Lehre

»Historische Weichenstellung«

Foto: thinkstock

Mit großer Mehrheit hat der brandenburgische Landtag am Mittwoch eine Änderung des Hochschulgesetzes beschlossen und damit die Gründung der »School for Jewish Theology« der Universität Potsdam möglich gemacht. Das Gesetz soll im April in Kraft treten. Die jüdische Theologie mit fünf Professuren soll im Wintersemester an den Start gehen.

Brandenburgs Wissenschaftsministerin Sabine Kunst (parteilos) sprach von einer »historischen Weichenstellung« für ein »bundesweit beachtetes Modell«. Die wissenschafts- und religionspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Susanne Melior, nannte die Gesetzesänderung eine »historische Entscheidung«. Damit könne nun umgesetzt werden, was der liberale jüdische Reformer Abraham Geiger (1810–1874) bereits 1836 gefordert habe. Auch Vertreter der anderen Fraktionen begrüßten das Vorhaben. Theologische Studiengänge an staatlichen Hochschulen waren in Brandenburg bisher ausgeschlossen.

Augenhöhe »Brandenburgs Politik hat hier einen großen Schritt unternommen«, sagte der Rektor des Abraham Geiger Kollegs, Walter Homolka, nach dem Landtagsbeschluss dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die jüdische Theologie werde nun nach fast 200 Jahren als Universitätsfach in Deutschland etabliert und bewege sich damit künftig auf gleicher Augenhöhe mit den christlichen Theologien und den neuen islamischen Zentren.

Das Abraham Geiger Kolleg bildet als sogenanntes An-Institut seit 2001 in Kooperation mit der Universität Potsdam nichtorthodoxe Rabbiner aus und wird auch in den Studiengang einbezogen. Träger des öffentlich-rechtlichen Kollegs sind nach eigenen Angaben die Kultusministerkonferenz, das Bundesinnenministerium, das brandenburgische Kulturministerium und der Zentralrat der Juden in Deutschland. Der Wissenschaftsrat von Bund und Ländern hatte sich 2010 für die Gleichstellung der jüdischen mit den christlichen Theologien ausgesprochen.

Institutionalisierung Im Landtag stimmte am Mittwoch nur die CDU-Fraktion gegen die Änderung des Hochschulgesetzes. Zur Begründung hieß es, eine Regelung durch einen Staatsvertrag sei sinnvoller. Zugleich bekannte sich die CDU-Fraktion zur Institutionalisierung der jüdischen Theologie. Für einen Staatsvertrag stehen nach Aussage von SPD, Linken und Wissenschaftsministerium in Brandenburg keine Verhandlungspartner zur Verfügung. Die Einrichtung der jüdischen Theologie hätte sich damit weiter verzögert.

Kritik an den Regelungen kam auch von den Grünen. Die Finanzierung der jüdischen Theologie an der Universität sei nicht wie in einem Staatsvertrag verbindlich geregelt, betonte die wissenschaftspolitische Sprecherin Marie Luise von Halem. Dies könne bei Kürzungen von Hochschulmitteln zu Problemen führen. Melior kündigte an, die jüdische Theologie durch einen öffentlich-rechtlichen Vertrag abzusichern. Damit beschreite Brandenburg »einen ganz neuen Weg«.

Nächste Schritte Wissenschaftsministerin Kunst sagte, sie habe in der vergangenen Woche grünes Licht für die Einrichtung der Professuren für die jüdische Theologie gegeben. Das Gesetz mache nun den Weg frei für die nächsten Schritte. Der Landtag hatte Ende 2012 zusätzliche Mittel für zwei Professuren für die Jahre 2013 und 2014 beschlossen. Eine Professur soll innerhalb der Universität neu zugeordnet werden. Zwei weitere Professuren werden vom Bund finanziert. epd

Australien

Mann solidarisiert sich mit Sydney-Attentätern – Festnahme

Bei dem Verdächtigen wurden Einkaufslisten für den Bau einer Bombe und Munition gefunden. Es erging bereits Anklage

 24.12.2025

Washington

US-Regierung nimmt deutsche Organisation HateAid ins Visier

Die beiden Leiterinnen wurden wegen angeblicher Zensur amerikanischer Online-Plattformen mit Einreiseverboten belegt. Die Bundesregierung protestiert

 24.12.2025

Großbritannien

Israelfeindlicher Protest: Greta Thunberg festgenommen

In London treffen sich Mitglieder der verbotenen Gruppe Palestine Action zu einer Protestaktion. Auch die schwedische Aktivistin ist dabei. Die Polizei schreitet ein

 23.12.2025

Stockholm

Was bleibt von den Mahnungen der Überlebenden?

Der Schoa-Überlebende Leon Weintraub warnt vor der AfD und Fanatismus weltweit. Was für eine Zukunft hat die deutsche Erinnerungskultur?

von Michael Brandt  23.12.2025

Israel

Netanjahu warnt Türkei

Israel will die Zusammenarbeit mit Griechenland und Zypern stärken. Gleichzeitig richtet der Premier scharfe Worte an Ankara

 23.12.2025

New York

Mitglieder von Mamdanis Team haben Verbindungen zu »antizionistischen« Gruppen

Laut ADL haben mehr als 80 Nominierte entsprechende Kontakte oder eine dokumentierte Vorgeschichte mit israelfeindlichen Äußerungen

 23.12.2025

Düsseldorf

Reul: Bei einer Zusammenarbeit mit der AfD wäre ich weg aus der CDU

Die CDU hat jede koalitionsähnliche Zusammenarbeit mit der AfD strikt ausgeschlossen. Sollte sich daran jemals etwas ändern, will Nordrhein-Westfalens Innenminister persönliche Konsequenzen ziehen

 23.12.2025

Interview

»Diskrepanzen zwischen warmen Worten und konkreten Maßnahmen«

Nach dem Massaker von Sydney fragen sich nicht nur viele Juden: Wie kann es sein, dass es immer wieder zu Anschlägen kommt? Auch der Beauftragte der Bundesregierung gegen Antisemitismus, Felix Klein, sieht Defizite

von Leticia Witte  22.12.2025

Washington D.C.

Kritik an fehlenden Epstein-Dateien: Minister erklärt sich

Am Freitag begann das US-Justizministerium mit der Veröffentlichung von Epstein-Akten. Keine 24 Stunden später fehlen plötzlich mehrere Dateien - angeblich aus einem bestimmten Grund

von Khang Mischke  22.12.2025