Meinung

Ist bald jeder Opfer?

Anetta Kahane Foto: dpa

Einer meiner Albträume: Ich gehe aus dem Haus und stehe auf der Oranienburger Straße in Berlin. Alles ist grau, Trabis knattern, die Leute huschen vorüber. Nein, es hat keine Maueröffnung gegeben, die DDR existiert noch. Wie man jene Atmosphäre, die nach angehaltenem Atem roch, bis heute als Sehnsuchtsort beschreiben kann, ist mir schleierhaft.

Demnächst erscheint eine Studie, in der gefragt wird, ob Migranten und Ostdeutsche ähnliche Erfahrungen von Fremdheit, Ausgrenzung und Diskriminierung gemacht haben. In den ersten Jahren nach der Einheit, als im Osten sichtbare Minderheiten aller Art gehetzt, geschlagen, erstochen oder angezündet wurden, war das Interesse der Wissenschaft, Einstellungen wie Rassismus, Antisemitismus oder anderes in Ost und West zu erforschen, kaum entwickelt. Die Chance wurde damals vertan.

ähnlichkeit Noch ist die neue Studie nicht erschienen, doch schon jetzt ist die Freude groß. Ostdeutsche freuen sich, in den Migranten endlich jemanden gefunden zu haben, der ihr Leiden an der ständigen Diskriminierung durch die Wessis versteht; so erscheinen Rassismus und Ausländerhatz plötzlich als Resultat westlicher Zurückweisung. Und auch unter den Migranten verbreitet die Ähnlichkeitsthese gute Laune: endlich ein gemeinsamer Beleg gegen die Ignoranz und Arroganz des Westens!

Zwei Dinge missfallen mir daran: zum einen die ewig deutsche Suche nach Rechtfertigung; die Ossis können nichts dafür und sind wieder mal Opfer. Und zum Zweiten: Wie kann die Erfahrung vieler Ossis von Zurücksetzung und Spott in eins gesetzt werden mit dem oft tödlichen Rassismus gegen »nicht deutsch Aussehende«? Wie können Migranten, die sich als Neue Deutsche bezeichnen, dies übersehen?

Als es um Antisemitismus oder anti-schwarzen Rassismus ging, gab es solch gegenseitiges Verständnis nicht. Den Ossis war beides egal. Und die Neuen Deutschen tragen wohl ihren Namen zu Recht. Verdrängen und Allianzen gegen den Westen zu bilden ist heute sehr querschnittsdeutsch.

Die Autorin ist Vorstandsvorsitzende der Amadeu Antonio Stiftung.

Australien

Polizei: Angreifer in Sydney waren Vater und Sohn 

Weitere Details des judenfeindlichen Terroranschlags werden bekannt

von Denise Sternberg  14.12.2025

Hintergrund

Der Held von Sydney

Laut australischen Medien handelt es sich um einen 43-jährigen muslimischen Vater von zwei Kindern, der einen Laden für lokale Produkte betreibt

 14.12.2025

Jerusalem

Israels Regierungschef wirft Australien Tatenlosigkeit gegen Judenhass vor

Nach einem Anschlag in Sydney fordert Netanjahu von Australien entschlosseneres Handeln gegen Judenhass. Er macht der Regierung einen schweren Vorwurf

 14.12.2025

Kommentar

Müssen immer erst Juden sterben?

Der Anschlag von Sydney sollte auch für Deutschland ein Weckruf sein. Wer weiter zulässt, dass auf Straßen und Plätzen zur globalen Intifada aufgerufen wird, sollte sich nicht wundern, wenn der Terror auch zu uns kommt

von Michael Thaidigsmann  14.12.2025

Meinung

Blut statt Licht

Das Abwarten, Abwiegeln, das Aber, mit dem die westlichen Gesellschaften auf den rasenden Antisemitismus reagieren, machen das nächste Massaker nur zu einer Frage der Zeit. Nun war es also wieder so weit

von Sophie Albers Ben Chamo  14.12.2025 Aktualisiert

Anschlag in Sydney

Felix Klein: »Von Terror und Hass nicht einschüchtern lassen«

Zwei Männer töten und verletzen in Sydney zahlreiche Teilnehmer einer Chanukka-Feier. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung äußert sich zu der Tat

 14.12.2025

Terror in Sydney

Zivilist entwaffnet Angreifer und wird als »Held« gefeiert

Zwei Männer schießen auf Teilnehmer einer Chanukka-Feier in Sydney: Es gibt Tote und Verletzte. Ein Video soll nun den mutigen Einsatz eines Passanten zeigen

 14.12.2025

Australien

Merz: »Angriff auf unsere gemeinsamen Werte«

Bei einem Anschlag auf eine Chanukka-Feier in der australischen Metropole gab es viele Tote und Verletzte. Der Bundeskanzler und die Minister Wadephul und Prien äußern sich zu der Tat

 14.12.2025 Aktualisiert

Terror in Sydney

Zentralrat der Juden: »In Gedanken bei den Betroffenen«

Der Zentralrat der Juden und weitere jüdische Organisationen aus Deutschland äußern sich zu dem Anschlag auf eine Chanukka-Feier im australischen Sydney

 14.12.2025 Aktualisiert