AfD

In Bewegung

AfD-Demonstration in Schwerin am 21. November Foto: dpa

Nun ist er da: Der »heiße politische Herbst«, den die Bundesvorsitzende der Alternative für Deutschland (AfD), Frauke Petry, zum Ende des Sommers angekündigt hatte. Mit dem Anstieg der Flüchtlingszahlen stiegen seither auch die Umfragewerte der rechtspopulistischen Partei. Und gleich nach dem ersten vermeldeten Zuwachs verkündete die AfD ihre »Herbstoffensive« aus etlichen Informationsveranstaltungen und Anti-Asyl-Kundgebungen im ganzen Land, auf denen das Mantra »Merkel muss weg« seinen einstudierten Platz hat.

Während die Flüchtlingszahlen weiter zunehmen und der Kampagnenaktivismus anhält, steigen die Umfragewerte der AfD an. Dieser Zusammenhang ist längst belegt: Nach zweistelligen Zustimmungswerten in den östlichen Bundesländern, wo sie es mit entsprechenden Wahlergebnissen im Vorjahresherbst bereits in die Landtage von Brandenburg, Thüringen und Sachsen geschafft hat, würde sie deshalb in der aktuellen Situation auch in den meisten westlichen Bundesländern die Fünf-Prozent-Hürde zum Einzug in die Regionalparlamente nehmen.

Flächenstaat Gemeinsam mit den Abgeordneten in den Fraktionen von Bremen und Hamburg kommt die AfD inzwischen auf 41 Landtagsmandate: Mit einem Erfolg in einem westdeutschen Flächenstaat würde sie ihrem mittelfristigen Ziel, in den Bundestag einzuziehen, deutlich näher kommen. Und weil sie die erste deutlich rechte Partei in der Bundesrepublik wäre, der dies gelingt, wächst mit den Erfolgen auch die Zustimmung zur AfD in der rechtsextremen Szene. Weniger aus inhaltlichen, mehr aus strategischen Gründen: Denn an Wahlerfolge der NPD, die sich noch immer als parlamentarischer Arm der Bewegung versteht, glaubt außer deren zweckoptimistischen Funktionären niemand mehr.

Unterdessen gibt sich die AfD rechtsoffen: Zwar verweist sie vor Beginn ihrer öffentlichen Kundgebungen jeweils darauf, dass rechtsradikale Symboliken und Parolen streng untersagt sind. Aber zu diesen Gelegenheiten sind überall bekennende Rechtsextremisten dabei: In Mainz waren es bei einer Kundgebung auf dem Gutenbergplatz am vergangenen Wochenende Hooligans aus dem Fanumfeld des 1. FC Kaiserslautern, die schon bei der offen rechtsextremistischen antisemitischen Sammlungsbewegung der »Hooligans gegen Salafisten« mitgemacht haben.

Anfang November, als rund 5000 Menschen dem Ruf der AfD nach Berlin-Mitte gefolgt waren, bot sich dem Betrachter dort ein Spiegelbild der fremdenfeindlichen Pegida-Demonstrationen in Dresden: mit identischen Themen (Anti-Asyl), identischen Schlachtrufen (»Lügenpresse«, »Merkel muss weg«) und einer nennenswerten personellen Schnittmenge, in der sich zahlreiche Rechtsextremisten aus der weitläufigen ostdeutschen Provinz um Berlin tummelten.

Vor allem bei den wöchentlichen Demonstrationen der AfD in Magdeburg und Erfurt versammelt sich die harte rechtsextreme Szene hinter den Fahnen der AfD. Die Partei nimmt das in Kauf und sendet sogar Willkommenssignale an Sympathisanten aus der rechtsextremen Szene. Ihre Spitzenfunktionäre sehen ihre Partei »auch als Pegida-Partei« (NRW-Landeschef Marcus Pretzell), Pegida-Anhänger sind für sie »natürliche Verbündete« (AfD-Vize Alexander Gauland). Selbst treten die AfD und ihr Personal nicht offen antisemitisch auf. Aber die Partei lockt immer mehr Menschen an, die von einem solchen Geist erfüllt sind. Und sie lässt das zu.

Weltkrieg Bei einer AfD-Veranstaltung zur Flüchtlingskrise im rheinischen Euskirchen Anfang des Monats konnten Reporter des WDR diesen Geist dokumentieren: Nicht schutzbedürftige Flüchtlinge müssten zurückgeschickt werden, sagte dort einer der Teilnehmer. »Wenn sich die Flüchtlinge nicht zurückschicken lassen?«, fragte ein anderer. Die Antwort: Man müsse sich nur an den Zweiten Weltkrieg erinnern – was »wir« da mit den Juden gemacht haben. Da habe es ja auch Möglichkeiten gegeben. Bald werde »etwas anderes gar nicht mehr möglich sein«.

Zwar distanzierte sich der nordrhein-westfälische AfD-Vorsitzende Pretzell von diesen Einlassungen, zugleich gehört er selbst zu den AfD-Protagonisten, die von vielen rechtsextremistischen Sympathisanten als Türöffner gesehen werden. »Ich habe eigentlich nichts mit Parteien am Hut«, sagte einer der Demonstrationsteilnehmer der AfD-Kundgebung in Mainz, der sich selbst als »strammer Rechter« bezeichnete: »Aber Leute wie Gauland, Pretzell oder Höcke, die sorgen dafür, dass wir an Einfluss gewinnen.«

Debatte

Verbot durch US-Präsident Trump: Wie gefährlich ist die »Antifa-Ost« wirklich?

In einem ungewöhnlichen Schritt stuft die Trump-Regierung vier linksextreme Organisationen als Terrorgruppen ein - in Europa. Betroffen ist auch eine Gruppierung in Deutschland

von Luzia Geier  14.11.2025

Nahostkonflikt

Indonesien will 20.000 Soldaten für Gaza-Truppe bereitstellen

Der US-Plan für die Stabilisierung des Küstenstreifens sieht eine internationale Eingreiftruppe vor. Einige Staaten haben bereits Interesse bekundet

 14.11.2025

Terror

Mutmaßliches Hamas-Mitglied in U-Haft

Der Mann soll Waffen für Anschläge auf jüdische und israelische Ziele transportiert haben

 14.11.2025

Ehrung

Göttinger Friedenspreis für Leon Weintraub und Schulnetzwerk

Zwei Auszeichnungen, ein Ziel: Der Göttinger Friedenspreis geht 2026 an Leon Weintraub und ein Schulprojekt. Beide setzen sich gegen Rassismus und für Verständigung ein

von Michael Althaus  13.11.2025

Gastbeitrag

Kein Ende in Sicht

Der Antisemitismus ist in den vergangenen zwei Jahren eskaliert. Wer jetzt glaubt, dass es eine Rückkehr zum Status vor dem 7. Oktober 2023 gibt, macht es sich zu leicht. Denn auch vor dem »Schwarzen Schabbat« trat der Antisemitismus zunehmend gewaltvoller und offener zutage

von Katrin Göring-Eckardt, Marlene Schönberger, Omid Nouripour  13.11.2025

Israel

Altkanzlerin Merkel besucht Orte der Massaker

Angela Merkel besuchte den Ort des Nova-Festivals und den Kibbuz Nahal Oz

 13.11.2025

Schleswig-Holstein

Polizei nimmt weiteren Hamas-Terroristen fest

Mahmoud Z. soll ein Sturmgewehr, acht Pistolen und mehr als 600 Schuss Munition für Anschläge gegen jüdische und israelische Einrichtungen organisiert haben

 13.11.2025

Berlin

Israelfeindliche Aktivisten klettern auf Brandenburger Tor

Oben angelangt entrollten sie ein Banner, auf dem sie Israel Völkermord vorwarfen

 13.11.2025

Diplomatie

Israel drängt Merz auf Ende des Teilwaffenembargos

Der Bundeskanzler hatte am 8. August angeordnet, keine Güter auszuführen, die im Krieg gegen die Hamas verwendet werden könnten

 13.11.2025