»Weiße Rose«

Letzte Überlebende erhält Verdienstkreuz

Traute Lafrenz Page hatte sich ab November 1942 an den Aktionen der Widerstandsgruppe »Weiße Rose« von Hans und Sophie Scholl (im Bild) beteiligt. Foto: dpa

Die letzte Überlebende der »Weißen Rose«, Traute Lafrenz Page, wird mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik ausgezeichnet. Als Mitglied der studentischen Widerstandsgruppe, die von Sommer 1942 an in Flugblättern zum Widerstand gegen die nationalsozialistische Diktatur aufrief, habe sich Lafrenz Page in herausragender Weise um Deutschland verdient gemacht, teilte das Bundespräsidialamt am Montag mit.

Sie habe zu den wenigen gehört, »die angesichts der Verbrechen der Nationalsozialisten den Mut hatten, auf die Stimme ihres Gewissens zu hören und sich gegen die Diktatur und den Völkermord an den Juden aufzulehnen«, begründete das Bundespräsidialamt die Entscheidung. »Sie ist eine Heldin der Freiheit und der Menschlichkeit.«

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Traute Lafrenz Page, die am 3. Mai 100 Jahre alt wird, hatte sich ab November 1942 an den Aktionen der »Weißen Rose« um die Geschwister Hans und Sophie Scholl beteiligt. Im März 1943 wurde sie festgenommen, im April 1945 von US-Truppen befreit. Später emigrierte sie in die USA.

Der Orden wird Lafrenz Page nach Angaben des Präsidialamts an ihrem Wohnort in den USA zu ihrem 100. Geburtstag am 3. Mai überreicht.

»Sie ist eine Heldin der Freiheit und der Menschlichkeit«, heißt es in der Begründung zur Ehrung.

FLUGBLÄTTER Nach Angaben der Stiftung Weiße Rose war Lafrenz Page in den Jahren 1942/43 aktiv in der Flugblattverteilung der studentischen Widerstandsgruppe einbezogen. Ende 1942 brachte sie Flugblätter nach Wien und Hamburg, besorgte zusammen mit Sophie Scholl Papier und Briefmarken für die Flugblätter und verteilte diese mit ihr in München.

Lange sei ihr Einfluss und ihre Beteiligung an den Flugblattaktionen in der öffentlichen Erinnerung unterschätzt worden, so die Stiftung. Nach einem Studium der Medizin in Hamburg wechselte sie 1941 an die Universität München, wo sie dem Mitbegründer der Weißen Rose, Alexander Schmorell, wieder begegnete. Sie freundete sich mit Hans Scholl an, mit dem sie einen Sommer lang ein Liebespaar bildete.

Im zweiten Weiße-Rose-Prozess wurde sie wegen »Mitwisserschaft« zu einem Jahr Gefängnis verurteilt.

Nach der Trennung von ihm blieb sie der Familie Scholl verbunden, zu der sie am 19. Februar 1943, nach der Verhaftung von Hans und Sophie, nach Ulm fuhr. Traute Lafrenz Page war auch als Einzige außerhalb der Familie bei der Beerdigung der beiden dabei.

FREISLER Im zweiten Weiße-Rose-Prozess, am 19. April 1943, wurde Traute Lafrenz Page von Strafrichter Roland Freisler wegen »Mitwisserschaft« zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Es war ihr gelungen, ihre tatsächliche Mitwirkung am Widerstand der Gruppe zu verschleiern. Nach ihrer Entlassung aus dem Gefängnis in München kehrte Traute Lafrenz Page im März 1944 nach Hamburg zurück und geriet dort erneut in Untersuchungshaft mit vielen Gestapo-Verhören.

Bis zur Befreiung bei Kriegsende durch die US-Amerikaner war sie insgesamt in vier Gefängnissen inhaftiert – Hamburg, Cottbus, Leipzig und Bayreuth. 1947 emigrierte sie in die USA und arbeitete dort als Ärztin in einer heilpädagogischen Klinik. Sie lebt heute in South Carolina. dpa/epd/ja

Fernsehen

»Mord auf dem Inka-Pfad«: War der israelische Ehemann der Täter?

Es ist einer der ungewöhnlichsten Fälle der deutschen Kriminalgeschichte. Die ARD packt das Geschehen nun in einen sehenswerten True-Crime-Vierteiler

von Ute Wessels  02.05.2025

Meinung

Noch Zweifel?

Auch vor der Einstufung der AfD als gesichert rechtsextrem war ihre antidemokratische Haltung offenkundig. Jetzt muss das Verbotsverfahren gegen die Partei endlich in die Wege geleitet werden

von Monty Ott  02.05.2025

München

Anschlag auf jüdisches Zentrum 1970: Rechtsextremer unter Verdacht

Laut »Der Spiegel« führt die Spur zu einem inzwischen verstorbenen Deutschen aus dem kriminellen Milieu Münchens

 02.05.2025

Meinung

Israelfeinde gegen Pressefreiheit

Journalisten sind immer häufiger Anfeindungen von »propalästinensischen« Aktivisten ausgesetzt. Das ist auch ein Angriff auf das Fundament unserer Gesellschaft

von Erica Zingher  02.05.2025

Interview

»Deutschlands Vorbildrolle steht radikal infrage«

Oliver von Wrochem über 80 Jahre Kriegsende, eine stärker werdende AfD und NS-Gedenkstätten als gesellschaftspolitische Akteure

von Sebastian Beer  02.05.2025

Auszeichnung

Margot Friedländer erhält Großes Verdienstkreuz

Die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer erhält das große Verdienstkreuz der Bundesrepublik. Steinmeier würdigt ihr Lebenswerk als moralische Instanz

 02.05.2025

Berlin

Was bedeutet die neue Einstufung für die AfD?

Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Schritt des Verfassungsschutzes, die gesamte Partei als gesichert rechtsextrem einzustufen

von Anne-Beatrice Clasmann  02.05.2025

Deutschland

Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette und der angebliche »Völkermord an der palästinensischen Bevölkerung«

Lange lebte die frühere RAF-Terroristin Klette im Untergrund, ehe sie in Berlin verhaftet wurde. Am 1. Mai ist sie in Gedanken wieder in ihrer Kreuzberger Community

 02.05.2025

Josef Schuster

Zentralrat der Juden fordert mehr Klarheit im Umgang mit der AfD

Vertreter der Partei dürften nie »in staatstragende Funktionen gelangen«, so der Zentralratspräsident. Zuvor hatte der Verfassungsschutz die gesamte AfD als gesichert rechtsextrem eingestuft

 02.05.2025