Berlin

Kippa-Träger antisemitisch beleidigt

Nach Angaben der Polizei trug das Opfer zum Tatzeitpunkt eine Kippa. Foto: dpa

In Berlin ist ein junger Mann mit Kippa am Samstagabend antisemitisch beleidigt worden. Wie die Polizei am Sonntag mitteilte, wurde der 19-Jährige kurz nach 20 Uhr am S-Bahnhof Nikolassee im Bezirk Steglitz-Zehlendorf von einem Unbekannten in hebräischer Sprache als »Scheiß Jude« beschimpft.

Anschließend habe der Täter einen Stein geworfen, der den 19-Jährigen aber verfehlte. Nach Angaben der Polizei trug der junge jüdische Mann zum Tatzeitpunkt eine Kippa. Wie es weiter hieß, entfernte sich der Tatverdächtige noch vor Eintreffen der alarmierten Polizisten unerkannt.

KÖRPERVERLETZUNG Der Polizeiliche Staatschutz beim Landeskriminalamt führt Ermittlungen wegen des Verdachts der versuchten gefährlichen Körperverletzung und der fremdenfeindlichen Beleidigung. Wie eine Sprecherin der Polizei am Montag auf Nachfrage sagte, gibt es keinen neuen Ermittlungsstand.

»Dem jungen Mann gilt unser Mitgefühl und unsere Solidarität«, sagte Sigmount Königsberg, Antisemitismusbeauftragter der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, der Jüdischen Allgemeinen. Er wolle mit dem Opfer Kontakt aufnehmen und ihm die bestmögliche Unterstützung anbieten.

Dieser erneute Vorfall zeigt laut Königsberg, dass es »im Kampf gegen Antisemitismus keine Ruhepause« gebe. »Er muss tagtäglich angegangen werden.« Hier sei die gesamte Gesellschaft gefordert.

POLIZEI Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, verurteilte den Angriff ebenfalls. Es sei beklagenswert, dass Berlin zu Beginn des Jahres 2019 wieder einmal Schauplatz eines antisemitischen Angriffs wurde, sagte Klein am Montag. Er hoffe, dass es Polizei und Staatsanwaltschaft gelinge, den mutmaßlichen Täter rasch zu ermitteln und vor Gericht zu stellen.

Klein begrüßte es, dass der Betroffene den Fall sofort angezeigt und die Polizei darüber informiert hatte. »Es ist wichtig, dass Opfer von antisemitischen Straftaten aktiv werden und sich entweder an die Behörden oder an zivilgesellschaftliche Akteure wie die Berliner Meldestelle RIAS wenden.«

Die hohe Dunkelziffer von antisemitischen Straftaten und Vorfällen müsse verringert und die Öffentlichkeit müsse sensibilisiert werden, betonte Klein. »Dann können wir besser über Antisemitismus aufklären und präventive Maßnahmen effektiver entwickeln«, ergänzte er.

STUDIE Erst jüngst hatte eine neue groß angelegte Studie der EU-Agentur für Grundrechte (FRA) einmal mehr das Ausmaß des Judenhasses in Europa im Allgemeinen und Deutschland im Besonderen verdeutlicht.

Demnach sagten 52 Prozent der befragten deutschen Teilnehmer der Erhebung, dass sie in den vergangenen fünf Jahren mehrmals antisemitisch belästigt wurden. 75 Prozent trauen sich nicht, öffentlich Kippa zu tragen und 46 Prozent vermeiden bestimmte Orte.

63 Prozent der Befragten aus zwölf Ländern gaben an, dass sich der Antisemitismus deutlich verstärkt habe. 23 Prozent sprachen von einer leichten Verstärkung. 45 Prozent bezeichneten Judenhass als ein »sehr großes Problem«.  epd/ja

Berlin

Der falsche Konsens

Der israelische Militärhistoriker Danny Orbach stellt im Bundestag eine Studie und aktuelle Erkenntnisse zum angeblichen Genozid im Gazastreifen vor – und beklagt eine einseitige Positionierung von UN-Organisationen, Wissenschaft und Medien

 27.11.2025

USA

Staatsanwaltschaft rollt den Fall Etan Patz neu auf

Der jüdische Junge Etan Patz verschwindet am 25. Mai 1979 auf dem Weg zur Schule. Jahre später wird er für tot erklärt

 27.11.2025

Debatte

Neue Leitlinie zum Umgang mit NS-Raubgut für Museen und Bibliotheken

In Ausstellungshäusern, Archiven und Bibliotheken, aber auch in deutschen Haushalten finden sich unzählige im Nationalsozialismus entzogene Kulturgüter. Eine neue Handreichung soll beim Umgang damit helfen

von Anne Mertens  27.11.2025

Düsseldorf

Breite Mehrheit im Landtag wirbt für Holocaust-Zentrum in NRW

Große Mehrheit im NRW-Landtag: Fast alle Fraktionen werben für NRW als Standort eines vom Bund geplanten Holocaust-Bildungszentrums. Bayern und Sachsen sind ebenfalls im Rennen

von Andreas Otto  27.11.2025

Terrorismus

Berlin: Waffenkurier der Hamas wohnte in unmittelbarer Nähe zu mehreren jüdischen Einrichtungen

Im Auftrag der Terrororganisation Hamas sollen mehrere Männer jüdische und proisraelische Ziele unter anderem in der Hauptstadt ausgespäht und Waffen eingeschmuggelt haben. Nun berichten »Zeit« und »Welt« über die Hintergründe

 27.11.2025

Bildung

Im Land der Täter

Bis März soll die Entscheidung fallen, wo die Dependance der Schoa-Gedenkstätte Yad Vashem in Deutschland angesiedelt wird

von Michael Thaidigsmann  27.11.2025

München

Uschi Glas: Christen müssen jüdische Mitbürger schützen

Uschi Glas mahnt Christen zum Schutz von Juden. Sie warnt vor neuer Ausgrenzung und erinnert an eigene Erfahrungen nach dem Krieg. Was sie besonders bewegt und warum sie sich Charlotte Knobloch verbunden fühlt

von Hannah Krewer  27.11.2025

Entscheidung

Uni Jena lehnt Prüfung von Kontakten mit israelischen Hochschulen ab

Die Friedrich-Schiller-Universität Jena wird Kooperationen mit israelischen Hochschulen nicht auf mögliche Verbindungen zum Militär überprüfen. Der Senat lehnte einen entsprechenden Antrag von Teilen der Professorenschaft ab

 27.11.2025

Berlin

Prozess um Angriff am Holocaust-Mahnmal: »Tat zugegeben«

Polizisten berichten von der Begegnung mit dem Angeklagten wenige Stunden nach der Tat

 27.11.2025