Debatte

»In sozialen Medien hieß es sofort: ‚Der Jude lügt‘ «

Gil Ofarim Foto: imago/Future Image

Die Aufregung um den Fall des Sängers Gil Ofarim ist aus Sicht des Bundesbeauftragten Felix Klein ein Rückschlag im Kampf gegen Antisemitismus. »Als Zweifel an der Darstellung von Gil Ofarim laut wurden, hieß es in den sozialen Medien sofort: ‚Der Jude lügt‘«, kritisierte der Antisemitismus-Beauftragte in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur. »Die ganze Sache hat insofern eher geschadet.«

Ofarim hatte Anfang Oktober erklärt, ein Mitarbeiter eines Leipziger Hotels habe ihn beim Einchecken aufgefordert, seine Kette mit Davidstern zu verbergen. Ofarim erstattete Anzeige. Der beschuldigte Hotelmitarbeiter bestritt die Vorwürfe und zeigte Ofarim seinerseits wegen Verleumdung an. 

Klein, der Beauftragte der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus, sagte: »Ich weiß natürlich auch noch nicht, was letztlich herauskommt. Es kann gut sein, dass am Ende Aussage gegen Aussage steht und dass alle Verfahren eingestellt werden.« Das ändere aber nichts an der Problematik. »Jeder sollte seine jüdische Identität zeigen können«, sagte Klein. 

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Antisemitismus gebe es im Alltag viel zu oft und die Betroffenen sollten dies anzeigen. »Der Druck, den Gil Ofarimund auch der Zentralrat der Juden gespürt haben, wirkt da eher abschreckend auf die Betroffenen«, sagte Klein. »Jüdinnen und Juden leben mit dem latent vorhandenen Antisemitismus. Oft ist der Reflex, das eigene Jüdischsein zu verbergen. Dies ist durch die Diskussion über Gil Ofarim noch verstärkt worden. Das bedaure ich sehr.«

Die Leipziger Staatsanwaltschaft hatte diese Woche erklärt, ihr liege nun ein weiteres Gutachten zum Fall Ofarim vor. Dafür hatten Ermittler die Szene in dem Leipziger Hotel im Dezember nachgestellt und mit den Überwachungskameras aufgezeichnet. Zu Details äußerte sich die Anklagebehörde aber nicht. dpa

Meinung

Die neue AfD-Jugendpartei ist kein bisschen weniger extrem

Die »Junge Alternative« wurde durch die »Generation Deutschland« abgelöst. Doch die Neuordnung der AfD-Jugendorganisation diente keineswegs ihrer Entradikalisierung

von Ruben Gerczikow  02.12.2025

Berlin

Zentrum für Politische Schönheit errichtet »Walter Lübcke Memorial« vor CDU-Zentrale

Am Freitag soll außerdem eine Gedenkveranstaltung mit Michel Friedman durchgeführt werden

 02.12.2025

Berlin

Israel-Flagge vor Rotem Rathaus eingeholt

Nach mehr als zwei Jahren wurde die Fahne am Dienstag vom Mast geholt. Die Hintergründe

 02.12.2025

Berlin

Steinmeier erinnert an Stiftungsgründung für NS-Zwangsarbeiter

Im Jahr 2000 gründeten die deutsche Wirtschaft und der Bund nach langem Vorlauf die Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft. Millionen NS-Opfer erhielten zumindest einen symbolischen Betrag

 02.12.2025

Rechtsextremismus

Fragezeichen nach skurriler Rede bei AfD-Jugendkongress 

Wer steckt hinter dem mysteriösen Auftritt des Mannes, der mit einer Rede im Hitler-Stil den Gründungskongress der AfD-Jugend aufmischte? Ihm droht der Parteiausschluss

von Jörg Ratzsch  01.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  01.12.2025 Aktualisiert

Kommentar

Schiedsgerichte sind nur ein erster Schritt

Am 1. Dezember startet die Schiedsgerichtsbarkeit NS-Raubkunst. Doch es braucht eine gesetzliche Regelung auch für Werke in Privatbesitz, meint unser Gastautor

von Rüdiger Mahlo  01.12.2025

Das Ausmalbuch "From the river to the sea" in einer Buchhandlung in Zürich.

München

Hugendubel streicht antisemitisches Kinderbuch aus Sortiment

»Sofort nach Kenntnisnahme über dessen Existenz« sei das Malbuch entfernt worden, heißt es aus dem Unternehmen

 01.12.2025

Berlin

Karoline Preisler bei Marsch gegen Antisemitismus

»Es ist ganz besonderer Marsch, weil Männer Frauen und Kinder, Menschen aus ganz Deutschland und darüber hinaus zusammengekommen sind«, sagt die Juristin und Politikerin

 01.12.2025