Italien

Meloni mahnt Partei nach Judenhass-Enthüllungen

Ministerpräsidentin Giorgia Meloni Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com

Italiens rechte Ministerpräsidentin Giorgia Meloni ruft die eigene Partei nach Enthüllungen über rassistische und antisemitische Äußerungen in der Jugendorganisation zur Ordnung.

Die Vorsitzende der größten Regierungspartei Fratelli d’Italia (Brüder Italiens) schrieb in einem veröffentlichten Brief: »Bei den Fratelli d’Italia ist kein Platz für rassistische oder antisemitische Positionen.« Wer dies anders sehe, müsse gehen. Meloni steht seit bald zwei Jahren in Rom an der Spitze einer Koalition aus drei rechten Parteien.

Die Regierungschefin reagierte damit auf die Ergebnisse einer verdeckten Recherche in der Jugendorganisation ihrer Partei, Gioventù Nazionale (Nationale Jugend). Dabei hatten Journalisten des Nachrichtenportals Fanpage offen faschistische, rassistische und antisemitische Äußerungen aufgedeckt, bis hin zu Rufen wie »Sieg Heil«.

»Große Herausforderungen«

In Video-Aufnahmen ist zu sehen, wie vom Nachwuchs der faschistische Gruß gezeigt wird. Auch eine jüdische Senatorin der Fratelli, Ester Mieli, wurde verächtlich gemacht.

Die erst 2012 gegründete Partei hat ihre Wurzeln in Italiens postfaschistischer Bewegung. Meloni war früher selbst in der Jugendorganisation der Vorgängerpartei MSI, die von Anhängern des Diktators Benito Mussolini (1883-1945) gegründet wurde.

In dem Brief schreibt sie nun: »Unsere Aufgabe ist zu groß, als dass diejenigen, die ihre Tragweite nicht verstanden haben, sie ruinieren dürften. Ich habe keine Zeit - und wir auch nicht - mit denen zu vergeuden, die nicht verstehen, was die Fratelli d’Italia und was die großen Herausforderungen unserer Zeit sind.«

»Dumme Folklore«

Meloni steht seit Oktober 2022 als erste Frau an der Spitze einer italienischen Regierung. Bei der Europawahl im vergangenen Monat konnte sie das Ergebnis der Parlamentswahl auf annähernd 29 Prozent sogar verbessern. In der EU und der NATO zeigte sie sich bislang zuverlässig.

Trotzdem gibt es weiterhin Skepsis, wie weit ihre Distanzierung vom Faschismus tatsächlich reicht. Vergangene Woche hatte sie sich in einer ersten Reaktion über die Methoden der Investigativ-Reporter beschwert.
In dem Brief mahnte sie die eigene Partei auch, sich nicht zum »Werkzeug in den Händen des Gegners« machen zu lassen.

Wörtlich fügte sie hinzu: »Raus mit denen, die uns umkehren lassen wollen.« In der Partei sei kein Platz »für Nostalgiker des Totalitarismus des 20. Jahrhunderts oder für jegliche Manifestation dummer Folklore«. Den Begriff Antifaschismus verwendet Meloni in dem Schreiben nicht. Sie bezeichnet sich auch nicht als Antifaschistin.

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

von Michael Thaidigsmann  19.11.2025

Stuttgart

Polizei plant Großeinsatz bei Maccabi-Spiel

Vor den Europa-League-Auftritten gegen Maccabi Tel Aviv sind der VfB Stuttgart und der SC Freiburg alarmiert. Ein Fan-Ausschluss wie zuletzt in Birmingham ist momentan nicht geplant

 19.11.2025

Nazivergangenheit

Keine Ehrenmedaille für Rühmann und Riefenstahl

»NS-belastet« oder »NS-konform« – das trifft laut einer Studie auf 14 Persönlichkeiten der Filmbranche zu. Ihnen wird rückwirkend eine Auszeichnung aberkannt, die die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) zukünftig nicht mehr vergeben will

von Niklas Hesselmann  19.11.2025

Kommentar

Danke, Berlin!

Die Entscheidung der Behörden, einem Hamas-Fanboy die Staatsbürgerschaft zu entziehen, sendet ein unmissverständliches und notwendiges Signal an alle Israelhasser. Mit Mahnwachen allein können wir die Demokratie nicht verteidigen

von Imanuel Marcus  19.11.2025

München

LMU sagt Veranstaltung zu palästinensischer Wissenschaft ab

Die Universität verwies in ihrer Stellungnahme darauf, dass es erhebliche Zweifel gegeben habe, »ob es sich um eine wissenschaftliche Veranstaltung auf dem erforderlichen Niveau gehandelt hätte«

 19.11.2025

Internet

Expertin: Islamisten ködern Jugendliche über Lifestyle

Durch weibliche Stimmen werden auch Mädchen von Islamistinnen verstärkt angesprochen. Worauf Eltern achten sollten

 19.11.2025

Portrait

Die Frau, die das Grauen dokumentieren will

Kurz nach dem 7. Oktober 2023 gründete die israelische Juristin Cochav Elkayam-Levy eine Organisation, die die Verbrechen der Hamas an Frauen und Familien dokumentiert. Unser Redakteur sprach mit ihr über ihre Arbeit und ihren Frust über die Vereinten Nationen

von Michael Thaidigsmann  19.11.2025

Religion

Rabbiner: Macht keinen Unterschied, ob Ministerin Prien jüdisch ist

Karin Priens jüdische Wurzeln sind für Rabbiner Julian-Chaim Soussan nicht entscheidend. Warum er sich wünscht, dass Religionszugehörigkeit in der Politik bedeutungslos werden sollte

von Karin Wollschläger  19.11.2025

Riad/Istanbul

Scheinbar doch kein Treffen zwischen Witkoff und Hamas-Führer

Es geht um die Umsetzung der nächsten Schritte des Trump-Plans. Den zentralen Punkt der Entwaffnung der Hamas lehnt die Terrororganisation ab

 19.11.2025 Aktualisiert