidrig verteilt? Das werfen Grüne und Linke der Kultursenatorin vor. Nun äußert sie sich

 07.11.2025

Diplomatie

Kasachstan will sich den Abraham-Abkommen anschließen

US-Präsident Donald Trump kündigte den Schritt wenige Tage vor dem Besuch des saudischen Kronprinzen im Weißen Haus. Auch Saudi-Arabien solle seine Beziehungen zu Israel normalisieren, so die Hoffnung des US-Präsidenten

 07.11.2025