Kassel

Kunsthochschule zeigt Terror-verherrlichende Ausstellung

In der Ausstellung wurden Figuren gezeigt, die Hamas-Terroristen nachempfunden sind. Foto: VJSH

Der Verband Jüdischer Studierender Hessen (VJSH) hat die Kunsthochschule Kassel (KhK) scharf kritisiert. Denn am Montag wurde dort eine Ausstellung gezeigt, deren Exponate den palästinensischen Terror gegen Israel verherrlichten.

»Während Angehörige israelischer Geiseln verzweifelt um das Leben ihrer Liebsten bangen und die palästinensische Zivilbevölkerung die wenigen Momente relativer Ruhe nutzt, um sich notdürftig in den Trümmern Gazas zu erholen, werden an der Kasseler Kunsthochschule Skulpturen präsentiert, die die verantwortliche Terrororganisation für dieses unsägliche Leid glorifizieren«, erklärte die Studentenorganisation.

Der VJSH warf der Hochschulleitung Untätigkeit vor, denn sie habe die Ausstellung nicht abgesagt – »trotz öffentlicher und nicht-öffentlicher Schreiben und Hinweise«, die an sie herangetragen worden seien.

Ästhetisierung von Gewalt

Konkret geht es um eine Präsentation einer Studentin, deren Name vom VJSH mit Muriel K. angegeben wird. Der Titel: »But there will be Resistance« (»Aber es wird Widerstand geben«). Darin soll dem Künstler Mohammad Zakaria eine Plattform geboten worden sein.

Dieser, so die organisierten jüdischen Studenten in Hessen, rufe »nicht nur zur Intifada auf – was einem direkten Aufruf zur Gewalt gegen Jüdinnen und Juden gleichkommt.« Er glorifiziere und ästhetisiere in seinem Werk auch islamistische und antisemitische Gewalt.

»Erneut sind wir als Jüdinnen und Juden damit konfrontiert, dass Terrorpropaganda und die Glorifizierung antisemitischer Gewalt an einer deutschen Universität einen Platz finden«, so der VJSH. Auf dem Instagram-Account von Zakaria seien Ausschnitte offizieller Hamas-Propagandavideos zu sehen. Grüne Figuren, die Teil der Ausstellung waren, sind den Terroristen in diesen Videos nachempfunden, wie Fotos und Screenshots belegen.

Lesen Sie auch

»Klare Grenze«

Auch soll Zakaria den Hamas-Terroristen Abu Ubaya in sozialen Medien als »einfachen Mann« dargestellt haben, der durch seine Taten zum »Superhelden« geworden sei. Abu Ubaya ist Sprecher der Al-Qassam-Brigaden innerhalb der Hamas, die maßgeblich an den Massakern vom 7. Oktober 2023 beteiligt waren.

»Die politisch problematischen Haltungen des Künstlers« lassen sich laut VJSH »nicht von seiner Kunst trennen«. Die Organisation schrieb: »Wir sind schockiert und entsetzt, dass diese Zelebrierung antisemitischer Gewalt an einer Universität geduldet wird. Eine Institution, die sich Toleranz, Menschlichkeit und Austausch auf die Fahnen schreibt, muss eine klare Grenze gegenüber Menschenfeindlichkeit und Gewalt ziehen.«

Die »Hessische/Niedersächsische Allgemeine« (HNA) zitierte die Kunsthochschule, die sich gegenüber dem Blatt zu den Vorwürfen äußerte. Das Bildungsinstitut habe erklärt, »dass es sich bei der Präsentation um eine Studienleistung handelt.«

»Ausschließlich hochschulintern«

Eine Studentin habe damit die Basisklasse Bildende Kunst abgeschlossen, um im Sommersemester ihr Hauptstudium fortzusetzen. Die Präsentation fand der KhK zufolge »ausschließlich hochschulintern« statt. Eine »Soundarbeit mit Begleitheft« soll ebenfalls enthalten gewesen sein.

Laut HNA hat sich auch das Bündnis gegen Antisemitismus geäußert. Die Gruppe nannte Zakaria demnach einen »Propagandisten des palästinensischen Terrorismus gegen Israel«, der »seine Sympathie zur Hamas und zur verbotenen PFLP« zeige.

Letztere Terrororganisation war auch für die Entführung der Lufthansa-Maschine »Landshut« im Jahr 1977 verantwortlich, bei der der Pilot Jürgen Schumann ermordet wurde. Der inzwischen verbotene PFLP-Ableger Samidoun hatte in der Bundesrepublik bis vor kurzem Terrorpropaganda und Verschwörungstheorien über Israel verbreitet.

Vor der Ausstellung an der KhK erklärte die Kunsthochschule auch, das Rektorat sei nicht involviert, wenn es um Inhalte gehe. »Wo nachweislich Grenzen überschritten werden«, behalte es sich aber vor, »regelnd einzugreifen.« Offenbar passierte dies am Montag nicht. Zugleich teilte die Pressestelle der Hochschule der HNA mit: »Es steht außer Frage, dass wir jede Form von Antisemitismus ablehnen.«

Meinung

Wieder ein Milliarden-Blankoscheck für Palästina?

Europa will den Wiederaufbau Gazas mit 1,6 Milliarden Euro fördern. Glaubt man in Brüssel wirklich, durch Scheckbuchdiplomatie etwas zum Besseren verändern zu können?

von Jacques Abramowicz  07.11.2025

Jerusalem

Bischof Azar bedauert Irritation durch »Völkermord«-Äußerung

Weil er in einem Gottesdienst in Jerusalem von »Völkermord« an den Palästinensern sprach, hat der palästinensische Bischof Azar für Empörung gesorgt. Nun bedauert er, dass seine Worte Irritation ausgelöst haben

von Christine Süß-Demuth  07.11.2025

Berlin

Israelfeindliche Aktivisten besetzen ZDF-Hauptstadtstudio

Die Polizei musste die Besetzung beenden

 07.11.2025

Medienbericht

Katar soll mutmaßliches Missbrauchsopfer von Karim Khan ausspioniert haben

Das Emirat scheint sich in den Skandal um den Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs eingemischt zu haben, wie Recherchen nun zeigen

 07.11.2025

9. November

Erinnerung ohne Empathie ist leer

Wenn Deutschland am Sonntag der Pogromnacht gedenkt, darf Erinnerung nicht nur rückwärtsgewandt sein. Sie muss auch die Angst der Juden von heute im Blick haben

von Tobias Kühn  07.11.2025

Berlin

Sarah Wedl-Wilson räumt Defizite bei Fördermittel-Vergabe ein

Wurden Gelder für Projekte gegen Antisemitismus rechtswidrig verteilt? Das werfen Grüne und Linke der Kultursenatorin vor. Nun äußert sie sich

 07.11.2025

Diplomatie

Kasachstan will sich den Abraham-Abkommen anschließen

US-Präsident Donald Trump kündigte den Schritt wenige Tage vor dem Besuch des saudischen Kronprinzen im Weißen Haus. Auch Saudi-Arabien solle seine Beziehungen zu Israel normalisieren, so die Hoffnung des US-Präsidenten

 07.11.2025

Antiisraelischer Beschluss

Linken-Spitze distanziert sich von Parteijugend

Die Linksjugend Solid wirft Israel unter anderem einen »kolonialen und rassistischen Charakter« vor – und löst in der Partei Empörung aus

 06.11.2025

Urteil

Betätigungsverbot für israelfeindlichen Aktivisten war rechtswidrig

Ghassan Abu-Sittah, der der israelischen Armee vorwirft, vorsätzlich Kinder zu töten, hätte auf dem »Palästina-Kongress« sprechen dürfen

 06.11.2025