RIAS Bayern

Mehr antisemitische Vorfälle gemeldet

Pro-Palästina-Kundgebung auf dem Münchner Odeonsplatz am 29. Mai Foto: imago images/Leonhard Simon

Die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) Bayern hat einen zunehmenden israelbezogenen Antisemitismus registriert. Dieser sei vor allem von Mai bis Juni 2021 festzustellen gewesen, als es Kämpfe zwischen der israelischen Armee und palästinensischen Terrororganisationen gab, hieß es in einer digitalen Pressekonferenz von RIAS Bayern am Freitag in München.

Eine Auflistung sowie weitere Erläuterungen sind in der neuen Broschüre »From the river to the sea« zu finden. Auch auf Bundesebene soll in den kommenden Wochen zu dieser Thematik eine Publikation veröffentlicht werden.

nahostkonflikt Im Zuge der militärischen Auseinandersetzungen im Frühjahr fanden im Freistaat zahlreiche Versammlungen mit Bezug zum Nahostkonflikt statt. Dort habe sich der Antisemitismus als dieses »wandelbare Phänomen« gezeigt, das an aktuelle politische Entwicklungen anknüpfe und sich in verschiedensten politischen und weltanschaulichen Milieus artikuliere, sagte RIAS-Bayern-Leiterin Annette Seidel-Arpaci. Dieser sei nicht weit, wenn Israel im Fokus der Weltöffentlichkeit stehe. Dazu komme, dass der israelbezogene Antisemitismus einer der gesellschaftlich weniger geächteten und somit »attraktiveren« Ausdrucksformen von Antisemitismus sei.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Den Erhebungen zufolge wurden bei allen 22 in Bayern beobachteten Versammlungen antisemitische Inhalte festgestellt. Aber auch abseits davon habe es eine gezielte Sachbeschädigung, eine Bedrohung, neun Fälle von verletzendem Verhalten und eine Massenzuschrift gegeben, die sich in antisemitischer Weise auf Israel bezogen habe. Am 22. Mai etwa sei auf einer Kundgebung in Passau auf Arabisch die Parole »Juden, erinnert euch an Khaybar, Palästina kommt zurück!« gerufen worden. Khaybar war der islamischen Überlieferung nach eine von Juden besiedelte Oase, die von Mohammed erobert wurde.

täter-opfer-umkehr Bei einer Veranstaltung am Münchner Odeonsplatz am 29. Mai habe ein Redner den Staat Israel in die Nähe des Nationalsozialismus gerückt, berichtete Seidel-Arpaci. So sei der Satz gefallen: »Genau wegen der Geschichte Deutschlands sollte sich Merkel schämen, Solidarität mit dem Staat Israel auszusprechen.« Hier werde eine Täter-Opfer-Umkehr gemacht, die charakteristisch sei für den »Post-Schoa«- und auf Israel bezogenen Antisemitismus, erklärte die RIAS-Leiterin.

Michael Movchin, Vorsitzender des Verbands Jüdischer Studenten in Bayern (VJSB), berichtete von einem Freund, der nach einem Solidaritäts-Post für Israel im Mai mehr als 1000 Hasskommentare in den sozialen Netzwerken bekommen habe. Er und seine Familie seien darin teilweise persönlich bedroht worden. Hinter all diesen antisemitischen Äußerungen stünden oft nicht nur Einzelpersonen, sondern gut vernetzte Organisationen mit entsprechenden Ressourcen.

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef
Schuster, erklärte nach Angaben von RIAS, in Deutschland habe sich in
einem »besorgniserregenden Ausmaß« eine ablehnende Haltung gegenüber Israel breitgemacht, »die häufig nichts anderes ist als verkappter Antisemitismus«. Besonders beunruhigend sei die Tatsache, dass die Menschen, die ihre überzogene Kritik an Israel äußerten, ihren eigenen Antisemitismus gar nicht bemerkten und den Antisemitismus-Vorwurf mit Empörung von sich wiesen. kna/epd

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  20.12.2025

Faktencheck

Berichte über israelischen Pass Selenskyjs sind Fälschung

Ukrainische Behörden ermitteln wegen hochrangiger Korruption. Doch unter diesen Fakten mischen sich Fälschungen: So ist erfunden, dass bei einer Razzia ein israelischer Pass Selenskyjs gefunden wurde

 20.12.2025

Analyse

Ankaras Machtspiele

Manche befürchten schon einen »neuen Iran«. Warum Israel die Türkei zunehmend als Bedrohung wahrnimmt

von Ralf Balke  20.12.2025

Bundestag

Zentralrat verteidigt Weimers Gedenkstättenkonzept

Der Ausschuss für Kultur und Medien hörte Experten zu der Frage an, ob über den Holocaust hinaus auch andere Verbrechen Teil der deutschen Erinnerungskultur sein sollen

 19.12.2025

Frankreich

Drei Jahre Haft für antisemitisches Kindermädchen

Ein französisches Gericht hat eine Algerierin zur einer Gefängnisstrafe verurteilt, weil sie einer jüdischen Familie Reinigungsmittel ins Essen, Trinken und die Kosmetika mischte

 19.12.2025

Berlin

Bericht über Missbrauch internationaler Hilfe durch Hamas im Bundestag vorgestellt

Olga Deutsch von der Organisation NGO Monitor sagt, während die Bundesregierung über Beiträge zum Wiederaufbau Gazas berate, sei es entscheidend, auf bestehende Risiken hinzuweisen

von Imanuel Marcus  19.12.2025

Meinung

Heute Juden, morgen Christen

Judenhass führt konsequent zum Mord. Dafür darf es kein Alibi geben

von Rafael Seligmann  19.12.2025

Tel Aviv/Berlin

Israel unterzeichnet weiteren Vertrag mit Deutschland über Raketenabwehr

Es handelt sich um das größte Rüstungsgeschäft in der Geschichte des jüdischen Staates

 19.12.2025

Sydney/Canberra

Nach Terroranschlag von Bondi Beach: Australien plant nationalen Trauertag

Die Regierung kündigt zudem umfassende Maßnahmen an. Dazu gehört eine landesweite Rückkaufaktion für Schusswaffen

 19.12.2025