Debatte

Heftiger Schlagabtausch im Studio: So war das TV-Duell Höcke gegen Voigt

Björn Höcke (AfD) und Mario Voigt (CDU Foto: picture alliance/dpa

Europa, Wirtschaft, Migration: In einem Fernsehduell hat sich der Thüringer CDU-Chef Mario Voigt einen heftigen Schlagabtausch mit dem AfD-Faschisten Björn Höcke geliefert. Die beiden Spitzenkandidaten für die Landtagswahl in Thüringen im September warfen sich dabei am Donnerstagabend im TV-Sender Welt gegenseitig vor, Deutschland und der deutschen Wirtschaft zu schaden.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Sie attackierten sich auch persönlich. »Sie sind Gift für das Land, das meine Heimat ist«, warf Voigt dem AfD-Politiker vor, der vom Landesverfassungsschutz als Rechtsextremist gewertet wird. Höcke konterte, Voigt äußere sich populistisch und verstehe seine Argumente nicht. Beim Thema Migration ging Höcke Voigt frontal an: »Sie riskieren jetzt hier die große Lippe.«

Thüringen wählt am 1. September einen neuen Landtag. In jüngsten Umfragen lag die AfD mit Werten zwischen 29 und 31 Prozent im Land auf Platz eins, obwohl der Landesverband vom Thüringer Verfassungsschutz als gesichert rechtsextrem eingestuft und beobachtet wird.

Voigts CDU rangiert in Umfragen mit Werten zwischen 20 und 21 Prozent auf Platz zwei. Die Linke von Ministerpräsident Bodo Ramelow sowie seine Koalitionspartner SPD und Grüne liegen in Umfragen dahinter. Bei der Fernsehsendung waren sie nicht vertreten.

»Eine Katastrophe für Deutschland«

Voigt und Höcke hatten sich nach einem Streit über die Europapolitik auf der Plattform X (früher Twitter) zu dem TV-Duell verabredet. Europa war dann auch das erste Streitthema in der Sendung, die von den beiden Welt-Journalisten Tatjana Ohm und Chefredakteur Jan Philipp Burgard moderiert wurde.

Voigt warnte vor den Folgen der europapolitischen Vorstellungen von Höcke, der wolle, dass die Europäische Union sterbe. »Das wäre eine Katastrophe für Deutschland, das wäre der Abstieg für Deutschland.« Die EU sei nicht perfekt, »aber es ist ein Haus, das uns immer beschützt hat«, sagte er.

Höcke sagte hingegen, Deutschland müsse raus aus der EU. Der 52-Jährige forderte einen »lockeren Bund europäischer Staaten«. Höcke kritisierte Bürokratie in der EU und hohe Energiepreise. Die AfD sei auch für einen gemeinsamen Markt und den Schutz der Außengrenzen. »Ansonsten brauchen wir Selbstständigkeit«, sagte er.

»Geld ist da«

Mit Blick auf die Wirtschaftslage warf Höcke dem CDU-Politiker Voigt vor, einer »Wohlstandsvernichterpartei« anzugehören. »Das Geld ist da, es wird nur nicht für deutsche Interessen ausgegeben«, sagte Höcke.

Der CDU-Politiker Voigt zog eine harte Linie in der Migrationspolitik - ein klassisches Thema der AfD. Er sagte, illegale Migration sei ein Riesenproblem, die Lösung sei: »Null illegale Migration in Deutschland«.

Höcke sprach von »Remigration«, blieb aber sehr vage, wer Deutschland aus seiner Sicht verlassen solle. Stattdessen verwendete er den Begriff in einem bisher wenig gebrauchten Sinn: Es gehe um Rückholung deutscher Auswanderer zurück ins Land. 

Über den Begriff »Remigration« gibt es eine Debatte seit den Enthüllungen über ein Treffen radikaler Rechter in Potsdam, wo darüber gesprochen wurde. Wenn Rechtsextremisten den Begriff verwenden, meinen sie in der Regel, dass eine große Zahl von Menschen ausländischer Herkunft das Land verlassen soll - auch unter Zwang.

Duell dauert länger als angekündigt

Das TV-Duell dauerte deutlich länger als die ursprünglich angesetzten 45 Minuten. Themen waren dann auch der Ukraine-Krieg und die Erinnerungskultur - also das Gedenken an die deutschen Verbrechen und den Holocaust während der NS-Zeit. Höcke hatte sich dazu in der Vergangenheit »vielschichtig« geäußert.

Jetzt sagte er: »Der Holocaust war eine Schande. Das stellt niemand in Abrede.« Er wolle aber eine positive Identität für Deutschland. »Mit einer negativen Identität kann man die Zukunft nicht gewinnen«, sagte Höcke. Voigt sagte zum Thema Patriotismus: »Ich liebe mein Land, aber ich hasse keine anderen.«

Eine Woche vor einem Prozess gegen Höcke wegen des Gebrauchs der NS-Parole »Alles für Deutschland« verteidigte der AfD-Landeschef seine Wortwahl. Er habe sie in einer freien Wahlkampfrede genutzt und letztlich »America First« von Donald Trump frei interpretierend ins Deutsche übertragen. Nach Nachfrage sagte Höcke, er habe während der Rede nicht gewusst, dass »Alles für Deutschland« eine SA-Parole sei. Er handele sich um einen Allerweltsspruch.

Das TV-Duell war vorab sehr kontrovers diskutiert worden. Kritisiert wurde zum einen der Termin am Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald nahe Weimar.

Der Hauptkritikpunkt war indes, dass dem als Rechtsextremisten beobachteten Höcke eine bundesweite Bühne geboten werde. dpa/ja

New York

Tucker Carlson ist »Antisemit des Jahres«

Die Organisation StopAntisemitism erklärt, ausschlaggebend seien Beiträge, in denen er erklärten Judenhassern, Holocaustleugnern und extremistischen Ideologen eine große Bühne geboten habe

 22.12.2025

In eigener Sache

Die Jüdische Allgemeine erhält den »Tacheles-Preis«

Werteinitiative: Die Zeitung steht für Klartext, ordnet ein, widerspricht und ist eine Quelle der Inspiration und des Mutes für die jüdische Gemeinschaft

 21.12.2025

Gaza/Westjordanland

Umfrage: Mehr als die Hälfte der Palästinenser befürwortet die Massaker vom 7. Oktober 2023

Klare Mehrheit der Palästinenser zudem gegen Entwaffnung der Hamas

 21.12.2025

Interview

»Die Zustände für Juden sind unhaltbar. Es braucht einen Aufstand der Anständigen«

Zentralratspräsident Josef Schuster über den islamistischen Anschlag von Sydney und das jüdische Leben in Deutschland nach dem 7. Oktober

 21.12.2025

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  20.12.2025

Faktencheck

Berichte über israelischen Pass Selenskyjs sind Fälschung

Ukrainische Behörden ermitteln wegen hochrangiger Korruption. Doch unter diesen Fakten mischen sich Fälschungen: So ist erfunden, dass bei einer Razzia ein israelischer Pass Selenskyjs gefunden wurde

 20.12.2025

Analyse

Ankaras Machtspiele

Manche befürchten schon einen »neuen Iran«. Warum Israel die Türkei zunehmend als Bedrohung wahrnimmt

von Ralf Balke  20.12.2025

Bundestag

Zentralrat verteidigt Weimers Gedenkstättenkonzept

Der Ausschuss für Kultur und Medien hörte Experten zu der Frage an, ob über den Holocaust hinaus auch andere Verbrechen Teil der deutschen Erinnerungskultur sein sollen

 19.12.2025

Frankreich

Drei Jahre Haft für antisemitisches Kindermädchen

Ein französisches Gericht hat eine Algerierin zur einer Gefängnisstrafe verurteilt, weil sie einer jüdischen Familie Reinigungsmittel ins Essen, Trinken und die Kosmetika mischte

 19.12.2025