Antisemitismusbeauftragter

Michael Blume kritisiert Kardinal Müller

Der Antisemitismusbeauftragte von Baden-Württemberg, Michael Blume Foto: Chris Hartung

Der Stuttgarter Religionswissenschaftler Michael Blume hat den deutschen Kardinal Gerhard Ludwig Müller für Interview-Äußerungen zur Corona-Pandemie kritisiert. »Ich habe mehrfach ausdrücklich davor gewarnt, dass auch kirchliche Autoritäten wieder Verschwörungsmythen verbreiten werden. Die Schwelle dazu sehe ich bei Kardinal Müller jetzt erreicht«, sagte Blume der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

BISCHOFSKONFERENZ Zur Wahrheit gehöre aber auch, dass »sich die Deutsche Bischofskonferenz und der Papst klar für das Impfen und Pandemie-Maßnahmen in christlicher Verantwortung bekannt haben. Einzelne Verschwörungsgläubige auf allen Ebenen stehen nicht für die Kirchen als Ganzes«, so Blume.

Kardinal Müller (73) hatte unlängst Maßnahmen gegen die Pandemie kritisiert. Dabei benutzte er Formulierungen mit Anklängen an Verschwörungstheorien. Er sprach von Versuchen, die Menschen »gleichzuschalten« und einen »Überwachungsstaat« zu etablieren. Namentlich nannte er den Gründer des Weltwirtschaftsforums, Klaus Schwab, Microsoft-Gründer Bill Gates und den Investor George Soros.

»GREAT RESET« Auch verwies er auf Warnungen vor einem sogenannten Great Reset, also einem Verweis auf angebliche Eliten-Verschwörungen zum Sturz der Demokratie. Die Bischofskonferenz ging via Twitter auf Distanz. »Man wundert sich sehr über diese Theorien«, erklärte Sprecher Matthias Kopp: »Kardinal Müller spricht hier - davon gehe ich aus - als Privatperson.«

Blume sagte, Anhänger des »Great Reset«-Verschwörungsmythos‘ leugneten sowohl die Gefahren der Covid-19-Pandemie wie auch der Klimakrise und seien letztlich eine »rechtspopulistische Gefahr für die Demokratie«. Häufig flössen auch antisemitische Motive ein, etwa wenn »der Verschwörungsmythos nicht nur mit Klischees über ‚Finanzeliten‘, sondern auch konkret mit jüdischen Personen wie der Familie Soros, den Rothschilds, Henry Kissinger und dem impfenden Staat Israel verbunden« werde.

Von den Anti-Impf-Protesten zeigte sich Blume wenig überrascht, aber besorgt. Die Mehrheit der Menschen halte sich jedoch an Vernunft und Wissenschaft. »Die verschwörungsgläubigen Impfgegner bleiben eine laute und teilweise gewaltbereite, aber insgesamt schrumpfende Minderheit.« Wichtig sei indes, dass sich weder der Rechtsstaat noch die Kirchen einschüchtern ließen. kna

Meinung

Ein Friedensplan, der keiner ist?

Die von den Amerikanern vorgelegten Punkte zur Beendigung des Ukraine-Kriegs sind kein fairer Vorschlag, sondern eine Belohnung für den russischen Aggressor

von Alexander Friedman  24.11.2025

Münster

Gericht macht Unterschiede bei propalästinensischen Parolen

Wann ist Kritik am Staat Israel von der Meinungsfreiheit gedeckt? Ein Gericht in NRW sieht das generelle Verbot, das Existenzrecht Israels zu bestreiten, als rechtswidrig an

 24.11.2025

Berlin

Friedrich Merz besucht Israel

Als Kanzler ist es sein erster Aufenthalt im jüdischen Staat. Die Beziehungen hatten zuletzt unter Druck gestanden

 24.11.2025

Portrait

Die Frau, die das Grauen dokumentieren will

Kurz nach dem 7. Oktober 2023 gründete die israelische Juristin Cochav Elkayam-Levy eine Organisation, die die Verbrechen der Hamas an Frauen und Familien dokumentiert. Unser Redakteur sprach mit ihr über ihre Arbeit und ihren Frust über die Vereinten Nationen

von Michael Thaidigsmann  24.11.2025

Potsdam

BSW-Fraktionsvize tritt nach Reaktion auf AfD-Zitat zurück

Die Landtagsfraktion in Brandenburg ist nach vier Parteiaustritten in einer Krise. Nun tritt auch noch Fraktionsvize Dorst von seinem Amt zurück. Die Hintergründe

 24.11.2025

Soziale Medien

Plattform X: Israelfeindliche und antisemitische Inhalte aus Pakistan und der Türkei

Ein neues Transparenz-Feature zeigt: Angeblich von westlichen »Israelkritikern« betriebene Konten werden in Wirklichkeit aus anderen Teilen der Welt bearbeitet

 24.11.2025

Washington D.C.

Trump kündigt Einstufung der Muslimbrüder als Terrororganisation an

Der Organisation würde mit diesem Schritt der Zugang zu finanzieller Unterstützung verwehrt. Die Muslimbruderschaft wird immer wieder mit radikalen Ablegern in Verbindung gebracht

 24.11.2025

Existenzrecht Israels

Objektive Strafbarkeitslücke

Nicht die Gerichte dafür schelten, dass der Gesetzgeber seine Hausaufgaben nicht macht. Ein Kommentar

von Volker Beck  23.11.2025

Dortmund

Ermittlungen gegen Wachmann von NS-Gefangenenlager 

Die Polizei ermittelt gegen einen Ex-Wachmann des früheren NS-Kriegsgefangenenlagers in Hemer. Er soll an Tötungen beteiligt gewesen sein - und ist laut »Bild« inzwischen 100 Jahre alt

 22.11.2025