Trauer

»Mahner, Versöhner, Brückenbauer«

Zentralratspräsident Josef Schuster Foto: ZR

Mit Trauer hat der Zentralrat der Juden in Deutschland die Nachricht vom Tode des Historikers Fritz Stern aufgenommen. »Mit Fritz Stern verlieren wir einen bedeutenden Historiker, der sich intensiv der Erforschung der deutschen Geschichte und der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft gewidmet hat«, sagte Zentralratspräsident Josef Schuster am Donnerstag in Berlin.

Zu Sterns wissenschaftlichem Werk sagte Schuster: »Er ging in seiner Arbeit auch der Frage nach, was den Nährboden für die Schoa bereitete und wie eine gesamte Gesellschaft Teil dieses dunklen Kapitels werden konnte.« Aus seinen Erfahrungen habe sich für Stern die Verantwortung ergeben, die Demokratie jeden Tag aufs Neue zu verteidigen. »Die Welt verliert einen brillanten Kopf, einen Mahner und Versöhner«, so Schuster.

emigration Fritz Stern starb am Mittwoch im Alter von 90 Jahren in New York, wie der C.H. Beck Verlag bestätigte. Als Sohn jüdischer Eltern kam er am 2. Februar 1926 in Breslau zur Welt, dem heutigen polnischen Wroclaw. Nur wenige Wochen vor der Pogromnacht von 1938 emigrierten die Sterns in die USA.

Auch Bundespräsident Joachim Gauck hat den verstorbenen Historiker Fritz Stern gewürdigt. Er habe Stern als einen Mann »von großer Gelehrsamkeit und als einen weisen, großartigen Menschen schätzen« gelernt, heißt es in einem am Mittwoch vom Bundespräsidialamt verbreiteten Beileidsschreiben an Sterns Witwe Elisabeth Sifton.

zeitgeschichte In seinem Lebensweg und in seinem Werk spiegele sich die wechselvolle, vielfach gebrochene Zeit- und Kulturgeschichte eines ganzen Jahrhunderts. Sterns Welt- und Menschenbild sei von der Überzeugung getragen gewesen, dass Geschichte nicht vorbestimmt ist, »dass in jeder Gegenwart viele Möglichkeiten vorhanden sind«, fügte Gauck hinzu.

Daraus erwachse auch die Verantwortung jedes Menschen. Zu Recht habe Fritz Stern von den Deutschen gefordert, »dass die Verbrechen an den Juden in unserem kollektiven Gedächtnis bewahrt bleiben, um die Opfer zu ehren, um aus diesem Zivilisationsbruch zu lernen und um Maßstäbe für die Gestaltung der Gegenwart entwickeln zu können«. ja/epd

Premiere

»Übergriffe gegen uns sind mittlerweile Alltag«

Anfeindungen, Behinderungen, Drohungen und Übergriffe: Ein neuer Film dokumentiert die Pressefeindlichkeit bei vielen Pro-Palästina-Demonstrationen in Berlin. Die Journalisten-Union warnt vor den Folgen für die Pressefreiheit hierzulande

von Markus Geiler  28.10.2025

Stellungnahme

Das sagt das ZDF zur Kritik aus der Union

Der getötete Angestellte der Produktionsfirma Palestine Media Production sei kein ZDF-Mitarbeiter gewesen. Zuvor wurde bekannt, dass er Hamas-Mitglied war

 28.10.2025

Nordwesten

Jüdisches Museum für Hamburg?

Kultursenator Carsten Brosda (SPD) will Lücke in der zweitgrößten deutschen Stadt schließen

 28.10.2025

Faktencheck

Marcel Reich-Ranicki sprach nie von »Schuldkult als Dauerimpfung«

Wie der gestorbene Literaturkritiker für aktuelle Polit-Debatten auf Social Media genutzt wird – und wie seine echten Aussagen aus Lebzeiten tatsächlich klingen

 28.10.2025

New Yorker Bürgermeisterwahlen

Zohran Mamdanis Vorsprung schrumpft

Viele Wähler unterstützen den früheren Gouverneur Andrew Cuomo nicht, weil sie ihn lieben, sondern da sie einen Sieg des Israelhassers Mamdani verhindern wollen. Wird dies klappen?

 28.10.2025

Berlin

Union: ZDF muss über Hamas-Mitglied bei Produktionsfirma aufklären

Politiker von CDU und CSU, darunter Ottilie Klein, kritisieren das ZDF scharf, nachdem bekannt wurde, dass ein vom Sender beschäftigter Mann in Gaza Mitglied der Terrorgruppe war

 28.10.2025

Kommentar

Politisches Versagen: Der Israelhasser Benjamin Idriz soll den Thomas-Dehler-Preis erhalten

Wer wie der Imam den 7. Oktober für seine Diffamierung des jüdischen Staates und der jüdischen Gemeinschaft instrumentalisiert, ist eines Preises unwürdig

von Saba Farzan  28.10.2025

München

Europäische Rabbiner sagen Baku-Konferenz aus Sicherheitsgründen ab

Rund 600 Teilnehmer aus aller Welt sind angemeldet. Viel Geld war in die Vorbereitung geflossen

von Imanuel Marcus, Mascha Malburg  28.10.2025 Aktualisiert

Rom

Eklat durch NS-Vergleich bei interreligiösem Kongress

Der Dialog zwischen katholischer Kirche und Judentum ist heikel. Wie schwierig das Gespräch sein kann, wurde jetzt bei einem Kongress in Rom schlagartig deutlich. Jüdische Vertreter sprachen von einem Tiefpunkt

von Ludwig Ring-Eifel  27.10.2025