Keynote Robert Habeck

Miteinander im Gespräch bleiben

Grünen-Chef Robert Habeck Foto: Gregor Zielke

»Wer nicht verstanden hat, wie sehr wir als Gesellschaft  – insgesamt und gemeinsam – zusammenstehen müssen, wem es nicht passt, dass dieses Denken, dass jüdisches Leben in Deutschland Raison dieses Staates ist, der kann dieses Land und diesen Staat jederzeit verlassen.«

Mit diesen nachdrücklichen Sätzen hat Robert Habeck, der Bundesvorsitzende von Bündnis90/Die Grünen, seine Keynote am frühen Freitagnachmittag zwar geschlossen, aber eigentlich – so sagte der 50-jährige Politiker – fasse dieser Satz die knapp 18-minütige Rede am besten zusammen.

Alltag Dabei sprach er auch zuvor schon wichtige Punkte an: Antisemitismus im Alltag, sprachliche Verschiebung, mangelndes Vertrauen in die Politik – Themen, die der jüdischen Gemeinschaft im Jahr 2019 leider wieder begegnen.

Seine Rede hielt Habeck unter politischen Vorzeichen, »die man nicht wegdiskutieren« kann. Wie dem, dass Antisemitismus keinen Platz und keinen Raum in Deutschland habe. Allerdings sei dies nicht so einfach, denn, »hätte Antisemitismus keinen Platz und keinen Raum in Deutschland, müssten solche Sätze nicht fallen«, betonte der Politiker. Judenhass trete nicht mehr in irgendeiner »dumpfen Form« auf, sondern »vordringend in den politischen und öffentlichen Räumen dieses Landes«.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

»Es gehört zum Wir dieses Landes, dass alle Religionen, dass alle Glaubensausübungen geschützt sind und praktiziert werden dürfen, und das schließt explizit das jüdische Leben dieses Landes mit ein. Das ist Staatsräson dieses Landes, und es ist eine Schande für diejenigen, die diesen Staat vertreten, wenn Juden und Jüdinnen sich nicht als Normalstteil des Wir in Deutschland begreifen können und solche Sätze sagen müssen.«

Schalom Aleikum Habeck nannte das Zentralratsprojekt »Schalom Aleikum« als positives Beispiel für Verständigung und Miteinander über die Religionen hinweg. Es sei Vorbild für die deutsche Politik.

Habeck ging auch auf die Verbürgerlichung der Strategien des Antisemitismus ein und warnte in diesem Zusammenhang vor einer Verschiebung dessen, »was man wohl wird noch sagen dürfen«. Genau das dränge immer weiter in die politische Sprache vor und habe »in der Übersetzung von Wort zu Tat«, wie man aus dem Anschlag in Halle gesehen habe, »unfassbare Konsequenzen«.

Grundgesetz Mit der antisemitischen Verschiebung in Sprache, Institutionen und unter dem Label Bürgerlichkeit werde das Wissen um die deutsche Vergangenheit versucht zu tilgen. Mit einer zunehmenden zeitlichen Distanz zu den Ereignissen von 1933 bis 1945 gehe die Gefahr einher, dass das Wissen, auf welchem Fundament die Sätze des Grundgesetzes und der Konsens dieser Republik gegründet wurden, verloren geht.

In einem persönlichen Exkurs blickte Habeck auf den Einfluss jüdischer Denker und Philosophen zurück, die ihn eines gelehrt hätten: Man müsse immer miteinander im Gespräch bleiben, auch wenn es schwierig sei.  kat

Berlin

Friedrich Merz: Deutschland muss Schutzraum für Juden sein

Auch bekräftigt der neue Kanzler: »Wir stehen unverbrüchlich an der Seite Israels.«

 15.05.2025

Jerusalem

»Der Papst hat Lust auf Dialog«

Abt Nikodemus Schnabel über die Wahl von Leo XIV., das jüdisch-christliche Gespräch und Hoffnung auf Frieden in Nahost

von Michael Thaidigsmann  15.05.2025

Berlin

Merz bekräftigt: Regierungschef Israels muss Deutschland besuchen können

»Er ist ein demokratisch gewählter Ministerpräsident der einzigen Demokratie der gesamten Regionen«, betont der Kanzler

 14.05.2025

Washington D.C./Cambridge

Regierung erhöht finanziellen Druck auf Harvard

Präsident Trump geht gegen mehrere Universitäten vor. Er wirft ihnen vor, nicht genug gegen Antisemitismus zu tun. Eine Elite-Uni steht besonders im Fokus

 14.05.2025

Meinung

Jude gesucht für Strafantrag

Dass Staatsanwaltschaften selbst bei judenfeindlichen Hasskommentaren untätig bleiben, ist symptomatisch für den Kampf gegen Antisemitismus in Deutschland

von Alon David  14.05.2025

Berlin

»Nakba-Tag«: Polizei verbietet Protestzug, Kundgebung darf stattfinden

Die Organisatoren der »ortsfesten« Versammlung, die stattfinden darf, wollen an »77 Jahre des Widerstands«, also des arabisch-palästinensischen Terrors, erinnern und gegen »Repressionen« der deutschen Behörden protestieren

 14.05.2025

Madrid

Sánchez beschuldigt Israel, einen Völkermord zu begehen

»Wir machen keine Geschäfte mit einem genozidalen Staat«, sagte der spanische Regierungschef im Kongress. Im Bundestag wurde hingegen ein solcher Vorwurf als unangebracht gerügt

von Michael Thadigsmann  14.05.2025

Berlin

Viele Freunde

Vor 60 Jahren nahmen Deutschland und Israel diplomatische Beziehungen auf. Das wurde gefeiert

von Katrin Richter  14.05.2025

Krieg gegen die Hamas

Zentralrat appelliert an Israels Regierung, Hilfsgüter nach Gaza zu lassen

Das Risiko ziviler Opfer müsse beim Kampf gegen den Hamas-Terror so gering wie möglich gehalten werden, so Zentralratspräsident Josef Schuster

 14.05.2025