Meinung

Kein Fußballspiel wie jedes andere

Hans-Ulrich Dillmann Foto: Marco Limberg

Es ist doch nur Fußball? Am Samstagabend spielt bei der Weltmeisterschaft in Brasilien die Mannschaft des Iran gegen die Argentiniens. Sportlich scheint die Sache recht eindeutig, dürften bei Argentinien doch Weltstars wie Lionel Messi und Ángel Di María auftrumpfen. Wer aber nach dem Schlusspfiff mehr von dieser Partie haben wird, ist noch nicht ausgemacht.

gedenkminute Die jüdische Gemeinde in Argentinien fordert gemeinsam mit dem World Jewish Congress vom Weltfußballverband FIFA eine Gedenkminute. Schließlich wurden 1994, vor 20 Jahren, bei einem Bombenanschlag auf das jüdische Hilfswerk AMIA in Buenos Aires 85 Menschen ermordet. Sechs Iraner werden von Interpol als Täter gesucht, darunter der 2009 demonstrativ zum iranischen Verteidigungsminister ernannte General Ahmad Vahidi. Dass das Regime in Teheran hinter dem Terroranschlag steht, ist unbestritten, die Beweise liegen vor.

Die Fußballer, die am Samstag im WM-Stadion auflaufen, sind Repräsentanten ihrer Länder, ihrer Staaten, eingekleidet in Nationaltrikots, begrüßt durch die Hymnen und von der VIP-Tribüne beklatscht vom führenden politischen Personal ihres Landes. Dieses schmückt sich gerne mit den sportlichen Leistungen der Fußballer. Die iranische Nationalelf vertritt also bei dem sportpolitischen Großereignis Weltmeisterschaft das Mullah-Regime, das auch dafür Verantwortung trägt, dass 85 Menschen aus dem Land umgebracht wurden, gegen das friedlich Fußball gespielt werden soll.

respekt Der Sport bildet sich viel auf seine positive gesellschaftspolitische Rolle ein. »No Racism« schreibt die FIFA auf Plakate, von Frieden und Völkerverständigung ist die Rede. Im Sport, heißt es, begegneten sich junge Menschen aus aller Welt gleichberechtigt, unvoreingenommen und respektvoll.

Was die jüdische Gemeinde Argentiniens jetzt fordert, ist ein Minimum an Respekt. Er soll den Menschen entgegengebracht werden, die von staatlich gelenkten und finanzierten Terroristen ermordet wurden. Vielleicht ist es naiv, ein solches Zeichen von Fußballern zu erwarten, selbst wenn es sich um Weltstars wie Messi und Di María handelt. Wer diesen Respekt jedoch bezeugen könnte, ist der Verband, der sich so viel darauf einbildet, gegen Rassismus einzustehen: die FIFA. Wenn’s drauf ankommt, behaupten die Herrschaften aber: Es ist doch nur Fußball.

Der Autor berichtet für die Jüdische Allgemeine aus Lateinamerika.

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