Sprache

»›Jude‹ ist kein Schimpfwort«

Foto: Wolfram Nagel

Der Zentralrat der Juden äußert Kritik am »besonderen Hinweis« im Duden beim Eintrag zum Begriff Jude. In dem Wörterbuch heißt es: »Gelegentlich wird die Bezeichnung Jude, Jüdin wegen der Erinnerung an den nationalsozialistischen Sprachgebrauch als diskriminierend empfunden. In diesen Fällen werden dann meist Formulierungen wie jüdische Menschen, jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger oder Menschen jüdischen Glaubens gewählt.«

Doch Zentralratspräsident Josef Schuster betonte: »Das Wort ›Jude‹ ist für mich weder ein Schimpfwort noch diskriminierend.« Die Duden-Redaktion kündigte eine Überarbeitung an.

DEBATTE In den vergangenen Tagen hatte sich auf Twitter und in Medien eine Debatte über den Duden-Zusatz entwickelt. Schuster erklärte der Deutschen Presse-Agentur: »Selbst wenn (Jude) auf Schulhöfen abwertend oder von einigen Menschen nur zögerlich verwendet wird und die Duden-Redaktion sicherlich wohlmeinend auf diesen Kontext hinweist, sollte alles vermieden werden, um den Begriff als diskriminierend zu verfestigen.«

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Sein Verband heiße bewusst Zentralrat der Juden und nicht der »jüdischen Mitbürger«, betonte Schuster. »Jude oder Jüdin ist die Bezeichnung, die Augenhöhe signalisiert wie zum Beispiel ›Katholik‹ oder ›Protestant‹. Das ist besser als Formulierungen aus vermeintlich großzügiger Toleranz gegenüber Menschen, von denen man sich letztlich doch abgrenzen will.«

KRITIK Die Leiterin der Duden-Redaktion, Kathrin Kunkel-Razum, sagte der dpa, die Redaktion nehme die Kritik und die Diskussion sehr ernst, dass der Hinweis auf Diskriminierung selbst als diskriminierend empfunden werden könnte. »Ich kann das nachvollziehen, aber das ist in keinster Weise unser Anliegen«, sagte sie.

Die Redaktion werde den Hinweiskasten noch einmal sehr gründlich prüfen und überarbeiten, um die Komplexität der Debatte abzubilden. Tatsächlich gebe es aber Juden, die diese Bezeichnung selbst nicht verwendeten, fügte sie hinzu.

Den Hinweis in dem Duden-Eintrag gebe es bereits seit 2007 und online seit 2011. »Das ist überhaupt nichts Neues«, sagte Kunkel-Razum. Ähnliche Hinweise gebe es im Duden auch bei etwa 200 anderen Begriffen in ähnlichen Kontexten. dpa

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