Berlin

»Judenfeindlichkeit ist Gift für unsere Gesellschaft«

Außenminister Heiko Maas hat zu entschiedenem Engagement gegen Antisemitismus in Deutschland aufgerufen. »Es ist abstoßend, widerlich, und es macht wütend, wenn Jüdinnen und Juden in Deutschland beschimpft und bespuckt werden«, sagte Maas am Freitagabend bei einem Solidaritätsgebet für den attackierten Gemeinderabbiner Yehuda Teichtal in Berlin.

Zugleich warnte Maas davor, den Angriff auf den Rabbiner politisch zu instrumentalisieren. »Manche versuchten, die Gesellschaft zu spalten, indem sie so tun, als sei Antisemitismus ausschließlich ein importiertes Phänomen, die trennen zwischen rechtem, linkem und muslimischem Antisemitismus«, betonte der SPD-Politiker.

»Wenn Juden in Deutschland Angst haben müssen, sobald sie ihre Religion öffentlich zeigen, ist das beschämend«, betonte Maas.

Diesen Menschen sei gesagt, dass es keinen guten Antisemitismus geben könne – egal aus welchem Motiv, so Maas weiter. »Judenfeindlichkeit ist Gift für unsere Gesellschaft.« Intoleranz beantworte man nicht mit Intoleranz und Hass nicht mit Hass.

GEWALT »Wir dürfen nicht sprachlos werden angesichts der Lautstärke der anderen«, mahnte Maas. »Im Gegenteil: Wir müssen umso entschiedener eintreten gegen jede Form von Antisemitismus, Hass und Gewalt.« Wenn Juden in Deutschland Angst hätten, sobald sie ihre Religion öffentlich zeigten, sei das beschämend.

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Was Teichtal erlebt habe, sei inakzeptabel, sagte Maas. Dass solche Angriffe im Jahr 2019 in Deutschland passieren, sei ebenfalls inakzeptabel. Dabei könne jeder ein Zeichen gegen Antisemitismus setzen, dies sei nicht nur Aufgabe von Politikern. »Das Schlimmste, was es gibt, ist Gleichgültigkeit, denn Gleichgültigkeit hat den Holocaust entstehen lassen.«

Angriffe auf Juden zeigten zudem, »wie sich das Klima in unserem Land verändert hat. Wie der Ton verroht«. Vor allem im Internet finde Hass einen Resonanzboden, fühlten sich Hetzer bestätigt. Hemmschwellen würden sinken, und »den Worten folgen leider Taten«, sagte Maas weiter.

RESPEKT Rabbiner Teichtal hatte das Solidaritätsgebet mit den Worten eröffnet: »Fast 75 Jahre nach Auschwitz werden Juden beschimpft und bespuckt.« Er rief zu einem gemeinsamen Handeln auf, »damit jeder in Deutschland gegen Intoleranz einsteht«. Es müsse eine Gesellschaft des Respekts geschaffen werden. »Jeder, der gegen Israel ist, ist gegen Juden im Allgemeinen«, fügte Teichtal hinzu.

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Das Solidaritätsgebet mit mehreren Hundert Besuchern fand in der Synagoge des Jüdischen Bildungszentrums Chabad Lubawitsch in Berlin-Wilmersdorf statt, in deren Nähe zwei Männer Rabbiner Teichtal am 27. Juli auf Arabisch beschimpft und bespuckt hatten. Die Tat hatte für große Empörung gesorgt. Teichtal war bei der Attacke von seinem Sohn begleitet worden.

An der Solidaritätsveranstaltung mit Gebeten auf Hebräisch und Deutsch für Frieden und Toleranz nahmen unter anderem Zentralratsgeschäftsführer Daniel Botmann, der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Gideon Joffe, die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags, Petra Pau (Linke), Regierungssprecher Steffen Seibert, der Grünen-Politiker Volker Beck, der Journalist Henryk M. Broder, »BILD«-Chefredakteur Julian Reichelt und die Berliner Staatssekretärin Sawsan Chebli teil.  kna/ja

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