Judenhass

Köln protestiert gegen Roger Waters

In Köln hat ein Bündnis gegen ein Konzert von Roger Waters demonstriert. Dem Briten wird Antisemitismus vorgeworfen. Jeder Konzertbesucher müsse sich fragen, wie er mit den Aussagen des Musikers umgeht, betonte Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) am Montagabend vor dem Kölner Dom.

»In Bezug auf Antisemitismus kann es kein anderes Interesse geben, als ihn zu bekämpfen.« Waters soll heute Abend im Rahmen seiner Deutschland-Tour in der Kölner Lanxess-Arena auftreten.

»Antisemitismus hat in Köln keinen Platz. Wir dulden ihn nicht«, teilte Reker im Anschluss auf Twitter mit. »Wir dulden nicht, wenn er offen ausgesprochen oder impliziert wird. Wir dulden ihn nicht stillschweigend. Köln zeigt heute, wo es steht.«

Das Kölner Konzert ist das zweite von Waters in Deutschland in diesem Jahr. Am Sonntagabend trat der Künstler bereits in Hamburg auf. Große Debatten löste auch das für den 28. Mai geplante Konzert in Frankfurt aus. Gegen eine Absage des dortigen Auftritts durch den Veranstalter hatte Waters Klage eingereicht - und Recht bekommen. Die Jüdische Gemeinde Frankfurt kündigte am Montag für den Konzerttag eine Demonstration an.

Würde des Menschen Der Vizepräsident des Zentralrats der Juden, Abraham Lehrer, sagte in Köln, Waters dürfe sich nicht auf das Grundgesetz berufen, um seine »Schmutzparolen« zu verkünden. Vor der Kunst- und Meinungsfreiheit stehe dort die Würde des Menschen. Ein Konzert wie dieses dürfe sich nicht wiederholen, erklärte Lehrer, der auch Vorstand der Synagogen-Gemeinde Köln ist.

Deutlich kritisierte er auch den Konzertveranstalter, der die Lanxess-Arena gemietet hat. In einem Statement hatte das Unternehmen gesagt, vor eineinhalb Jahren nichts von der politischen Gesinnung des Künstlers gewusst zu haben. »Das ist so lächerlich, dass ich mir wirklich verarscht vorkomme«, so Lehrer wörtlich.

Waters, Mitbegründer der Band »Pink Floyd«, ist seit vielen Jahren prominenter Unterstützer der laut Deutschen Bundestag in Handlungen und Zielen antisemitischen Boykott-Bewegung BDS (Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen). Der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Volker Beck, verglich die Bewegung mit einem Chamäleon. »Dieses BDS kommt so harmlos daher«, sagte er. Die Zielsetzung sei aber die gleiche wie die von terroristischen Vereinigungen: »Israel von der Landkarte zu fegen«.

Geschmacklos Auch der katholische Stadtdechant Robert Kleine und der evangelische Stadtsuperintendent Bernhard Seiger verurteilten das Konzert. Jüngste Aussagen des Musikers seien »geschmacklos, subtil, geschichtsklitternd und antisemitisch«, so Kleine. Seiger warnte vor einem Antisemitismus, der schleichend wieder salonfähig werde.

An dem Protest-Bündnis sind die Synagogen-Gemeinde in Köln, die deutsch-israelische Gesellschaft, die kölnische Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit sowie katholische und evangelische Kirche beteiligt. Unterstützt wird der Aufruf von den Parteien Grüne, CDU, FDP, SPD, Linke und Volt.

Waters‹ Konzerttour »This is not a drill« sieht in Deutschland weitere Auftritte in Hamburg, Berlin, München und Frankfurt a.M. vor.
Angesichts der ebenso zahlreichen wie gut begründeten Antisemitismusvorwürfe hatten die Stadt Frankfurt und das Land Hessen das Konzert am 28. Mai in der Frankfurter Festhalle abgesagt und den Veranstaltungsvertrag gekündigt. Dagegen hatte sich der Musiker erfolgreich vor Gericht gewehrt.

Die Stadt München hatte bereits im März bekannt gegeben, dass sie nach einem Rechtsgutachten keine Möglichkeit sehe, das Konzert des umstrittenen Musikers in der Olympiahalle am 21. Mai zu verbieten. kna/ja/epd/dpa

Zentralrat der Juden

»Margot Friedländer war eine mutige und starke Frau«

Josef Schuster hat mit bewegenden Worten auf den Tod der Holocaust-Überlebenden reagiert

 09.05.2025

Reaktion

Steinmeier: Friedländer hat Deutschland Versöhnung geschenkt

Bundespräsident Steinmeier trauert um Margot Friedländer, mit der er auch persönlich verbunden war. Nun ist die Holocaust-Überlebende im Alter von 103 Jahren gestorben

von Thomas Struk  09.05.2025

Porträt

Ein Jahrhundertleben

Tausende Schüler in Deutschland haben ihre Geschichte gehört, noch mit über 100 Jahren trat sie als Mahnerin auf. Margot Friedländer war als Holocaust-Zeitzeugin unermüdlich

von Verena Schmitt-Roschmann  09.05.2025

Nachruf

Trauer um Holocaust-Überlebende Margot Friedländer 

Mit fast 90 kehrte Margot Friedländer zurück nach Berlin, ins Land der Täter. Unermüdlich engagierte sich die Holocaust-Zeitzeugin für das Erinnern. Nun ist sie gestorben - ihre Worte bleiben

von Caroline Bock  09.05.2025

Interview

»Es gilt für mich eine Null-Toleranz-Politik gegen Antisemitismus«

Kulturstaatsminister Wolfram Weimer über seine erste Amtshandlung, seine Vorgängerin Claudia Roth und den Umgang mit der antisemitischen BDS-Bewegung

von Philipp Peyman Engel  09.05.2025

Berlin

Israelfeindlicher Post: »Die Linke« distanziert sich von Vorstandsmitglied

Eine Landkarte von Israel, die mit den Farben der palästinensischen Flagge gefüllt ist und für eine Vernichtung des jüdischen Staates steht, geht dem höchsten Parteigremium zu weit

 09.05.2025

Berlin

Antisemitismus und Lage in Gaza: Merz telefoniert mit Netanjahu

Der Kanzler habe seine Hoffnung zum Ausdruck gebracht, »dass bald Verhandlungen über einen Waffenstillstand in Gang kommen«

 09.05.2025

Berlin

Verleihung von Bundesverdienstkreuz an Margot Friedländer verschoben

Erst vor einem Monat erhielt die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer den Preis des Westfälischen Friedens. Die Verleihung einer weiteren hohen Auszeichnung findet kurzfristig jedoch nicht stat

 09.05.2025

Berlin

»Jetzt lebt es sich besser in diesem Land«

Lea Rosh hat sich jahrelang für das Denkmal für die ermordeten Juden Europas eingesetzt. Ist das ihr Lebenswerk? Darauf antwortet sie im Interview

von Verena Schmitt-Roschmann  09.05.2025