50 Jahre DIG

»Kritik an Israel können wir den Kritikern überlassen«

DIG-Vorsitzender Hellmut Königshaus Foto: imago

Herr Könighaus, Sie sind seit November 2015 Vorsitzender der Deutsch-Israelischen Gesellschaft. Was sind Ihre wichtigsten Herausforderungen?
Ich bin meinem Vorgänger Reinhard Robbe und dem Auswärtigen Amt sehr dankbar, dass sie eine institutionelle Förderung der DIG bewirkt haben. Das ist ein großer Segen, weil es unsere Möglichkeiten enorm erweitert hat, aber es bringt auch eine große Einschränkung für unsere ehrenamtlichen Mitarbeiter mit sich: Die Bundes-DIG muss die Mittel an die regionalen Arbeitsgemeinschaften verteilen und alle Projekt- und Veranstaltungsanträge sorgfältig prüfen. Und unsere Mitarbeiter, die viel Herzblut in ihre Arbeit stecken, beschweren sich darüber, dass sie selbst die letzte Tasse Kaffee dokumentieren und abrechnen müssen. Es gibt auch einige regionale AGs, die unter dem Dach der DIG als eigenständige Vereine arbeiten wollen.

Wie gehen Sie das Problem an?
Wir wollen einerseits so viel Freiraum wie möglich gewähren und andererseits natürlich die rechtlichen Vorgaben beachten. Eine Zukunftskommission der DIG erarbeitet derzeit eine neue Satzung. Innerhalb unserer Gesellschaft gibt es sehr heterogene Vorstellungen, wie sie aussehen sollte. Bisher habe ich mich aus den Treffen herausgehalten, aber bei der nächsten Sitzung soll es erste Ergebnisse geben, und das will ich mir anhören. Auf der Jahreshauptversammlung im September wollen wir dann die neue Satzung beschließen.

Das klingt ehrgeizig, wenn man die Schwierigkeiten im Vorfeld kennt ...
Ja, das ist ehrgeizig, aber große Probleme werden nicht dadurch kleiner, dass man mit der Lösung wartet.

Sie bezeichnen die Vorstellungen innerhalb der DIG als heterogen. Gilt das auch für die Haltung gegenüber Israel? Gibt es Mitglieder, die solidarisch mit Israel sind, aber über die Politik Jerusalems diskutieren wollen?
Es gibt natürlich unterschiedliche Auffassungen, aber insgesamt gibt es keinen Zweifel daran, dass wir Israel als Ganzes und als jüdischen Staat unterstützen. Meine persönliche Haltung ist: Kritik an Israel können wir den Kritikern Israels überlassen, sowohl in Israel als auch in Deutschland.

Wie sehen Sie Ihre Aufgabe?

Wir wollen vor allem um Verständnis werben. Vieles in Israel muss vor dem Hintergrund der enormen Bedrohung des Landes gesehen werden. Nachdem Israel auf vielfältigen Druck den Gazastreifen geräumt hat, wurden den abziehenden Truppen und Siedlern keine Blumen hinterhergeworfen, sondern es flogen Raketen. Wenn man auf der Westbank ähnliche Verhältnisse wie im Gazastreifen hätte, wäre das angesichts der enormen Bedrohung durch Terroristen fatal. Man muss also schon Verständnis für die Situation Israels aufbringen. Israel hat leider in Europa immer weniger Freunde. Und in Deutschland traut man sich nicht, die EU-Richtlinien über die Kennzeichnungspflicht für Produkte aus besetzten Gebieten als das zu bezeichnen, was sie sind: Sanktionen gegen Israel.

Wie wollen Sie gute Beziehungen zwischen jungen Deutschen und Israelis pflegen?
Ich habe das Auswärtige Amt und das Familienministerium gebeten, eine staatliche Institution für den Jugendaustausch mit Israel zu schaffen, ähnlich wie mit Frankreich und Polen. Israel liegt nicht vor der Tür, Reisen sind aufwendig und teuer, und wir sollten diesen Austausch sehr bewusst unterstützen.

Mit dem FDP-Politiker, ehemaligen Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestags und Vorsitzenden der DIG sprach Ayala Goldmann.

Düsseldorf

Wolfgang Rolshoven mit Josef-Neuberger-Medaille geehrt

Mit der Auszeichnung würdigte die Jüdische Gemeinde Rolshovens jahrzehntelanges Engagement für jüdisches Leben und seinen entschlossenen Einsatz gegen Judenhass

 31.10.2025

Berlin/München

Nach Terror-Skandal beim ZDF: ARD überprüft Mitarbeiter in Gaza

Alle in Gaza tätigen Mitarbeiter hätten versichert, keinerlei Nähe zu Terrororganisationen zu haben, sagt der zuständige Bayerische Rundfunk

 31.10.2025

Nürnberg

»Nie wieder darf Hass die Oberhand gewinnen«

Kongressabgeordnete aus Washington D.C., Touristen aus China und Geschichtsinteressierte aus Franken: Das Interesse an den Nürnberger Prozessen ist 80 Jahre nach dem Start des historischen Justizereignisses ungebrochen

von Michael Donhauser  31.10.2025

Ankara

Offene Konfrontation zwischen Erdogan und Merz über Israel und Gaza

Eigentlich wollte der Bundeskanzler bei seinem Antrittsbesuch neue Harmonie in die deutsch-türkischen Beziehungen bringen. Bei einer Pressekonferenz mit mit türkischen Präsidenten kommt es stattdessen zur offenen Konfrontation

von Anne Pollmann, Michael Fischer, Mirjam Schmitt  31.10.2025

Jerusalem/Düsseldorf

Yad Vashem will beim Standort in Deutschland eine schnelle Entscheidung

In Nordrhein-Westfalen, Bayern oder Sachsen soll erstmals außerhalb Israels ein Bildungszentrum zum Holocaust entstehen. Die Entscheidung soll zügig fallen

 31.10.2025

Meinung

Ich kann euch nicht hören

Während im Sudan die schwerste humanitäre Krise der Welt tobt, schweigen die selbst ernannten Menschenrechts-Demonstranten in Europa und auf der Welt

von Sophie Albers Ben Chamo  31.10.2025

Halle

»Hetze gegen Israel«: Rektorin der Uni Halle gibt Fehler zu 

Die Veranstaltung an der (MLU) fand unter dem Titel »Völkermord in Gaza« statt

 30.10.2025

Bayern

Jüdischer Landesverband kritisiert Dehler-Preis für Imam Idriz scharf

Kritisch äußert sich der Verbandspräsident Josef Schuster insbesondere zu Äußerungen des Imams in Zusammenhang mit dem Krieg in Gaza

 30.10.2025

Russland

Moskaus Kalkül

Warum der Kreml wenig Interesse daran hat, dass der US-Friedensplan für den Gazastreifen funktioniert

von Alexander Friedman  30.10.2025