Rohani-Rede

Netanjahu unbeeindruckt

Benjamin Netanjahu Foto: Flash 90

In seiner ersten Rede vor den Vereinten Nationen hat der iranische Präsident Hassan Rohani am Dienstagnachmittag versöhnlichere Töne angeschlagen als sein Vorgänger Mahmud Ahmadinedschad. Doch wie viel ernst gemeinte Absicht zu einer Verständigung mit dem Westen hinter der »Charmeoffensive« steckt, wie die israelische Regierung Rohanis Auftritte nennt, ist fraglich.

Jerusalem meint, nicht viel. Im Gegenteil: Am Dienstagabend erklärte der Minister für strategische Angelegenheiten, Juval Steinitz, im Armeeradio: »Rohani versucht, die Welt hinters Licht zu führen, und ein Teil der Welt will für dumm verkauft werden. Was wir sehen, ist eine Diplomatie des Lächelns von Irans Präsident, doch eigentlich gibt es keine substanzielle Änderung in der Rhetorik. Israel kämpft für die Wahrheit – und dabei tun wir unser Bestes.«

Brücken Rohani hatte zwar davon gesprochen, Brücken zum Westen bauen zu wollen, und sagte: »Die Menschen überall auf der Welt sind des Krieges, der Gewalt und des Extremismus müde. Die Kriegstreiber wollen die Hoffnung zerstören, doch Hoffnung ist das größte Geschenk.«

Gleichzeitig jedoch machte er deutlich, dass Irans »friedliche nukleare Entwicklung nicht gestoppt werden kann«. Er verurteilte die Sanktionen gegen sein Land als kriegserklärerische Maßnahme und sagte, dass äußere Einflüsse die Flammen des Bürgerkriegs in Syrien anfachen. Außerdem meinte der iranische Präsident, dass das unschuldige palästinensische Volk institutionalisierter Aggression ausgesetzt sei.

In einer möglichen Anspielung auf Israel sagte Rohani: »Lassen Sie mich das in aller Ernsthaftigkeit sagen: Jene, die den Iran als Gefahr bezeichnen, sind entweder selbst eine Gefahr für den Weltfrieden oder propagieren ihn. Mein Land ist ein Vorläufer des gerechten Friedens und der umfassenden Sicherheit.«

Delegation Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte angeordnet, dass die israelische Delegation der Rede Rohanis vor der UN-Vollversammlung in New York nicht beiwohnt. Obwohl einige Vertreter der Regierung, darunter Finanzminister Yair Lapid, meinten, dies sei ein Fehler, verteidigte der Ministerpräsident seine Entscheidung: »Die Präsenz der Israelis hätte einem Regime Legitimität gegeben, das den Holocaust leugnet und öffentlich erklärt, es will Israel von der Landkarte fegen. Ich werde unserer Delegation nicht erlauben, ein Teil einer zynischen Farce zu sein, die unsere Zerstörung verlangt.«

Im Anschluss an Rohanis Rede sagte Netanjahu, »die Worte sind heuchlerisch. Während er von Frieden redet, ist sein Land in Syriens Konflikt involviert und arbeitet daran, nukleare Waffen zu erlangen«.

Nach der Rede vor den Vereinten Nationen gab der iranische Präsident am Mittwoch dem Fernsehsender CNN ein Interview. Die Journalistin Christiane Amanpour befragte ihn auch zum Holocaust. Zwar sagte Rohani – anders als Ahmadinedschad, der den Holocaust stets geleugnet hatte –, dass jedes Verbrechen gegen die Menschlichkeit in der Geschichte, auch die Verbrechen der Nazis gegen die Juden, verwerflich seien. Doch dann relativierte er: »Ich bin kein Historiker, und wenn es um die Dimension des Holocaust geht, sind es die Historiker, die das reflektieren sollten.«

Verteidigung

Bundeswehr nimmt Raketenwehrsystem Arrow 3 in Betrieb

Deutschland baut als Reaktion auf die Bedrohung durch Russland die Luftverteidigung aus und hat ein System in Israel beschafft. Es soll feindliche Flugkörper schon in größter Höhe zerstören können

von Carsten Hoffmann  03.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  03.12.2025 Aktualisiert

Medien

»Antisemitische Narrative«: Vereine üben scharfe Kritik an Preis für Sophie von der Tann

Die Tel-Aviv-Korrespondentin der ARD soll mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis geehrt werden

 03.12.2025

Prozess

Opfer des Attentats am Holocaust-Mahnmal hörte »Allahu akbar«-Ruf

Dem spanischen Touristen Iker M. wurde im Februar von einem 19-jährigen Syrer beim Besuch des Berliner Holocaust-Mahnmals mit einem Messer in die Kehle geschnitten. Vor Gericht berichtete er von Angstzuständen, die er seitdem hat

 03.12.2025

Nach Eklats

Präsidentin der TU Berlin abgewählt

Sie war einst im Beraterkreis des damaligen Kanzlers Olaf Scholz und sorgte immer wieder für Kontroversen. Nun ist Geraldine Rauch als TU-Präsidentin abgewählt. Ihre Nachfolgerin ist keine Unbekannte

 03.12.2025

Ehrung

»Ahmad Mansour kämpft nicht gegen Symptome, sondern gegen Ursachen«

Der Islamismusexperte Ahmad Mansour wurde mit dem Hanns-Martin-Schleyer-Preis ausgezeichnet. Die Laudatio hielt Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Wir dokumentieren die Rede

von Josef Schuster  03.12.2025

Analyse

Der Kanzler in Israel: Antritt mit Spannung

Friedrich Merz besucht am Samstag Israel. Die Beziehungen beider Länder sind so strapaziert wie selten zuvor. Entsprechend hoch sind die Erwartungen an die Reise des Bundeskanzlers

von Joshua Schultheis  03.12.2025

Berlin

Prozess um Attentat am Holocaust-Mahnmal fortgesetzt

Das überlebende Opfer, der 31-jährige spanische Tourist Iker M., wollte am Mittwoch persönlich vor dem Kammergericht aussagen

 03.12.2025

Verteidigung

Merz und Pistorius nicht bei Einführung von »Arrow 3«

Die Bundesregierung hatte immer wieder betont, wie wichtig das israelische Raketenabwehrsystem für Deutschlands Sicherheit sei

 03.12.2025