dialog

Islamkonferenz wird fortgesetzt

Bundesinnenminister Thomas de Maizière Foto: dpa

Turgut Yüksel hat ein Ziel: »Wir müssen ein friedliches Zusammenleben aller Religionen anstreben«. Der Frankfurter Soziologe und SPD-Politiker hofft, diesen Wunsch als eine von zehn neuen »muslimischen Einzelpersonen« in der umstrukturierten Deutschen Islamkonferenz (DIK) umsetzen zu können. Und noch etwas hat sich der 53-Jährige vorgenommen: den Antisemitismus bei muslimischen Jugendlichen zu bekämpfen: »Jude darf nirgendwo ein Schimpfwort sein.« Yüksel, der in der Türkei geboren wurde und seit 1978 in Deutschland lebt, weiß, dass es in einigen Teilen der islamischen Gemeinde antijüdische Tendenzen gibt. »Der Staat Israel wird als neues Übel gesehen und seine Existenz infrage gestellt.« Das ist für Yüksel indiskutabel.

Vielfalt Am 17. Mai hat er erstmals Gelegenheit, seinen Standpunkt zu vertreten. An diesem Tag tritt die von Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) einberufene »neue« DIK zusammen. Islamkritike- rinnen wie Seyran Ates, Neclan Kelek und der Schriftsteller Navid Kermani werden jedoch nicht mehr mitdiskutieren. Es soll »anderen muslimischen Einzelpersonen die Möglichkeit gegeben werden, ihre praktischen Erfahrungen und Kenntnisse« einzubringen. Das Gremium, das 2003 vom damaligen Innenminister Wolfgang Schäuble einberufen wurde, besteht aus 15 staatlichen und 15 muslimischen Mitgliedern. Es soll die Vielfalt der Muslime in Deutschland so gut wie möglich abbilden. Doch es gibt Streit. Vier islamische Organisationen, die bislang in der DIK vertreten waren, drohen mit Rückzug. Hintergrund ist, dass der »Islamrat für die Bundesrepublik Deutschland« von de Maizière ausgeschlossen wurde. Gegen führende Mitglieder des Rats, der auch Dachverband von Milli Görüs ist, laufen Ermittlungsverfahren. Er wolle sich nicht mit jemandem an einen Tisch setzen, gegen den wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung ermittelt werde, sagte der Innenminister. Auch Turgut Yüksel hat seine Zweifel gegenüber der vom Verfassungsschutz beobachteten Organisation: »Milli Görüs muss sich entscheiden, was für sie gelten soll: das Grundgesetz oder die Scharia.«

Ob die DIK, wie vorgesehen, am 17. Mai beginnt, hängt nicht zuletzt davon ab, ob die vier islamischen Organisationen teilnehmen werden. Die Entscheidung soll am Freitag fallen.

Meinung

Entfremdete Heimat

Die antisemitischen Zwischenfälle auf deutschen Straßen sind alarmierend. Das hat auch mit der oftmals dämonisierenden Berichterstattung über Israels Krieg gegen die palästinensische Terrororganisation Hamas zu tun

von Philipp Peyman Engel  16.10.2025

Washington

Trump droht Hamas mit dem Tod

Die palästinensische Terrororganisation will ihre Herrschaft über Gaza fortsetzen. Nun redet der US-Präsident Klartext

von Anna Ringle  16.10.2025

Erinnerung

Gedenken an erste Deportationen aus Berlin am »Gleis 17«

Deborah Hartmann, Direktorin der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz, warnte mit Blick auf das Erstarken der AfD und wachsenden Antisemitismus vor einer brüchigen Erinnerungskultur

 16.10.2025

Jakarta

Zwischen Schalom und Boykott

Staatschef Subianto hatte zuletzt Friedensbotschaften an Israel ausgesendet. Bei den Turnweltmeisterschaften in Jakarta sind israelische Sportler hingegen nicht willkommen

von Michael Thaidigsmann  16.10.2025

Hamburg

Zeuge vermittelte Kontakt vor Entführung der Block-Kinder

Wie kamen die mutmaßlichen Entführer in Kontakt mit der Familie Block? Diese Frage beschäftigt das Landgericht Hamburg derzeit im Prozess. Eine israelische Sicherheitsfirma spielt weiterhin eine Rolle

von Stephanie Lettgen  16.10.2025

Meinung

Amichai Chikli: Ein Minister gegen die Diaspora

Statt die Beziehungen zu den Juden außerhalb Israels zu pflegen, gefährdet der Diasporaminister diese. Jüngstes Beispiel: Auf Einladung des Likud-Politikers besucht derzeit der britische Rechtsextremist Tommy Robinson den jüdischen Staat

von Ruben Gerczikow  16.10.2025

Nachruf

Freund der Freiheit, Freund Israels

Richard Herzinger war ein lebenslanger Streiter gegen Autoritarismus und Antisemitismus. Nun ist der Publizist und Ausnahme-Intellektuelle im Alter von 69 Jahren gestorben

von Marko Martin  16.10.2025

Nahost

Trump zeigt Verständnis für mutmaßliche Hamas-Hinrichtungen

Videos sollen zeigen, wie Hamas-Mitglieder brutal mit Rivalen abrechnen. In Ramallah spricht man von »abscheulichen Verbrechen«. Israel sieht aus anderen Gründen einen Verstoß gegen die Waffenruhe

 16.10.2025

Hochschulen

Jüdische Studenten fordern mehr Schutz vor Antisemitismus

Seit dem 7. Oktober hat der Antisemitismus an Hochschulen deutlich zugenommen. Was können Universitäten tun? Die JSUD hat einen Katalog veröffentlicht

von Nikolas Ender  16.10.2025