Lahav Shapira

»Ich wurde angegriffen, weil ich für Israel einstehe«

Lahav Shapira (r.) im Krankenhaus Foto: screenshot Antonia Yamin

Am 2. Februar wurde Lahav Shapira von einem Kommilitonen vor einer Bar in Berlin-Mitte zusammengeschlagen. Shapira musste auf einer Intensivstation behandelt werden. Nun hat er erstmals einer deutschen Zeitung ein Interview gegeben und über die Tat und die Kampagne gegen ihn gesprochen.

»In den ersten eineinhalb Wochen habe ich nur schwer Luft bekommen, da ich im Mund, unter dem Auge und in der Nase Nähte hatte. Mein Gesicht ist immer noch angeschwollen, die Nase ist immer noch taub«, erzählt Shapira im Interview mit der »Welt«. Der Täter, Mustafa A., hatte ihm mehrere Knochen im Gesicht gebrochen. »Ich war vier Nächte im Krankenhaus und bin immer noch zu Hause, da ich mich noch erholen muss und so verbeult nicht rausgehen möchte.«

Während seines Aufenthalts in der Berliner Charité gab er auch dem israelischen Fernsehsender Kanal 12 ein Interview. Damals wollte Shapira sein Gesicht nicht zeigen. Der »Welt« stellt er jedoch ein Foto aus dem Krankenhaus zur Verfügung. Mit Bandagen und Pflastern im Gesicht und lila angeschwollenen Augen reckt er einen Mittelfinger in die Kamera.

https://twitter.com/ISefati/status/1760593561806901255

»Meine Nase war komplett durchgebrochen, auch ein Knochen in der Augenhöhle und in der Wange waren gebrochen. Ich habe im Gesicht zwei Metalleinsätze. Es gab eine geringe Hirnblutung, die sich zum Glück nicht ausgeweitet hat«, schildert Shapira der »Welt«.

Der Zeitung zufolge studiert Mustafa A. im dritten Semester Geschichte und Philosophie auf Lehramt an der Freien Universität (FU). Täter und Opfer kannten sich über WhatsApp-Gruppen. »Die Gruppen sind eigentlich für die Vernetzung von Lehramtsstudenten. In einer Gruppe bin ich Administrator und musste nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 mehrere Mitglieder entfernen, da diese zu antisemitischen Demonstrationen aufgerufen haben. Beispielsweise die Gruppierung ‚Klasse gegen Klasse‘ hat mehrfach vor der Uni zur Intifada aufgerufen«, so Shapira.

Die rausgeschmissenen Studenten hätten dann eine parallele Gruppe gegründet, Shapira hinzugefügt und ihm dort Gewalt angedroht. Auch auf Instagram wurde der 30-Jährige immer wieder an den Pranger gestellt. In Beiträgen wurde Shapira unterstellt, dass er ein gewalttätiger Provokateur sei. Auf X wurde er als »Rechtsradikaler« gebrandmarkt.

Lahav Shapira teilt die Einschätzung der Staatsanwaltschaft, dass er gezielt und aus antisemitischen Motiven niedergeschlagen wurde: »Ich wurde deshalb angegriffen, weil ich für das Existenzrecht Israels einstehe und nicht möchte, dass Israel ausgelöscht wird. Deshalb werde ich von bestimmten Gruppierungen als Zionist bezeichnet, was diese Gruppen als Beleidigung meinen.«

Die Universitätsleitung um FU-Präsident Günter Ziegler hat Mustafa A. ein dreimonatiges Hausverbot erteilt. Bei Lahav Shapira habe sich die Universität nur einmal gemeldet. »Ich musste die Uni aus dem Krankenhaus kontaktieren, um meine Biologie-Klausur zu verschieben, damit diese nicht als Fehlversuch gewertet wird – während ich gerade nicht richtig sprechen konnte. Da hätte ich mir mehr Unterstützung gewünscht.«

Er machte der Freien Universität außerdem Vorwürfe, zu wenig gegen Antisemitismus getan zu haben: »Die Unileitung hat den israelfeindlichen Gruppen viel zu viel Spielraum gewährt. Jüdische Kommilitonen und ich hatten das FU-Präsidium lange vor dem Angriff auf mich aufgefordert, diese Gruppen zumindest zu beobachten« Darüber hinaus soll sie die Arbeit gegen Antisemitismus den Studenten überlassen haben.

In einer Stellungnahme, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, hat die FU die in dem Interview erhobenen Vorwürfe zurückgewiesen. Die Universität habe israelfeindlichen Gruppen weder Spielräume eingeräumt, noch Lösungsansätze ignoriert, hieß es darin. ja/dpa

Niedersachsen

Moscheen in Hannover mit »Israel«-Schriftzügen besprüht

Unbekannte haben »Israel«-Schriftzüge auf mehrere Moscheen in Hannover geschmiert. Niedersachsens Antisemitismus-Beauftragter und die jüdische Gemeinde reagieren entsetzt

 11.12.2025

Berlin

Erstmals Chanukka-Feier im Bundestag

Zur Feier werden unter anderem der Antisemitismusbeauftragte Felix Klein und Zentralrats-Geschäftsführer Daniel Botmann erwartet

 11.12.2025

Block-Prozess

Mutmaßlicher Entführer-Chef: Aussage gegen sicheres Geleit

Hat Christina Block den Auftrag erteilt, ihre Kinder aus Dänemark zu entführen? Der mutmaßliche Chef der Entführer äußert sich dazu als Zeuge vor Gericht

 11.12.2025

Brigitte Macrons Ausfall gegen Aktivistinnen entfacht eine landesweite Debatte.

Frankreich

First Lady an Abittans Seite – und gegen Feministinnen

Brigitte Macrons Ausfall gegen Feministinnen wirft ein Schlaglicht auf Frankreichs Umgang mit Protest, sexueller Gewalt und prominenten Beschuldigten.

von Nicole Dreyfus  11.12.2025

Parteien

Justiz prüft Äußerungen nach Neugründung von AfD-Jugend 

Nach einer Rede beim AfD-Jugendtreffen prüft die Staatsanwaltschaft Gießen mögliche Straftatbestände

von Janet Ben Hassin  10.12.2025

Debatte

Merz, Trump und die Kritik an der Migration

Deutschlands Bundeskanzler reagiert auf die Vorwürfe des US-Präsidenten

von Jörg Blank  10.12.2025

Debatte

Wie umgehen mit Xavier Naidoo?

Der Sänger kehrt auf die großen Bühnen zurück. Ausverkaufte Hallen treffen auf Antisemitismus-Vorfälle, anhängige Verfahren und eine umstrittene Entschuldigung - und auf die Frage, wie man heute dazu steht

von Stefanie Järkel, Jonas-Erik Schmidt  10.12.2025

Initiative

Bayerns Landtag will Yad-Vashem-Bildungszentrum in Freistaat holen

Die Idee hatte die Ampel-Koalition von Olaf Scholz: Eine Außenstelle der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Deutschland. Der Bayerische Landtag hat sich nun für einen Standort im Freistaat ausgesprochen

von Barbara Just  10.12.2025

Paris/Brüssel

EU-Gaza-Hilfe: Französischer Politiker hat »große Bedenken«

Benjamin Haddad, Frankreichs Staatssekretär für Europafragen, hat die Europäische Kommission aufgefordert, ihre Zahlungen an NGOs, die im Gazastreifen operieren, besser zu überwachen

 10.12.2025