Einspruch!

Ins gelobte Russland

Lena Gorelik Foto: dpa

Einspruch!

Ins gelobte Russland

Lena Gorelik rätselt, ob Wladimir Putins Angebot, die Juden sollten zu ihm kommen, ernst gemeint ist

von Lena Gorelik  25.01.2016 16:06 Uhr

Es gibt da mit Herrn Putin immer wieder diese Situationen, die er selbst so sichtlich genießt: Wenn der Rest der Welt nicht genau weiß, was es mit seinen Aussagen auf sich hat, ob er gerade spielt, ob er es ernst meint, oder ob er, was vielleicht die unangenehmste Variante ist, damit spielt, ob er es ernst meint.

Wenn er zum Beispiel sagt, dass er sich nicht sicher ist, wie demokratisch all die Regierungen sind, die von Russland mehr Demokratie fordern. Oder wenn er den starken Mann markiert, der mit kräftigen Oberarmen und nacktem Oberkörper Probleme löst.

Flüchtlinge Jüngst sagte er, sich dabei genüsslich zurücklehnend, zum Präsidenten des Europäisch-Jüdischen Kongresses, wenn die Lage in Europa sich durch den Zuzug von Flüchtlingen derart zuspitze, dass Juden über Auswanderung nachdächten, dann seien sie alle in Russland herzlich willkommen: »Sie sollen zu uns kommen. Wir sind bereit.«

Er lehnt sich zurück und spricht diese Worte in einem Land, das Juden, seit die Grenzen zum Westen sich Anfang der 90er-Jahre geöffnet haben, beinahe panikartig zu Hunderttausenden verlassen hatten; in einem Land, in dem der – auch vom Staat geduldete und manchmal forcierte – Antisemitismus zum Alltag gehört; ein Land, in dem führende Medien öffentlich die Schuld an jedem Elend den Juden geben.

Dies wohl wissend – und zudem wissend, dass sich auch die Juden in Europa dieser Tatsachen bewusst sind –, kann er nur zweierlei bezwecken: Vielleicht will er, wie ein pubertierender Schuljunge, einmal wieder die Welt schockieren.

Oder aber er nutzt die Möglichkeit, Europa und insbesondere Deutschland in seinem eigenen Land noch weiter zu diffamieren. Jede Ablehnung Europas und der Entwicklungen hierzulande durch sein Volk, weiß Putin, der sicher nicht unbeteiligt an dem nachtschwarzen Bild ist, das derzeit in den russischen Medien von den Zuständen hier gezeichnet wird, bedeutet mehr Zustimmung für ihn.

Die Autorin ist Schriftstellerin in München.

Meinung

Wieder ein Milliarden-Blankoscheck für Palästina?

Europa will den Wiederaufbau Gazas mit 1,6 Milliarden Euro fördern. Glaubt man in Brüssel wirklich, durch Scheckbuchdiplomatie etwas zum Besseren verändern zu können?

von Jacques Abramowicz  07.11.2025

Jerusalem

Bischof Azar bedauert Irritation durch »Völkermord«-Äußerung

Weil er in einem Gottesdienst in Jerusalem von »Völkermord« an den Palästinensern sprach, hat der palästinensische Bischof Azar für Empörung gesorgt. Nun bedauert er, dass seine Worte Irritation ausgelöst haben

von Christine Süß-Demuth  07.11.2025

Berlin

Israelfeindliche Aktivisten besetzen ZDF-Hauptstadtstudio

Die Polizei musste die Besetzung beenden

 07.11.2025

Medienbericht

Katar soll mutmaßliches Missbrauchsopfer von Karim Khan ausspioniert haben

Das Emirat scheint sich in den Skandal um den Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs eingemischt zu haben, wie Recherchen nun zeigen

 07.11.2025

Berlin

Sarah Wedl-Wilson räumt Defizite bei Fördermittel-Vergabe ein

Wurden Gelder für Projekte gegen Antisemitismus rechtswidrig verteilt? Das werfen Grüne und Linke der Kultursenatorin vor. Nun äußert sie sich

 07.11.2025

Diplomatie

Kasachstan will sich den Abraham-Abkommen anschließen

US-Präsident Donald Trump kündigte den Schritt wenige Tage vor dem Besuch des saudischen Kronprinzen im Weißen Haus. Auch Saudi-Arabien solle seine Beziehungen zu Israel normalisieren, so die Hoffnung des US-Präsidenten

 07.11.2025

Antiisraelischer Beschluss

Linken-Spitze distanziert sich von Parteijugend

Die Linksjugend Solid wirft Israel unter anderem einen »kolonialen und rassistischen Charakter« vor – und löst in der Partei Empörung aus

 06.11.2025

Urteil

Betätigungsverbot für israelfeindlichen Aktivisten war rechtswidrig

Ghassan Abu-Sittah, der der israelischen Armee vorwirft, vorsätzlich Kinder zu töten, hätte auf dem »Palästina-Kongress« sprechen dürfen

 06.11.2025

Terrorismus

Nach Hamas-Festnahme: Waffenfund in Österreich

Der österreichische Verfassungsschutz stellte fünf Faustfeuerwaffen und zehn Magazine sicher

 06.11.2025