Justiz

KZ-Wachmann kommt nicht vor Gericht – verhandlungsunfähig

Wachtürme im ehemaligen Konzentrationslager Majdanek bei Lublin in Polen Foto: imago/epd

Ein 97-jähriger ehemaliger KZ-Wachmann muss sich nicht wegen Beihilfe zum Mord vor dem Landgericht Frankfurt verantworten. Die 22. Schwurgerichtskammer hat nach Mitteilung vom Donnerstag wegen »dauerhafter krankheitsbedingter Verhandlungsunfähigkeit« des Mannes die Eröffnung des Hauptverfahrens gegen das frühere SS-Mitglied abgelehnt.

Der Mann soll die sogenannte »Aktion Erntefest« unterstützt haben, bei der 1943 mindestens 17.000 Juden ermordet wurden.

In der im August 2017 erhobenen Anklage wurde dem Wachmann vorgeworfen, zwischen August 1943 und Januar 1944 im besetzten Polen im Konzentrationslager Lublin-Majdanek gearbeitet zu haben. Er soll die sogenannte »Aktion Erntefest« unterstützt haben, bei der am 3. November 1943 mindestens 17.000 deportierte jüdische Gefangene ermordet wurden. Sie wurden in eigens dafür ausgehobenen Gräben erschossen. Der 97-Jährige gehörte der 5. Kompanie des SS-Totenkopfsturmbannes an.

GUTACHTEN Die Kammer begründete ihre Entscheidung mit einem ärztlichen Gutachten. Der Sachverständige sei zu dem Ergebnis gekommen, dass der Angeschuldigte wegen seines Zustandes der Verhandlung nicht in angemessener Weise folgen könne.

Das Gutachten hatte sich nach Angaben des Gerichts wegen Krankenhausaufenthalten des 97-Jährigen mehrfach verzögert. Das Internationale Auschwitz-Komitee hatte dem Landgericht Frankfurt jüngst Untätigkeit in dem Fall vorgeworfen. »Jenseits jeder Transparenz hat das Landgericht über ein Jahr verstreichen lassen, ohne sich zum weiteren Verfahren öffentlich zu äußern«, kritisierte der Exekutiv-Vizepräsident Christoph Heubner.

Das Gericht weist die Vorwürfe des Internationalen Auschwitz-Komitees zurück.

Das Landgericht begründete seinen Beschluss vom 13. Dezember damit, dass sich die umfassende medizinische Begutachtung des Angeklagten wegen dessen Krankenhausaufenthalten mehrfach verzögert habe. Das Gericht hatte die Vorwürfe des Internationalen Auschwitz-Komitees zurückgewiesen.

Die Entscheidung des Gerichts ist noch nicht rechtskräftig. Staatsanwaltschaft und Nebenklage können dagegen Beschwerde beim Oberlandesgericht Frankfurt einlegen.  dpa

Fernsehen

»Mord auf dem Inka-Pfad«: War der israelische Ehemann der Täter?

Es ist einer der ungewöhnlichsten Fälle der deutschen Kriminalgeschichte. Die ARD packt das Geschehen nun in einen sehenswerten True-Crime-Vierteiler

von Ute Wessels  30.04.2025

Nahost

Heftige Gefechte in Syrien: Erneut mehrere Tote. Jetzt schaltet sich Israel ein

Eine Tonaufnahme löst in Syrien erneut eine Welle der Gewalt aus. Mehrere Menschen werden getötet

von Amira Rajab, Nehal ElSherif  30.04.2025

Bergen-Belsen

Die Lebenden und die Toten

Das Lager war ein Ort des Sterbens, doch hier wurden auch Menschen geboren. Überlebende, Angehörige und sogenannte DP-Babys trafen sich nun zum gemeinsamen Gedenken. Unsere Autorin war dabei

von Amie Liebowitz  30.04.2025

Joshua Schultheis

Lieber Friedrich Merz!

Der künftige Kanzler steht vor einer historischen Aufgabe im Umgang mit den Juden und mit Israel. Unser Autor hat ihm einen Brief geschrieben

von Joshua Schultheis  30.04.2025

Prozess

Terror-Unterstützerin kommt mit Verwarnung davon

Aitak Barani hatte kurz nach dem 7. Oktober 2023 die Massaker der Hamas als »gelungene Widerstandsaktion« bezeichnet. Dafür bekam sie vom Amtsgericht Frankfurt eine Geldstrafe - die sie aber vorerst nicht zahlen muss

 30.04.2025

20 Jahre Holocaust-Mahnmal

Tausende Stelen zur Erinnerung - mitten in Berlin

Selfies auf Stelen, Toben in den Gängen, Risse im Beton - aber auch andächtige Stille beim Betreten des Denkmals. Regelmäßig sorgt das Holocaust-Mahnmal für Diskussionen. Das war schon so, bevor es überhaupt stand

von Niklas Hesselmann  30.04.2025

Bern

Schweizer Juden reagieren auf Verbot der Terrororganisation Hamas

Deutschland hat die Terrororganisation schon kurz nach dem Angriff vom 7. Oktober 2023 verboten. Die Schweiz zieht jetzt erst nach

 30.04.2025

Den Haag

USA rechtfertigen vor UN-Gericht Israels Blockade humanitärer Hilfe

Israel habe ein berechtigtes Sicherheitsinteresse, sagt der Rechtsvertreter aus Washington D.C.

 30.04.2025

Regierung

Mit Davidstern ins Kabinett

Karin Prien wird Deutschlands erste Bundesministerin mit jüdischen Wurzeln. Erst seit wenigen Jahren spricht die CDU-Politikerin öffentlich über ihre Familiengeschichte

von Michael Thaidigsmann  30.04.2025